Dienstag, 1. August 2023

Die Hand Gottes

Heute, ihr lieben Mitmenschen da draußen, gibt es wieder Vermischtes.

Viel habe ich in den vergangenen Wochen nicht gesehen.

Jedenfalls nichts, was man besonders hervorheben sollte.

Oh doch!

Ich hatte nämlich das außerordentliche Vergnügen, zum ersten Mal überhaupt einen echten Schwalbenschwanz hier in Ostfriesland zu fotografieren. 

Später mehr dazu.

Eigentlich sollte es in diesem Beitrag ja um die Gartenrotschwänze vor meiner eigenen Wohnungstür gehen, doch die sind immer noch anwesend und ich verspüre keine große Lust, einen Zweiteiler aus ihnen zu machen, sodass ich heute umschwenken und über andere Vögel, aber auch über diverse Insekten berichten muss.

Darüber hinaus halte ich es für erwähnenswert, dass es einen Wetterumschwung gegeben hat. 

Viel Regen ist in Ostfriesland vom meist grauen Himmel herabgefallen, um endlich das viel zu trockene platte Land ein wenig zu wässern, und die Hauener Pütten haben jetzt einen perfekten Pegel. Noch vor einigen Wochen hatte ich die Befürchtung gehegt, die limikolenmäßig so wichtige Fläche an der Straße zum Leuchtturm könnte das dritte Jahr in Folge komplett austrocknen, doch wenn es regenmäßig so weitergeht wie zuletzt, dann muss man eher befürchten, dass sie überläuft.

Okay, ich übertreibe etwas.

Und natürlich ist jeder Tropfen herzlich willkommen! 

Überhaupt bin ich kein Freund von großer Hitze und ewigem Sonnenschein. Birden kann man ohnehin viel besser an bedeckten Tagen, weil man dann kein verficktes Gegenlicht ertragen muss und nach allen Richtungen blicken kann, ohne die Augen permanent zusammenkneifen zu müssen. 

Das versteht ihr doch, oder?

Ein junger Löffler über den Hauener Pütten:


one (juvenile) of currently 200 Spoonbills resting at so called Hauener Pütten

Heute ist Sonntag, und der geile VfL Osnabrück hat gestern sein Auftaktspiel in der 2. Bundesliga gegen den Karlsruher SC mit 2:3 verlören, doch Angst vor dem Abstieg braucht man jetzt noch nicht zu haben, denn weitere 33 Partien stehen noch aus.

Vor einigen Jahren muss ein echter VfL-Fan irgendwo am Utlandshörn seinen Urlaub verbracht haben, denn gleich drei verschiedene Aufkleber, an verschiedenen Deichtoren angebracht, zeugen noch heute von seiner Anwesenheit.

Einer dieser Aufkleber sieht so aus:


a VfL-fan musst have spent his vacation somewhere in Ostfriesland, as this sticker proves

Ihr seht, der ist nicht mehr ganz so frisch, und trotzdem ist er mir in den letzten Jahren nicht ein einziges Mal aufgefallen. 

Und die beiden anderen habe ich auch viele Male übersehen!

Seht:


a second one

Meine Augen sind halt mehr oder weniger ausschließlich auf die Vogelwelt gerichtet, wenn ich am Deich unterwegs bin.

Kinners, welch tolle Art verbirgt sich in der Masse der auffliegenden Seemöven





who is hiding among all these Black-headed and Common Gulls?

Es geht um einen Einzelvogel, die Auflösung folgt unten. 

Sieht so vielleicht die Hand Gottes aus?





God's hand?

Das wird später verraten, ihr ungebügelten Oberhemden da draußen.

In den Hauener Pütten übersommert zurzeit eine adulte Blässgans:


this White-fronted Goose spends the summer at Hauener Pütten

Für eine bessere Perspektive habe ich mich auch auf den nassen Boden gelegt, obwohl die bösen Graugänse zuvor nahezu die ganze Fläche vollgekackt hatten, diese Bastarde:



same

Eine Blässgans im Juli in Ostfriesland ist viel unwahrscheinlicher als zum Beispiel eine Nonnengans.

Letztere kann man nämlich auch mitten im Sommer in durchaus ansehnlichen Trupps antreffen, sehr zum Leidwesen der Landwirte, die die vielen Gänse am liebsten in ihrem Bestand reduzieren oder besser gleich ganz abschaffen würden.

Diese junge Graugans ahnt nicht einmal, wie sehr sie von vielen Menschen gehasst wird:















juvenile Greylag Goose

Entdeckt hatte ich die Blässgans bereits am 13. Juli.

Und sie hält sich nach wie vor unter wenigen Graugänsen auf einer bestimmten Fläche am Rande der Pütten auf.

Zwei weitere Bilder:



same

Am 14. Juli sah ich diesen Austernfischer bei Manslagt auf einer Greifvogelwarte auf dem Deich herumstehen:


this Oystercatcher pretended to be a raptor

Wahrscheinlich hielt er sich für einen Mäusebussard oder so.

Zwei Tage später schoss ich bei sehr schlechtem Licht einen Trupp Alpenstrandläufer in den Hauener Pütten ab:


Dunlin

Ein Schwarzkehlchen stand am 7. Juli nahe dem Diekskiel auf fruchtendem Ampfer (oder so) herum. 

Das sah ganz hübsch aus im Morgenlicht:



male Stonechat

Unweit dieses Ortes entdeckte ich am 11. Juli einen Stelzenläufer, der sich aber hemmungslos der Tagträumerei hingab und seinen langen Schnabel tief ins Mantelgefieder geschoben hatte:



fake Black-winged Stilt

Als der Vogel schließlich doch aufwachte, sah er eher wie ein Austernfischer aus:


an Oystercatcher

Ein echter Stelzenläufer, eine Dame, wurde dann am 16. Juli von einer Norder Beobachterin in den Hauener Pütten gefunden.

Erst drei Tage später konnte er dann von mir "wiederentdeckt" werden:


a true (female) Black-winged Stilt was found on July 16 by a birdwatcher from Norden

Der Vogel musste sich zwischenzeitlich auf einer der hinteren, von der Straße aus nicht einsehbaren Flächen aufgehalten haben. 

Seit einigen Tagen hat er aber seinen festen Ankerplatz gefunden:


same  

Jetzt kann man ihn ganz verlässlich direkt neben der Straße bei der Nahrungssuche beobachten:


same

Am 22. Juli habe ich diese Stelzenläuferin von der Beobachtungshütte aus und somit quasi quer über die ganze Fläche hinweg in Bildern festgehalten. 

Wenn eure Nasenspitze den Monitor berührt, habt ihr eine realistische Chance, sie zu erkennen:


same

Ältere Menschen wie ich müssen dann aber eine Lesebrille aufsetzen.

Oh, ein junger Steinschmätzer:


juvenile Northern Wheatear

Ich begegnete ihm am 16. Juli auf der Deichbaustelle bei Manslagt, wo es im Moment so ausschaut:



habitat (dike construction area)

Das war glatt gelogen, das Bild stammt aus 2022.

Alljährlich kann man solche Jungvögel, die aber schon komplett selbstständig sind, ab Anfang Juli auf dem ostfriesischen Festland beobachten. Manchmal auch zu zweit oder gar zu dritt!

Schnell wird daraus eine Brut gemacht, wenn es einem Gucker an Erfahrung mangelt. Doch solche Vögel stammen von den Inseln und, in vielen Fällen durch Ringfunde belegt, nicht selten von Norderney.

Der Steinschmätzer brütet in Ostfriesland längst nur noch auf den Eilanden. 1985 (vgl. Atlas der Brutvögel Niedersachsens 1981-1995) war er noch an mehreren Orten als Brutvogel auf dem Festland nachgewiesen worden, doch all diese Brutplätze dürften spätestens seit der Jahrtausendwende verwaist gewesen sein. 

Trotzdem taucht der Steinschmätzer im (auch nicht mehr ganz neuen) Atlas der Brutvögel in Niedersachsen und Bremen 2005-2008 als Brutvogel des ostfriesischen Festlandes auf. Geradezu wie Perlen auf einer Kette reihen sich die Reviere entlang des Deiches aneinander, von der Knock im Süden bis nach Norddeich und darüber hinaus.

Dabei gibt es dort nicht einmal Bruthöhlen. 

Und fast alle Punkte auf der Karte sind grün.

Und grüne Punkte stehen in dieser Arbeit für Neubesiedlung (im Vergleich mit der ersten Arbeit)!

Kartiert worden war in den Jahren 2005-2008. 2009, also nur ein Jahr nach dem Ende des Erfassungszeitraumes, bin ich nach Ostfriesland gezogen. 

In all den Jahren habe ich nicht einen einzigen singenden oder gar Nachwuchs versorgenden Steinschmätzer gesehen!

Nicht einmal auf dem Rysumer Nacken, wo es damals weite Brachflächen gab mit Steinhaufen und Unordnung, wie sie dieser Vogel doch so liebt. Und auch im ebenfalls aus meiner damaligen Sicht so geeigneten, weil ähnlich strukturierten Emder Hafen war mir der Steinschmätzer immer nur als Durchzügler begegnet. Und ich kannte beide Gebiete schon lange vor meinem Umzug nach Ostfriesland sehr gut, also auch schon in jenem Zeitraum, als hier die Daten für den Verbreitungsatlas erarbeitet wurden. 

Das bedeutet, die während der Kartierungen erfassten Reviere waren fast alle neu (wieder im Vergleich mit dem Vorgängerprojekt), aber pünktlich zu meinem Unzug wieder aufgegeben worden. Das ist für einen Vogel, der sich seit Jahrzehnten niedersachsen- und bundesweit zahlenmäßig im freien Fall befindet, eher unwahrscheinlich. 

Meiner Meinung nach ist das sogar ausgeschlossen.

Und nochmal: Schon vor meinem Umzug nach Ostfriesland waren mir die Gebiete sehr gut bekannt.

Der Steinschmätzer fällt auf, wenn er ein Revier besetzt hält, und das nicht nur wegen seines Fluggesanges! Ich kenne die Art zur Genüge aus Südosteuropa, aber auch aus dem Landkreis Osnabrück, wo zumindest vor meinem Umzug noch Steinschmätzer im Venner Moor brüteten und vielleicht auch heute noch zwischen zum Trocknen aufgeschichteten Torfballen brüten.

Hinweise auf Bruten hier in Ostfriesland hat es auch noch nach meinem Umzug wider besseres Wissen gleich mehrere Male gegeben, doch sie stammten ausnahmslos von Menschen, die die Vögel und auch ihre eigenen Bestimmungsgrenzen nicht kennen. In drei Fällen konnte der Brutverdacht rasch durch mich entkräftet werden, und die verantwortlichen Beobachter zeigten sich auch einsichtig, doch ein weiterer Fall war einfach nur grotesk.

Ein inzwischen pensionierter Ranger aus Norden (ich nenne keinen Namen) berichtete mir nämlich bei einem zufälligen Aufeinandertreffen bei Manslagt (ich konnte nicht schnell genug fliehen, als ich ihn kommen sah, da war auch kein Busch, hinter dem ich mich hätte verstecken können) ganz beiläufig von Steinschmätzern mit Jungen auf der Schillbank bei Campen. 

Ich zitiere ihn einfach mal: "Die ham da Höhlen in Tanghaufen gegraben."  

Mir fehlten die Worte, aber dann presste ich ganz konsequent doch etwas hervor: "Das ist Blödsinn."

Doch der Mann, der Jahre zuvor auch schon "brütende" Sanderlinge auf dem Emsstrand "nachgewiesen" hatte, blieb stur. Weil ich wusste, dass er auch ein bisschen fotografiert, fragte ich nach Belegbildern, doch die hatte er natürlich nicht, was mich wiederum nicht ein bisschen überraschte. Solche Behauptungen, die immer von Laien stammen, werden nämlich nie fotografisch belegt. Während ich wirklich alles, was ich für außerordentlich halte, fotografiere, sehen andere da überhaupt keinen Bedarf, eben weil sie sich der Bedeutung ihrer "Beobachtungen" nicht einmal ansatzweise bewusst sind.

Im selben Frühjahr hatte ich die Schillbank übrigens zusammen mit dem damaligen Kollegen des Rangers wegen der dort brütenden Sandregenpfeifer etliche Male stundenlang besucht, doch kurioserweise haben wir immer nur durchziehende, teilweise mehrere Tage anwesende Steinschmätzer beobachten können, die keinen Mucks von sich gegeben haben, höchstens ein paar trockene Rufe bei kleinen Streitigkeiten untereinander. 

Zurück zum Atlas: Wer auch immer dieses Gebiet zwischen 2005 und 2008 kartiert hat, ein Vogelkenner kann er nicht gewesen sein, was man auch anhand der Verbreitungskarten anderer Arten im selben Atlas erkennen kann (z. B. Krickente), sofern sie überhaupt vom selben Menschen erfasst worden sind. 

Schon oft bin ich Vogelkartierern in meinen Hausgebieten begegnet. Es waren sehr gute darunter, aber eben auch nicht wenige, die wirklich keinen blassen Schimmer von der Vogelwelt hatten und unter letzteren wiederum auch welche, die auf diese Weise sogar ihren Lebensunterhalt bestreiten. 

Rastende Steinschmätzer lassen sich ganz leicht von brütenden unterscheiden. Es ist eben keine Herausforderung, wie es manche Leute behaupten, sie voneinander zu trennen, und dafür brauche ich auch keine extra für Kartierer verfasste Publikation zu lesen, die sich nur mit dieser Art beschäftigt. So eine Veröffentlichung gibt es nämlich wirklich! Ich bin immer davon ausgegangen, dass die Leute, die im Outback die Daten erfassen, Vogelkenner sind und nicht erst noch solche werden wollen. 

Nach eigenen Beobachtungen können einzelne Steinschmätzer während des Heimzuges durchaus länger als eine Wochen am selben Ort verweilen, bis sie weiterziehen, allein, oder zusammen mit weiteren. Es ist im Frühjahr ein Kommen und Gehen. Wenn es ganz "schlimm" (aus der Sicht eines ungeeigneten Kartieres) läuft, dann sieht man zum Beispiel auf dem Rysumer Nacken, aber auch entlang des Deiches zwischen Hamswehrum und Leybucht, von Ende März bis weit in den Juni hinein durchgehend Steinschmätzer auf denselben Flächen. Solche Vögel kontrollieren sogar Höhlen, wenn diese vorhanden sind – das hatte ich viele Jahre zuvor schon auf dem Flugplatz Achmer x-mal beobachtet –, singen aber nie, von einem leisen Plaudergesang, den man nur aus wenigen Metern Entfernung hören kann, einmal abgesehen. 

Jeder von uns wächst doch mindestens mit durchziehenden Steinschmätzern auf – ist die Art doch bundesweit nach wie vor ein häufiger Durchzügler, sowohl im Frühjahr als auch im Herbst –, bis auf jene Menschen vielleicht, die mitten im Harz leben oder im Zentrum von Hamburg und die ihren engeren Wohnbereich nie verlassen. Und dann weiß man doch, wie die Art sich verhält. Das braucht man wirklich nicht erst nachzulesen. 

Die Resultate von Erfassungen ganz allgemein werden leider völlig unkritisch übernommen, wie der Brutvogelatlas ganz eindrucksvoll belegt. Weist man die Verantwortlichen freundlich darauf hin (schon ein paar Jahre her), wird einfach behauptet (im Zusammenhang mit dem Steinschmätzer): "Da sind heute noch welche."

Dass wir einander nicht missverstehen: Es geht um Gebiete, die ich tagtäglich aufsuche und die keiner so gut kennen kann wie ich.

Ich stelle also fest, den Besuch beim Augenarzt sollte ich wirklich nicht mehr auf die lange Bank schieben, doch bevor ich mich auf den Weg mache, um mir Klarheit über mein Sehvermögen zu verschaffen und eventuell eine unerwünschte Diagnose einzukassieren, haue ich jetzt noch schnell eine Prognose raus. 

Ich wette, im nächsten Verbreitungsatlas wird es keines dieser vielen neuen Steinschmätzer-Reviere mehr geben, es sei denn, es werden wieder solche Leute ins Feld geschickt wie in den Jahren 2005-2008. Ich finde, dann sollte man so ein Projekt besser gar nicht erst angehen, zumal Kartierungen und Zählungen aus meiner Sicht ganz allgemein sinnfrei sind, weil die Kartierten und Gezählten ohnehin nichts davon haben. 

Mir fällt jedenfalls keine einzige Tierart ein, die davon profitiert, dass wir Menschen ihren Bestand erfassen. Im Gegenteil: Alles wird stetig immer schlimmer, die Siedlungen wuchern wie Krebs in die ohnehin schon halbtote und immer intensiver bewirtschaftete Landschaft hinein, sodass für die Zukunft nur Schlimmstes erwartet werden kann. 

Vielleicht sollten wir in Sachen Naturschutz einfach nur mehr Schilder aufstellen (siehe zu diesem Thema auch den vorletzten Bericht).

Am 8. Juli sah ich durchziehende Erlenzeisige überm Diekskiel:




migrating Siskin

In den folgenden Tagen sollten mir an verschiedenen Orten am Deich weitere nach Süden ziehende Trupps begegnen. 

Das war, wie schon vor zwei Jahren, deshalb ungewöhnlich, weil sich dieses Zuggeschehen auf die Krummhörn zu beschränken schien. Weder an der Westküste Schleswig-Holsteins noch auf den Inseln und nicht einmal auf Helgoland konnten vergleichbare Beobachtungen gemacht werden, weshalb sich mir die Frage nach der Herkunft solcher Erlenzeisige aufwirft. 

In Ostfriesland brütet die Art sicher nur in geringer Zahl und vielleicht nicht einmal alljährlich. Vor Jahren hatte ich mal rein zufällig ein Weibchen beim Sammeln von Nistmaterial im Knyphauser Wald beobachtet. 

Einer von 19 Erlenzeisigen naschte am 13. Juli an den Früchten von Moorbirke und Schwarzerle auf dem Bauhof von Greetsiel:



a single one

Nur wenig später zogen die winzigen Finken trotz des stürmischen  Gegenwindes nach Südwest ab. 

Was Vögel doch so leisten können!

Ein Grauschnäpper:


Spotted Flycatcher

Auch ihn habe ich auf dem öffentlich zugänglichen Bauhof fotografiert.

Und das gleich an mehreren Tagen um den 20. Juli herum:


same

Und was machte er hier?


regurgitating a pellet

Rief er?

Nein.

Sang er (klingt bei dieser Art auch nicht besser als die Rufe)?

Nein.

Würgte er einen Speiballen hervor? 

So war es. Doch leider ist von dem Klumpen auf dem Bild nichts zu sehen, weil ich meinen Zeigefinger zu früh vom Auslöser genommen hatte. 

Vier weitere Fotos:






same

Dieser hübsche Grauschnäpper stand nicht ganz zufällig auf der alten Holzlatte herum.

Zusammen mit seinem Partner hatte er auf dem Bauhof Nachwuchs zu versorgen. Der war bereits ausgeflogen und lungerte stets ganz oben in den Baumkronen herum. 

Ein paar Mehlwürmer können Wunder bewirken, das war mir nicht neu.  

Zutraulich, wie dieser Grauschnäpper von Beginn an war, kam er sofort angeflogen und sammelte fleißig meine knusprigen Insektenlarven ein, um die dann wiederum an die Kinder zu verfüttern. 

Dabei konnte ich Erstaunliches beobachten! 

So nahm er einmal mit seinem Schnabel vier Mehlwürmer vom Boden auf, um dann fast senkrecht nach oben Richtung Baumkrone zu fliegen. Kurz bevor er sein Ziel, das bereits bettelnde Kind, erreichte, verlor er aber einen der Mehlwürmer. Das wurmte den Vogel so sehr, dass er nicht etwa die verbliebenen drei zunächst an den Nachwuchs verfütterte, sondern dem verloren gegangenen auf der Stelle hinterherstürzte und – ihr glaubt mir bestimmt nicht – diesen auch wieder einfing, noch bevor der auch nur fünf Meter vollmachen konnte.

Wie er das geschafft hat, ohne auch nur einen der anderen Mehlwürmer zu verlieren, ist mir ein Rätsel!

Viele Vogelarten können Insekten im Flug erbeuten. Manche, wie etwa Brachschwalben, Segler und Schwalben, machen im Prinzip nichts Anderes, wenn sie satt werden wollen; andere wiederum nutzen diese Jagdtechnik nur gelegentlich, aber nicht minder erfolgreich. Stelzen z. B. und Schmätzer wie das Schwarzkehlchen haben es ebenso drauf, und selbst Haussperling, Buchfink und Saatgans machen bisweilen einen auf Artist und jagen fliegenden Insekten hinterher, doch bei ihnen kommt das Ganze eher tölpelhaft rüber, wenngleich auch ihre Jagdflüge nicht selten von Erfolg gekrönt sind. 

Mit dem Grauschnäpper kann sich aber keine der genannten Arten messen; er ist in dieser Disziplin einfach unerreicht!

Die Saatgans war übrigens nur ein Scherz.

Am Boden:


same

Vor drei Jahren oder so hatte ich auf Ebay Kleinanzeigen einen gebrauchten Winkelsucher geschossen. 

Erst jetzt, also beim Grauschnäpper, kam er zu seinem ersten Einsatz!

Und es hat Spaß gemacht, da auf dem feuchten Boden herumzuliegen, denn wenn man einen Winkelsucher hat, dann muss man sich nicht so bescheuert verrenken, ihr Spacken da drauißen.

Seht selbst:




same

Am folgenden Tag bei noch weniger Licht und vor einem anderen Hintergrund:



with lecker prey

Interessant war an diesem Vogel auch, dass er immer wieder auch Tagfalter erbeutete.

Tagfalter werden eigentlich meistens von Vögeln gemieden, aber dieser Grauschnäpper fing einen Admiral nach dem anderen, und sie alle landeten samt ihrer Schwingen im Bauch des Nachwuchses.

 

Neulich war ich endlich mal wieder im Moor!

Zwei Kreuzottern habe ich gesehen, aber keinen Schlangenadler.  

In den Niederlanden halten sich diese Biester zurzeit in fast jedem Moor gleich wochenlang auf. Allein in der Provinz Drenthe und Luftlinie gar nicht so weit von Ostfriesland entfernt sollen es unglaubliche zehn Indivduen in nur drei Moorkomplexen sein! Im Fochteloërveen (72 km von mir entfernt), im Dwingelderveld (ähnlich weit) und im Baloerveld (nur 60 km) müssen Schlangen seit Beginn des Juli um ihr Leben fürchten.

Überhaupt haben die Nachweise in unserem kleinen Nachbarland in den vergangenen Jahren stark zugenommen, wie mir eine sichere Quelle, die ich hier aber nicht preisgeben werde, verraten hat. Nur die ostfriesischen Moore werden von diesem so furchtbar interessanten Greifvogel gemieden wie die Pest

Und das kann ich beim besten Willen nicht verstehen. 

Denn auch in der Tinner Dose (Emsland) waren zwei Schlangenadler über einen längeren Zeitraum im Juli anwesend und sind es eventuell auch heute noch. Kurioserweise wird der Schlangenadler zu allem Überfluss auch in Mooren und Heidegbeieten zwischen Bremen und Cuxhaven entlang der Wurster Küste beinahe alljährlich beobachtet! 

Ich fühle mich umzingelt, ohne den "Feind" sehen zu können.

Ich meine, man kann festhalten, dass der Schlangenadler westlich, südlich und nordöstlich von Ostfriesland ein fast schon gängiger Gastvogel ist, doch warum lässt er sich nicht bei mir vor der Wohnungstür blicken? Kreuzottern mag er genauso wie Schlingnattern, die es z. B. in der Tinner Dose gibt. Der Schlangenadler zieht sich im Winterquartier bestimmt auch junge Kobras und Mambas rein, wenn sie ihm in ihrer Leichtsinnigkeit über den Weg kriechen.

Ich suchte und suchte, fand aber nicht einmal einen Wespenbussard, der dort alljährlich im an das Moor angrenzenden Wald brütet. Und so machte ich mich enttäuscht auf den Weg Richtung Wald, um mal nach dem Großen Schillerfalter zu fahnden. Irgendwas muss doch mal klappen, so dachte ich. Und einmal im Jahr sollte man ihn schon gesehen haben, den Schillerfalter, dachte ich, jetzt, wo ich weiß, dass er dort vorkommt. 

Auf einem der Waldwege kam mir ein Mann entgegen, der sein Fahrrad schob und gleichzeitig den Wegesrand mit seinem Blick zu scannen schien. Wir grüßten einander und setzten unseren jeweiligen Weg dann fort. Am Feuerlöschteich, wo ich den Großen Schillerfalter im vergangenen Jahr halbwegs zufriedenstellend fotografiert hatte, stieg mir plötzlich ein kräftiger Geruch in die Nase. Er wehte von einer Moorbirke zu mir herüber, an deren Stamm sich neben ein paar Hornissen viele Falter und noch mehr Fliegen tummelten.

Da tritt wohl gärender Baumsaft aus, dachte ich logischerweise, um mich dem Baum dann zu nähern und einen der gleich fünf saugenden C-Falter zu knipsen:


Comma with Red Admiral

Aus der Nähe sah ich, dass es sich nicht um Baumsaft handeln konnte, denn da klebten auch Bröckchen an der Borke, weitere lagen am Fuß des Stammes herum. 

Ein guter Platz zum Feiern, so dachte ich jetzt, hier mitten im Wald und am Teich und im Sommer und so weiter, fügte ich in Gedanken noch schnell hinzu, da werden junge Menschen wohl einen über den Durst getrunken haben. Und einer von ihnen muss sich mit einer Hand am Stamm abgestützt und dann heftig übergeben haben.  

Das passende Bild dazu poppte in meinem Hirn auf.

Der Geruch nach Alkohol schien zu passen; die Bröckchen erinnerten mich spontan an so eine bescheuerte Bowle, wie ich sie in meinem Leben nur einmal probiert habe. Ich meine, man sollte keinen Fehler zweimal begehen. 

Ich schoss weitere Bilder, um mich dann wieder auf den Weg zu machen. Nach einigen Metern kam mir wieder der Mann entgegen, der ganz offensichtlich auch umgekehrt sein musste. Und diesmal blieb er stehen. "Wonach suchen Sie denn, wenn ich fragen darf?" Meine Gegenfrage blieb nicht lange aus: "Und Sie?" Er zögerte etwas, doch dann nannte er den Großen Schillerfalter als eines seiner Ziele bei diesem Ausflug. Wir kamen ins Gespräch, und der Mann meinte lapidar, er habe soeben einen Birkenstamm mit Lockmittel bestrichen. 

Mir ging ein Licht auf. 

Das stinkende Etwas war also ein Gemisch aus Essig, Bier und diversen Früchten! Und es war gedacht als Schmetterlingsköder, nicht aber speziell als Lockstoff für den Großen Schillerfalter. Nachdem ich fruchtenden Roten Fingerhut für eine verblühte Königskerze gehalten und das auch laut geäußert hatte, verbesserte mich der Mann, der, wie es der Zufall so wollte, ein Bekannter von Herbert Janssen (Aurich) war, der wiederum den Großen Schillerfalter in diesem Wald vor zwei Jahren zum ersten Mal überhaupt entdeckt und mich per Mail darüber informiert hatte!

Die Welt ist klein. 

Wir redeten über dies und das. über die naturfernen Jäger und so manchen Politiker, als ich fragte: "Mag der Schillerfalter das da eigentlich auch?" Ich zeigte auf den stinkenden Stamm. Der Mann wusste es nicht, hatte jedenfalls noch nie einen Schillerfalter an seinem Köder beobachtet, wie er mir versicherte. Doch wenige Minuten später sagte er ganz ruhig: "Da ist doch einer." Und tatsächlich flog da ein Großer Schillerfalter zwischen den Bäumen herum. So elegant, so gelassen, einfach nur saucool, wie es für diese beeindruckende Art so typisch ist. Er drehte eine Runde nach der anderen und verlor an Höhe, bis er schließlich am Stamm der Birke landete und zu saugen begann.

Ich schlich mich heran und schoss wild drauflos, wie es mein fast schon sizilianisches Temperament gar nicht anders zuließ.

Wen seht ihr auf dem folgenden Bild und wie viele?




Purple Emperor and friends at bait 

Genau, man erkennt viele fliegende Edelsteine!

So nennt man im Volksmund den Eisvogel, doch Gold- und andere Schmeißfliegen schillern nicht weniger und sehen eigentlich auch sehr prächtig aus, wie ich finde. 

Trotzdem kann ich nicht so furchtbar viel mit ihnen anfangem, wie ich zugeben muss.

Genau, zwei C-Falter sind auch anwesend gewesen:



same

Hier sieht man sie besser:


same

Aus der Nähe:




close up

Alwin Rohlfs (aus Aurich), das ist der Name des Mannes, den ich an diesem Tag im Wald getroffen habe, legte immer wieder nach.

Und kaum hatte er den Baumstamm ein weiteres Mal mit seinem ekligen Gebräu bestrichen, da tauchten auch schon wieder die ganzen Falter (und Fliegen) auf. Sie alle waren bestimmt schon reichlich angeschickert, und ich bin mir hundertprozentig sicher, einen halbherzigen Rülpser aus dem hektischen Gesumme herausgehört zu haben!

Die Hand Gottes:



God's hand! At least from butterfly's point of view

Zumindest die Falter werden sie so gesehen haben.

Und weil das Glas fest verschlossen war, blieb diesem Admiral nur der Pinsel, der aber noch mächtig troff, sodass der Falter sein Besäufnis jetzt konkurrenzfrei fortsetzen konnte. 

Komatrinken für Schmetterlinge, wenn man so will. 

Der Große Schillerfalter saugte fleißig weiter am Stamm:


same female as above

Doch auch er hatte irgendwann einen im Tee. 

Und so hob er ab, obwohl es in seiner prekären Situation, auch aus der Sicht geltender Gesetze (StVO und so weiter), vielleicht besser gewesen wäre, den Schlüssel abzugeben und an Ort und Stelle stehen zu bleiben, sich einfach nicht mehr zu rühren. Statt dessen zog es der Schillerfalter vor, sich zwei Etagen höher auf einem Birkenzweig niederzulassen und die Flügel auszubreiten.

So sah das aus:


same

Es war also eine Dame.

Ich hatte übrigens viel Glück beim Knipsen dieses Schmetterlings! 

Denn mit dem Auftauchen des hübschen Überraschungsgastes schob sich eine fette Wolke vor die viel zu grelle Mittagssonne, sodass es plötzlich keinen Schattenwurf mehr gab. Und natürlich spielte mir auch die geringe Scheu des Schillerfalters in die Karten.

Besser hätte es jedenfalls nicht laufen können an diesem Tag. 

Ich bedanke mich also auch jetzt noch einmal bei Alwin dafür, dass er mir diesen hübschen Schmetterling sozusagen auf dem Silbertablett serviert hat, auch wenn das so nicht sein Plan gewesen sein mochte. 

Einen weißen Damhirsch habe ich an diesem Tag übrigens auch noch abgelichtet:


male European Fallow Deer crossing my path

Weitere fünf Damtiere folgten ihm auf die andere Seite des Weges. 

Ich glaube, der Passant im Hintergrund hat sie gar nicht mitbekommen.  

Ach so, da waren auch noch zwei Radfahrerinnen mit Hunden, die an uns vorbeifuhren, während wir die Falter im Auge behielten. Wenig später stoppten sie am Löschteich. Eine von ihnen rief dann laut zu uns herüber: "Was gibt's denn da zu sehen?"

Halt dein Maul, du doofe E-Bikerin, dachte ich, doch ich rief: "Wir haben hier eben einen Yeti gesehen! Und Sie haben ihn verscheucht!

Alle lachten. 

Wirklich alle.

Auch der besoffene Schillerfalter, der sogar so laut und hemmungslos lachen musste, dass ihm wegen der abrupt nachlassenden Körperspannung zwei weitere Rülpser und ein lauter Furz entwichen.

Ende der Geschichte aus dem Moor.

Am 16. Juli saß ich auf dem Boden bei Upleward und beobachtete bei auflaufendem Wasser Limikolen. Der Wind blies mal wieder stürmisch aus Süd, und es bahnte sich ein Gewitter an. Immer wieder passierten kleine Trupps des Mauerseglers meinen Sitzpunkt, am Ende hatte ich mehrere hundert dieser schwatten Biester, die angeblich im Flug schlafen können, gezählt, ohne dass ich das zuvor geplant hatte.

Zwei von ihnen habe ich fotografiert:



Taylor Swift

Ja, manchmal zähle ich trotz des oben Geschriebenen doch Vögel.

Und ich lade die Daten sogar auf Ornitho hoch, wenn mir gerade danach ist. Im Gegensatz zu allen anderen Menschen habe ich aber noch nie behauptet, dass das, was ich so mache, eine tiefere Bedeutung hätte. Denn diese Bedeutung gibt es nicht. Wenn ich also Vögel gucke und diverse Daten hochlade, dann mache ich das, weil es mir Freude bereitet und Vögel einfach interessant sind. 

Aber nochmal: Es ist und bleibt sinnfrei.

Am 17. Juli entdeckte ich eine adulte Lachseeschwalbe in den Hauener Pütten:


Gull-billed Tern

Schon ein paar Tage zuvor hatte ich eine am nahen Badesee (Greetsiel) mehr schlecht als recht fotografiert.

Der Vogel in den Pütten putzte sich ausgiebig, flog dann aber doch irgendwann auf und strich nach Südwest über die Maisfelder davon:



same specimen

Ein letztes Bild:



same

Gleich 17 winzige Zwergstrandläufer suchten am 21. Juli zusammen in den Hauener Pütten nach noch winzigerer Nahrung.

Es gelang mir, alle Vögel auf ein Bild zu bekommen:


Little Stint

Zehn Tage später sah ich am selben Ort sechs Flussseeschwalben, die im flachen Wasser zunächst ein Bad nahmen und sich dann, wie die Lachseeschwalbe zuvor, ausgiebig der Gefiederpflege hingaben:


Common Tern 

Die anderen Vögel auf dem Bild: zwei Heringsmöwen und der Stelzenläufer.

Am 25. Juli erreichte ich um kurz vor sieben den Lidl-Parkplatz in Pewsum.  

Da standen schon einige Kunden vor der Tür herum, die auf die Öffnung des Ladens warteten. Und sie waren nicht allein, denn den Bruchteil einer Sekunde später bemerkte ich einen kleinen Vogel, der bei den Einkaufswagen herumlief. 

Das ist jetzt nicht wahr, oder, dachte ich, das kann kein Blaukehlchen sein an diesem Ort. Doch der Blick durchs Fernglas brachte die Bestätigung! 

Und wieder klickte meine geile Kamera:


this juvenlie Bluethroat was foraging on a supermarket parking lot, which is an absolutely unusual habitat for this species

Welchen Einkaufswagen nehme ich denn jetzt? 

Der Lidl befindet sich im Industriegebiet von Pewsum, wo es auch heute noch unbebaute Brachflächen gibt und auch die für Ostfriesland so obligatorischen Entwässerungsgräben. Genau gegenüber, also auf der anderen Straßenseite, zwischen Combi und einem selbsternannten Eventcenter, dessen Name mir nicht einfallen will, könnte es für das Blaukehlchen passen. Ob der Vogel aber tatsächlich vor dort stammte, kann ich natürlich nicht schreiben. 

Am 8. Juli (es geht zeitlich mal wieder reichlich hin und her, wie ihr sicher schon bemerkt habt) entdeckte ich in den Hauener Pütten eine kleine Ente mit einem größtenteils leuchtend gelben Schnabel. Ansonsten hatte der Vogel viel von einer Krickente. Ich bin kein Exotologe, Kinners, und diese ganzen Arten, die in den Tropen vorkommen oder auf Kontinenten, die mich nicht so brennend interessieren, kenne ich grundsätzlich nicht.

Ich besitze aber ein altes Buch, das sich ausschließlich mit den Enten dieser Welt beschäftigt (Madge and Burn, Wassergeflügel). Ich erwartete also, dort fündig zu werden, und schaute gleich bei den Arten der (ehemaligen) Gattung Anas nach, denn da, das war mir sofort klar, sollte ich am ehesten einen Treffer landen. Und tatsächlich gab es dort eine kleine Ente, die einen solchen Schnabel besitzt!

Die Chile-Krickente, auch Braunkopfente genannt. 

Eine perfekte Übereinstimmung sah ich aber leider nicht, denn das Gefieder wollte nicht so recht passen. Es war im Buch viel zu hell auf der Brust und den Flanken, fast weiß, während mein Vogel eher braun gefärbt war, vielleicht auch ocker oder so. Jetzt ging ich von einem Hybriden aus, auch deshalb, weil ich wusste, dass in so manchem Hinterhof schlimme Dinge passieren. Ich lud drei Bilder auf Ornitho hoch, um Gewissheit zu bekommen, und gab dort selbst den Tipp Chile-Krickente ab. 

Mein Tipp wurde von den Experten bestätigt. 

Möglicherweise hat es sich um einen Jungvogel gehandelt. Ich meine, das Gefieder sah sehr sauber und frisch aus, eben wie das eines Kindes. Letztendlich habe ich in diesem Punkt aber keine Bestätigung von anderen Leuten bekommen, weil anscheinend auch wirklich niemand weiß, wie die Jungvögel dieser Art überhaupt aussehen. 

Jetzt habe ich viel geschrieben, es muss ein Foto her:


this Yellow-billed Teal spent a week or so at Hauener Pütten and was for sure a wild bird, that had crossed the Atlantic Ocean before

Im entsprechenden Wikipedia-Artikel könnt ihr euch ein Vergleichsbild ansehen.

Der Vogel hielt sich meist in der Nähe einer männlichen Krickente auf. Nur so als Randnotiz.

Zieh!


this Lesser Black-backed Gull is a roedkill specialist like so many other LBBG here in Ostfriesland patrolling roads on early morning and looking for food. In this case a Hare was the victim

Frühstück bei Tiffany.

Vor ganz vielen Jahren, liebe Kinder da draußen, hatte es mal geheißen, die Heringsmöwe ernähre sich mehr oder weniger ausschließlich pelagisch, also auf hoher See.   

Das ist lange her. 

Die Art brütet nicht nur in geringer Zahl auf dem Festland, sie sucht hier auch ihre Nahrung nahezu überall, wobei es sich zumindest teilweise durchaus auch um Brutvögel der Inseln handeln kann. Zum Beispiel auf Äckern und Weiden, aber auch auf Parkplätzen von Supermärkten wie Combi und Lidl in Pewsum, wo die Vögel auch schon mal am frühen Morgen die Müllcontainer plündern. Zahlenmäßig hat die Heringsmöwe der hier lange Zeit vorherrschenden Silbermöwe inzwischen den Rang abgelaufen. 

Ein Kuriosum am Rande: In den vergangenen Jahren habe ich immer wieder und gar nicht so selten Heringsmöwen mit erbeuteten Maulwürfen beobachtet, die sie natürlich erst einmal bearbeiten müssen, bevor sie sie in einem Stück hinunterschlingen können. Immer Heringsmöwen, nie Silbermöwen. Das mag ein Zufall sein; vielleicht handelt es sich beim Maulwurf aber auch um ein heringsmöwenspezifisches Grundnahrungsmittel, das der Silbermöwe nicht mundet.

Auf dem Bild da oben seziert eine Heringsmöwe gerade einen auf der Straße bei Greetsiel verunglückten Feldhasen. Gerade Heringsmöwen kann man in der Krummhörn allmorgendlich dabei bestaunen, wie sie Straßen ganz bewusst nach solchen Verkehrsopfern absuchen. Ich fühlte mich sofort an Florida erinnert, wo sich zum Beispiel der Karibikkarakara exakt genauso verhält.

Ein einzelner toter Hase kann dann schon mal bis zu zehn Vögel anlocken. Satt wird aber meist nur eine Heringsmöwe, weil sie egoistisch ist und die Konkurrenz auf Abstand hält. Leider werden die Vögel beim Frühstück immer wieder durch die vielen vorbeifahrenden PKW gestört, und manchmal geben sie am Ende auf, noch bevor sie sich den Bauch so richtig vollschlagen konnten.

Die Silbermöwe sieht man nur sehr selten bei solch gezielten Suchaktionen, und die kleineren Arten, also Lach- und Sturmmöwe, patrouillieren hauptsächlich nach Regenfällen, wenn sich unzählige Regenwürmer auf den Asphalt wagen.

Achtung, wir befinden uns jetzt in Norddeich!

Dort sah ich am 10. Juli diese aberrante  Lachmöwe zwischen den vielen ganz normal gefärbten Artgenossen im Watt herumstehen:



aberrant Black-headed Gull

Und eine Rabenkrähe verstieß gegen lokale Gesetze und stand auf der Lehne einer Deichbank herum, um besser auf die Sitzfläche kacken zu können: 



Carrion Crow

Seit Anfang Juli halten sich wieder sehr viele junge Löffler in den Hauener Pütten auf. 

Sie alle stammden sehr wahrscheinlich von den Inseln, vor allem von den niederländischen, wo sie dem Anschein nach wieder eine erfolgreiche Brutsaison hinter sich gebracht haben müssen, denn es wimmelt wieder einmal von plärrenden Jungvögeln in der Pütten. 

Das ewige Plärren und Betteln der Löffler-Blagen ist nicht zu überhören. Es geht am frühen Morgen los und hört sehr wahrscheinlich nicht einmal nach Sonnenuntergang auf. Die Altvögel sehen immer gestresst aus, haben aber wie die im letzten Bericht gezeigten Blaukehlchen nicht den Hauch einer Chance, ihrem längst flugfähigen Nachwuchs zu entkommen. 

Dieser Jungvögel flog mutig in ein Gewitter hinein:



young Spoonbill

Ein anderer:


another 

Ruhend:


adult (right) and juvenile

Unbeholfen sieht so aus:


looking for food

Bereits am 7. Juli hatte ich über 150 Löffler über den Hauener Pütten fotografiert, die zuvor nach einer Störung, wie sie immer mal wieder vorkommen kann (Fuchs, Marderhund, Seeadler, Vogelgucker etc.), gemeinsam aufgeflogen waren, wenig später aber wieder im Gebiet runtergingen.

Das sah sehr spektakulär aus:



a flock of Spoonbills

Und zu guter Letzt noch einmal der Einzelvogel von ganz oben: 



same

Ein finales Foto vom Grauschnäpper:


Spotted Flycatcher one last time

Und jetzt folgt der Schwalbenschwanz:


my very first picture of a "Swallowtail" in Ostfriesland, but something went wrong

Gesehen und geknipst im Innern der Beobachtungshütte in den Pütten.

Das heißt, ich befand mich in der Hütte, die Rauchschwalbe war draußen.

Hattet ihr etwa was Anderes erwartet?

Und jetzt der Rätselvogel, den ihr auf dem Bild ganz weit oben zwischen all den Seemöven finden solltet.

Nochmal dasselbe Foto zur Erinnerung:


who is hiding among the seegulls?

Hier döste sie noch, die hübsche Schwarzkopfmöwe:


an adult Mediterranean Gull 

Und woran erinnert euch das?


now I call him Marilyn ;-)

Egal, ab jetzt heißt dieser Vogel für mich jedenfalls Marilyn.