Samstag, 16. Dezember 2023

Dies und das (Teil, äh – keine Ahnung)

"Ho, ho, ho, ho!"

Zurzeit ertönt in jedem zweiten Werbespot im Radio die tiefe und sonore Stimme des Weihnachtsmannes.

Besser: die angebliche Stimme.

"Ho, ho, ho, ho!"

Immer gleich und egal, ob es eine niederländische Radiostation ist oder eine deutsche, man kann ihr in der Vorweihnachtszeit einfach nicht entkommen. 

So ist das.

Bislang hat niemand den Weihnachtsmann jemals zu Gesicht bekommen; zumindest gibt es keine Fotos von ihm. Keiner kann also wirklich wissen, wie er aussieht und was er uns zu sagen hat. Und vor allem wie! Vielleicht trägt er gar keinen Bart, und vielleicht spricht er glockenhell wie ein Kastrat.

Zweifel sind zumindest angebracht. Glaubt besser nicht alles, was auch die Werbung weismachen will.

"Hi, hi, hi, hi!"

Dass es den Weihnachtsmann gibt, daran habe ich aber überhaupt keine Zweifel, ich meine, irgendwie müssen es die ganzen Geschenke doch bis unter den Christbaum schaffen. Und an Zauberei will ich auch nicht so recht glauben, doch das etwas kitschige Bild, das wir vom Weihnachtsmann haben, sollten wir auf jeden Fall noch einmal überdenken.

"Ha, ha, ha, ha!"

Ist doch auch scheißegal. 

Oh, Hausrinder:


Cattle

Neulich habe ich mir auf Youtube eine Doku über Fischer an der Ostsee angetan. 

Nein, nicht ganz, denn nach nur zehn Minuten musste ich abbrechen, weil mein Puls mal wieder wie eine Rakete abgehoben hatte und ich gar nicht so viel Pizza und Käsebrötchen in mich hineinstopfen konnte, wie ich kotzen wollte. Hat es eigentlich bis heute überhaupt jemals jemand geschafft, eine Reportage über Angler oder Fischer zu drehen, in der der im Sinne der Anklage völlig unschuldige Kormoran sein Fett nicht abbekommt? 

In der nicht gegen ihn gehetzt wird?

Und immer ist dann auch die Rede von Gefräßigkeit. Der Kormoran sei gefräßig, so die Fischer. Man rechnet aus und hält ihm vor, wie viel Fisch er an jedem Tag benötigt und auch verschlingt. Nur etwa 30.000 brütende Kormoran-Paare in Deutschland stehen 84 Millionen Menschen gegenüber; man kann also ganz geschmeidig von einer Verdrehung der Tatsachen schreiben, übrigens auch dann, wenn man die zu den Zugzeiten rastenden Nichtbrüter mit einbezieht. 

Das ist natürlich nicht neu, aber immer wieder erwähnenswert, wie ich finde. 

Eigentlich gelten unter vielen Menschen fast alle wild lebenden Tiere irgendwie als gefräßig, wenn sie ihnen nicht in den Kram passen. Der Kormoran ist gefräßig, der Wolf ebenso, der Fuchs sowieso, und Wildgänse sind die Allerschlimmsten, weil sie ganze Äcker "leer fressen". Letzteres könnte man wirklich glauben, wenn man alles für bare Münze nähme, was Landwirte einem so verklickern, wenn der Tag lang ist. 

Dabei essen all diese Tiere exakt genau so viel, wie sie müssen, um nicht krank zu werden oder gar tot umzufallen. Keine Kalorie zu viel. Und ich habe in meinem ganzen Leben auch noch nie einen korpulenten Kormoran gesehen, einen fettleibigen Fuchs oder gar einen Trupp Wuchtbrummen-Wildgänse.

Wie kann das sein? 

Bis gerade eben hielt ich mich nämlich noch für sehr aufmerksam, wenn es ums Entdecken von interessanten Tieren im Outback geht. 

Und eine adipöse Amsel, die wäre doch immer ein Foto wert. 

Doch Fehlanzeige.

Denkt mal darüber nach, falls ihr auch zu jenen Menschen gehören solltet, die nur von zwölf bis Mittag zu denken pflegen und die Natur für etwas halten, das es rücksichtslos zu bekämpfen gilt. 

Oh seht, noch ein schwatter Vogel:





male Blackbird

Diesmal aber einer, der sich für gewöhnlich keinen Fisch reinzieht. 

Ich weiß, hier schauen nur Profis rein, und auf der Stelle werdet ihr alle die Identität des Piepmatzes erkannt haben.

Natürlich, es ist eine männliche Amsel. Freilich ein Prachtexemplar ohne Übergewicht.

Es geht aber auch schwieriger, wie das folgende Bild belegt: 


who did that?

Wer hat hier seine Spuren hinterlassen?

Das ist mehr als knifflig, oder?

Und was ist das hier?


mystery 1

Haarig, haarig.

Könnte das etwa die Schwanzspitze eines gefräßigen Fischotters sein?

"Ho, ho ho, ho!"

Und noch ein weiteres Rätsel für euch:


















mystery 2  for you guys to solve

Ganz umsonst!

Wer das alles herausfindet, bevor er es bis zum Ende dieses Beitrages geschaftt hat, darf sich Bestimmungsgott nennen, ihr kaputten Schottersteine da draußen. 

Aber nur dann!

Denn: mogeln ist doof.

Am 25. Oktober entdeckte ich auf einem kleinen Nebengewässer des so genannten Kiesteiches bei Münkeboe eine weibliche Eisente:


this female Long-tailed Duck was swimming on a gravel pit and cooperated fairly well

Richtig zahm war das Mistviech nicht, aber auch nicht so scheu, dass es gleich abhob. 

Irgendwas dazwischen oder so:


















same

So furchtbar viele Eisenten habe ich hier in Ostfriesland noch nicht gesehen, wirklich nur ganz wenige.

Diese nordische Art lässt sich auch eher vor den Inseln blicken als im tiefsten Binnenland. Doch auch dort sind die Zahlen überschaubar im Vergleich z. B. mit der Ostsee, wo alljährlich gleich baffzigtausend Eisenten überwintern.  

Männliche Individuen im Prachtkleid gehören für mich übrigens zu den schönsten Enten überhaupt.


same

Tja, hier gibt es aber heute nur eine Dame zu sehen. 

Während ich ihn für etwa eine halbe Stunde beobachtete, tauchte der Vogel oft und unglaublich lang!

Einmal nahm der Tauchgang gar kein Ende, und ich stand da und dachte: Jetzt ist sie ertrunken. Doch Eisenten wissen, was sie tun, und ertrinken nicht so einfach. Und schließlich tauchte der Vogel ja auch wieder auf, sodass ich endlich wieder ausatmen konnte. 

Eine hübsche Begegnung, auf die später und ein paar hundert Meter vom Kiesteich entfernt noch einige Zwergschnepfen folgen sollten.  

Noch ein Rätselvogel für euch:



mystery 3

Und ein letzter für heute:


mystery 4

Am 6. November, ich befuhr gerade die Neuwesteeler Straße, sah ich aus dem Augenwinkel etwas, das ich zunächst für eine Fata Morgana hielt. 

Und weil ich bereits in die Schoonorther Landstraße eingebogen war, musste ich nun ungeachtet des heftigen Straßenverkehrs die Chicagoschleife machen, um mich noch einmal zu vergewissern, was mir da so halbherzig ins linke Auge gesprungen war.

Ich hatte mich nicht getäuscht:


my very first Common Mistletoe in Ostfriesland

Da befand sich doch tatsächlich eine ausgewachsene Mistel hoch in der Weide oder Pappel!

Ich war wirklich gerührt von ihrem Anblick.

In meiner alten Heimat, dem nördlichen Teil des Landkreises Osnabrück, war mir die Mistel, die eigentlich Weißbeeren-Mistel heißt, nicht ein einziges Mal begegnet, sehr wohl aber knapp außerhalb, nämlich in Minden. In Minden war die Mistel schon vor über 30 Jahrem megahäufig, doch dem Anschein nach hat sie sich von dort aus nicht einen Millimeter nach Nordwest ausgebreitet, ohne dass man das plausibel erklären könnte.

Ich recherchierte im Netz und stieß auf eine sehr interessante, allerdings auch nicht mehr ganz aktuelle Arbeit von Heinrich Kuhbier: klick! 

Dort wird die Mistel nicht für Ostfriesland erwähnt. In einem Forum gab mir jemand den Tipp, es mal bei Naturgucker.de zu versuchen, also auf einer Seite, die ich zuvor noch nie besucht hatte. Und tatsächlich sind dort bis heute zwei Mistel-Meldungen, Ostfriesland betreffend, hochgeladen worden. Die angehängten Bilder der ersten zeigen allerdings so genannte Hexenbesen, die zweite Meldung hat es aber in sich, stammt sie doch von einem verlässlichen, mir allerdings nur vom Namen her bekannten Beobachter. 

Und diese zweite Beobachtung glückte laut Marker in der Karte nur wenige hundert Meter südlich von meiner Mistel! Inzwischen glaube ich allerdings, dass es sich in beiden Fällen um dasselbe Individuum handelt, ohne das jetzt näher begründen zu wollen. 

Etwas näher an die scheue Mistel herangepirscht:


same

In meinem Hirn poppte sofort die eine Frage auf: Wie kommt eine Mistel nach Ostfriesland?

Ein Vogel wird auf den Ast da oben gekackt haben, einer, der zuvor Mistelfrüchte verschlungen haben wird, werdet ihr jetzt denken in eurer grenzenlosen Einfalt. 

Kinners, so einfach ist die ganze Kiste aber gar nicht. 

Denn die nahesten Vorkommen sind immer noch über hundert Kilometer von meinem Fundort entfernt. Und Vögel haben eine sehr schnelle Verdauung. Wenn also z. B. eine Mönchsgrasmücke in Bremen oder Minden Mistelfrüchte genascht haben sollte und dann ohne Zwischenlandung nach Ostfriesland geflogen wäre, dann wäre sie sehr wahrscheinlich mit leerem Darm hier angekommen, auch wenn die ausgeschiedenen Samen dank einer sie umgebenden klebrigen Substanz noch eine ganze Weile am Steiß herumhängen können. 

Eine plausible Lösung für das Rätsel hat mir der oben verlinkte Artikel verraten, denn ganz offensichtlich hat sich der Autor im Falle von einzelnen Misteln weitab des geschlossenen Areals der Art dieselbe Frage gestellt wie ich. 

Lustig!

Er nimmt an, dass solche Einzelfunde auf einen auch in Deutschland immer beliebter werdenden Weihnachtsbrauch zurückzuführen sind, wie er im Königreich auf den Inseln schon seit Jahrmillionen praktiziert und in vielen Liedern auch besungen wird. Denn es ist längst nicht mehr nur die dürre Tanne, die sich der Deutsche überflüssigerweise ins Wohnzimmer holt, sondern möglicherweise auch immer öfter der Mistelzweig, den man wohl im Baumarkt oder Gartencenter für wenig Geld erstehen kann.

Und wenn das Fest der hunderttausend Kalorien – hier passt der Begriff gefräßig viel besser – endlich geschafft ist, dann landen Tanne und Mistelzweig auf dem Kompost. Und die Früchte mögen vielleicht vertrocknet sein, für den einen oder anderen Vogel stellen sie aber immer noch einen Leckerbissen dar. Und weil die Keimfähigkeit der Samen auch in diesem Zustand nicht nachlassen soll, ist die Geburt einer jungen Mistel nicht mehr fern. 

Könnte man zumindest meinen. 

Der Vogel, in diesem Fall vielleicht eine Misteldrossel, brauchte jetzt nämlich nur noch ins Geäst zu kacken. Das reicht aber auch noch nicht aus, Kinners, denn es muss zu allem Überfluss das Geäst des richtigen Baums sein, auf dem der Vogel seinen Kot hinterlässt, denn die Mistel ist anspruchsvoll und kann nur auf bestimmten Arten keimen und zu wachsen beginnen. 

Als Rotbuche braucht man sich zum Beispiel gar keine Sorgen zu machen; man wird grundsätzlich nicht von der Weißbeeren-Mistel befallen. 

Anders sieht es aus bei vielen Vertretern aus der Familie der Rosengewächse, zu denen alle mir bekannten Obstbäume zählen, und eben auch bei Weiden und Pappeln. Zwei Unterarten der Weißbeeren-Mistel siedeln dagegen sogar fast ausschließlich auf Nadelhölzern, eine auf verschiedenen Tannen-Arten, eine weitere vor allem auf Kiefern

Das war mir neu, auch ich habe wieder was gelernt!

Anderes Thema: Der Herbst 2023 hat Abermillionen aus dem Norden stammende Birkenzeisige nach Norddeutschland gespült. Man kann wirklich von einem starken Auftreten schreiben, wie ich es zuvor schon lange nicht mehr gesehen hatte. 

Einen dieser Vögel konnte ich fotografieren:



Redpoll

In der heutigen Zeit entstehen viele neue Arten, nicht nur in der Vogelwelt.

Und so hat man am Schreibtisch oder im Labor aus dem Birkenzeisig einfach mal zwei neue Arten kreiert, den Alpenbirkenzeisig und den Taigabirkenzeisig. Für mich hat sich aber nichts geändert, ich sehe da nur eine Art, deren Merkmale einfach etwas variieren. Ihr dürft das aber so handhaben, wie ihr es für richtig haltet, und gerne zwei Arten in eure Listen eintragen, wenn euch danach ist.

Peng!




hunters call themselves nature conservationists, but it is a cheap lie

Allherbstlich wird im Outback die Ernte eingefahren von jenen Menschen, die sich gerne als die einzigen staatlich geprüften Naturschützer bezeichnen. 

Freilich schützen sie die Tiere, auf die sie schießen, nur vor einem natürlichen Tod. 

Am 9. Dezember geriet ich mal wieder versehentlich in so eine Naturschutzaktion hinein, ohne das etwa geplant zu haben. Und zwar am Ortsrand von Greetsiel, und zwar genau dort, wo sich nur wenige Wochen zuvor noch ein Iberienzilpzalp aufgehalten hatte (siehe einen der letzten Berichte). 

Sie kamen von allen Seiten, und so musste ich meine Route überdenken und auf einen Acker ausweichen, um erst gar nicht mit den Waidmännern ins Gespräch zu kommen. Worüber sollte ich auch mit ihnen reden, ich meine, ich selbst bin kein Naturschützer. 

Weder mit noch ohne Flinte. 

Ich gucke nur, was es da draußen zu sehen gibt. 

Und ich guckte auch an diesem Tag, wie die Jäger etliche Fasane übers Feld in eine bestimmte Richtung trieben, wo die Kollegen mit den Schießgewehren schon linkisch lauerten. Als Fasan fliegt man nicht sofort auf, nur weil sich da ein Mensch nähert; zunächst genügt es, im Schutze der Maisstoppel in geduckter Haltung zu laufen. Doch irgendwann sieht man auch als Vogel die am anderen Ende des Ackers wartenden Schützen und macht sich fliegend davon. 

Die einen rechtzeitig, andere zu spät. 

Diese beiden sind gerade noch entkommen:


both birds escaped in time

Obwohl auf sie geschossen wurde, wie man unschwer erkennen kann.

Man ist einfach machtlos gegen solch sinnfreie Ereignisse, sie passieren immer und immer wieder, weil viele Menschen waffengeil sind und gleichzeitig beratungsresistent, oder einfach, weil sie nicht an der Natur interessiert sind.

Ich habe es schon oft geschrieben und schreibe es auch heute wieder: In ganz Ostfriesland werdet ihr keinen Jäger finden, der sich für Libellen, Käfer, Spinnen, Amphibien oder Vögel interessiert. 

Keinen einzigen. 

Von Wildpflanzen mal ganz abgesehen. Allein diese Tatsache ist der Beleg dafür, worum es bei der Jagd eigentlich geht. Umso schlimmer ist es, dass "echte" Naturschützer gerne mal mit Lodenträgern kooperieren, zum Beispiel, wenn es um den Schutz von Wiesenvögeln geht. Doch die Ursache für den eklatanten Rückgang u. a. von Kiebitz und Rotschenkel trägt weder einen roten Pelz noch ein schwarzes Gefieder, wenn ihr versteht, was ich meine. 

Ein Rotkehlchen geht immer:




Robin (mystery 3)

Und damit ist Rätsel Nummer drei gelöst.

Am 31. Oktober saß ich am Diekskiel im Auto und wollte gerade in ein Käsebrötchen beißen, als nur etwa vier Meter von mir entfernt ein Raubwürger auftauchte und am Boden eine Wühlmaus niederrang.

Zuvor hatte ich weder die Maus noch den eigentlich so auffälligen Vogel, der ja auch als Wappen dieser Seite fungiert (siehe unten), bemerkt. Der Raubwürger musste quasi über mir auf der Spitze einer Pappel gestanden haben, doch das Autodach hatte mir den Blick versperrt. 

Jedenfalls flog der Vogel daraufhin in ein nahes Weidengebüsch, wo er x-mal versuchte, sein Mittagessen in eine Astgabel zu klemmen, doch dabei wurde er schließlich von Passanten gestört, sodass er auf die andere Seite des Parkplatzes hinüberwechselte, um dort abermals sein Glück zu versuchen. 

Stolz hatte er mir noch zuvor seinen fetten Fang präsentiert:


this Great Grey Shrike caught a Vole right next to my vehicle, when I was sitting in the inside. It was a big surprise, because I had not even noticed the bird before

"Guck mal, Frank, das kannst du nicht!"

Es war für mich der erste Raubwürger in der Krummhörn und der erste Würger überhaupt am Diekskiel!

Am 2. November flog zwischen Itzendorf und Norddeich ein Brachvogel vor mir auf:


late Whimbrel on 2nd November

Weil er nichts sagte, mir aber irgendwie suspekt vorkam, musste ich schon etwas genauer hinsehen.

Glücklicherweise landete er in etwa 50 Meter Entfernung wieder am Ufer, sodass ich jetzt einen richtig prüfenden Blick riskieren konnte. Und tatsächlich, ich hatte mich nicht geirrt, denn es war wirklich ein Regenbrachvogel! Das war schon etwas Besonderes, denn zu dieser Jahreszeit sollten eigentlich alle Regenbrachvögel längst am Mittelmeer sein oder ganz woanders. 

Der Vogel untersuchte die Höhlungen und Spalten zwischen den Basaltblöcken der Uferbefestigung und erbeutete eine Strandkrabbe nach der anderen:


this specimen was almost exclusively foraging on Shore Crab

Überall Versteckmöglichkeiten für die leckere Strandkrabbe:


habitat of Shore Crab and Whimbrel at low tide


crevices and hinding crab

Bei der Suche: 


looking for hidden food

Wieder ein Rätsel gelöst.

Auf Helgoland, wo der Regenbrachvogel sowohl auf dem Heim- als auch auf dem Wegzug ein regulärer Gast ist, wie ja auch in Ostfriesland, gelten September-Feststellungen bereits als selten. Auf dem küstennahen Festland ist das ab Anfang Oktober der Fall. 

Und deshalb bin ich der Meinung, dass Beobachtungen von Regenbrachvögeln zu dieser Jahreszeit grundsätzlich durch Fotos untermauert werden sollten! Die Bestimmung bzw. Unterscheidung vom hier auch im Winter sehr häufigen Großen Brachvogel ist nämlich nicht immer einfach. 

Angaben wie dunkle Kopfkappe, dunkler Augenstreif oder kurzer Schnabel sagen überhaupt nichts aus, und selbst der markante helle Scheitelstreif ist keineswegs ein Alleinstellungsmerkmal des Regenbrachvogels; auch beim Großen Brachvogel kann man ihn mitunter sehen, wenn auch nie so breit und kontrastreich wie beim kleineren Cousin. 

Ansicht von vorne:



note the median crown-stripe


size comparison with Black-headed Gull


same

Und selbst in Sachen Größe gibt es Überschneidungen mit dem Großen Brachvogel!

Zumindest kann ein großer Regenbrachvogel beinahe so groß sein wie ein kleiner Großer Brachvogel. 

Und darüber hinaus lässt sich die Größe eines Einzelvogels so ganz ohne Vergleichsmöglichkeit ohnehin kaum realistisch einschätzen. 

Hier mal ein Vergleich der beiden Arten:


comparison between Whimbrel (left) and Eurasian Curlew. Latter shows a very short bill! 

Regenbrachvogel links.

In den allermeisten Fällen dürfte die Unterscheidung aber trotzdem keine Probleme bereiten, weil Brachvögel grundsätzlich sehr ruffreudig sind. 

Doch wenn sie stumm bleiben, kann die Bestimmung unter ungünstigen Bedingungen sogar zu einer echten Herausforderung mutieren! Neben den bereits genannten Merkmalen ist mir im Feld noch aufgefallen, dass die Achselfedern des Regenbrachvogels gebändert sind, die des Großen dagegen reinweiß. Alle Großen Brachvögel, die ich zu dieser Zeit bei Norddeich unter die Lupe nahm – es waren sehr viele –, zeigten reinweiße Unterflügel und Achselfedern. 

Doch anscheinend ist bei diesen beiden Arten nichts wirklich sicher! 

Bei meiner Bildersuche im Netz fand ich zwar keinen einzigen Regenbrachvogel mit weißen Achselfedern, dafür aber einige Große Brachvögel mit gebänderten. Und sie waren leider alle korrekt bestimmt. 

Beachtet bitte auch den sehr kurzen Schnabel des Großen Brachvogels auf dem Vergleichsfoto da oben. Möglicherweise war er sogar proportional kürzer als jener des Regenbrachvogels! Aber die Form ist eine etwas andere, doch auch hier ist Vorsicht geboten, wenn einem die zweite Art zwecks Vergleich nicht zur Verfügung steht.

Wirklich tricky!




same

Der Vogel blieb bis zum 10. November an Ort und Stelle. 

Danach ist auf Ornitho nur noch ein späterer Regenbrachvogel für die ganze Republik und das Jahr 2023 gemeldet worden,  freilich ohne Belegfotos. 

Im Hintergrund Norddeich: 



same

In der Vergangenheit hat es aber auch sehr wenige echte und sehr gut belegte Winternachweise gegeben.  

So konnte z. B. 2021 auf Amrum ein Regenbrachvogel zunächst am 14. November fotografiert werden (beim Verzehren von Strandkrabben!) und dann wieder am 12. Dezember. Die Bilder zeigen eindeutig dasselbe Individuum, doch ob es der Vogel am Ende geschafft hat in den warmen Süden oder den mitteleuropäischen Winter erfolgreich gestemmt, ist mehr als fraglich, denn auf dem Dezemberbild sieht er schon ziemlich fertig aus. 

Ein letztes Foto vom Norddeicher Regenbrachvogel:


Whimbrel 

Nein, es gibt noch eins:



same

Okay, eins noch:


almost the last

Jetzt aber: 



really the last now

Knuffige Alpenstrandläufer Anfang November auf dem Manslagter Nacken: 


Dunlin

Ein anderer Trupp suchte auf einem teilweise gefluteten Acker auf der anderen Seite des Deichs nach Nahrung:



another flock foaging on a flooded field

Ein ganze Bande Strandpieper lungerte auf der Deckwerk-Baustelle bei Manslagt herum:


Rock Pipit

Die alte Schneeammer und das Meer:


Snow Bunting

Kuckuck, hier ist die Kamera:


same

Der für mich (bislang) letzte Grünschenkel des Jahres 2023 döste am trüben 18. November ganz allein im Buscher Heller herum: 



my last Greenshank in 2023?

Bei Hochwasser rasten Rotschenkel im Hafen von Norddeich entweder auf den Bootsstegen des Yachthafens oder auf einer bestimmten Mole:



resting Redshank at high tide

Und wenn sie schließlich ganz oben stehen, genießen sie eine noch bessere Aussicht:


same

Und jetzt lösen wir wieder eines der Rätsel auf:


does this image show the tip ofthe tail of an Otter?

Auch dieses Foto entstand im Hafenbecken von Norddeich.

Was hier wie Haare aussieht, sind tatsächlich Federn. 

Es sind die Federn eines Tauchers:


?

Und zwar die eines Schwarzhalstauchers, der während eines zweitägigen Sturmes vom 24. bis zum 25. November im etwas ruhigeren Hafen Schutz vor den bösen Wellen gesucht hat:


this Black-necked Grebe found shelter in Norddeich harbour during a heavy storm at the end of november and kept staying there for two days

Ihr seht, für meinen ersten gefräßigen Fischotter hier in Ostfriesland hat es leider noch nicht gereicht.

Was für ein irrer Blick: 



same


note the bright red eyes

Gelbe Iriden, wie sie ein Triel besitzt oder eine adulte Sperbergrasmücke, habe ich immer schon megageil gefunden, aber knallrote Augen setzen dem Ganzen wirklich noch eins drauf:


same



same

Wenn der kleine Vogel mal nicht nach Fischen und Granat tauchte, dann hielt er sich meist eng an einen ebenfalls im Hafen nach Nahrung suchenden Haubentaucher, der sich noch in der Pubertät befand:


with Crested Grebe

Zwei Taucher-Arten im Hafenbecken von Norddeich!

Doch es war noch eine dritte anwesend, nämlich ein Zwergtaucher, der eine bestimmte Ecke des Hafens ganz für sich allein beanspruchte und den Schwarzhalstaucher vehement vertrieb, sobald dieser eine für mich unsichtbare Grenze überschwamm. Da ging dann richtig die Post ab.

Die Kleinsten sind immer die Schlimmsten, ist bei den Menschen auch oft so.

Und schnell noch eine Auflösung: 


next mystery

Ich will ehrlich sein, dieses Rätsel wäre auch für mich unlösbar, wenn ich den Vogel nicht selbst beobachtet und fotografiert hätte. 

Im Prinzip könnte es alles sein, so von Eiderente bis Kormoran

Doch es war eine weibliche Trauerente:



female Common Scoter

Wegen des Wellengangs war von dem Vogel oft nur der Kopf zu sehen.  

So auch hier:



same

Manchmal kam er aber auch deutlich näher Richtung Ufer geschwommen, wo ich bäuchlings auf der Lauer lag:


same

Gefiederpflege: 


preening

"Ist alles in Odnung mit Ihnen?" erklang es nicht nur einmal in meinem Rücken. 

Mein Blick war fest aufs Wasser ausgerichtet, da bekam ich all die Spaziergänger kaum mit.  Und es ist doch auch lieb von den Menschen, wenn sie sich um einen sorgen und Anteil nehmen, doch warum, zum verfickten Teufel, können sie grundsätzlich nicht eins und eins zusammenzählen?

Ich meine, meine Kamera ist doch auch noch da, ich liege da doch nicht einfach nur so auf dem Pflaster herum! 

Wenn meine Pumpgun nicht so verdammt schwer und sperrig wäre, dann hätte ich sie immer dabei. Vielleicht überlegen es sich die Leute bei ihrem Anblick zweimal, ob sie es wirklich riskieren wollen, mir auf den Sack zu gehen. 

Brandenten sind Seegang gewohnt, sie werden jedenfalls nicht grün; hier seht ihr gleich einen ganzen Trupp auf dem rauhen Ozean herumdümpeln:


Shelduck on a stormy day, in da background you can see the Norderney ferry

Im Hintergrund kämpfte sich die Norderney-Fähre mühselig voran.

Es war wirklich sehr, sehr windig an diesem Tag, und die Verbindung zur Nachbarinsel Juist fand erst gar nicht statt. Warum, so werdet ihr euch jetzt fragen, fährt das eine Schiff und das andere nicht. Die Antwort ist einfach. Norderney-Schiffe genießen den Vorteil einer ausgebaggerten Fahrrinne, die Juist-Fähren nur am Anfang ihrer Strecke. 

Der Sturm brachte mir übrigens auch eine junge Dreizehenmöwe ein:



the storm brought a single young Kittiwake

Sie suchte die nasse Straße in Westermarsch nach Regenwürmern ab: 




looking for Earthworms

Im Hintergrund waren einige ältere Herren gerade am Boßeln. 

Und was war das an diesem Tag für ein Sauwetter! Im Minutenrhythmus gingen heftigste Schauer nieder, doch die Boßler juckte das nicht ein bisschen. Die Dreizehenmöwe haben sie aber nicht bemerkt, weil ihre Augen ausschließlich auf die Kugel gerichtet waren. 

Nach dem Sturm kam irgendwann etwas ganz furchtbar Ungwöhnliches!

Nämlich ein einwöchiger Wintereinbruch zum Monatswechsel November/Dezember:


Woodcock hiding on the top of the frozen dike

Am 30. November saß ich gerade in meinem Auto, um volle Akkus in meine geile Kamera zu stopfen, als plötzlich eine Waldschnepfe an mir vorüberflog und auf dem nahen Deich landete.  

Vielleicht war sie nicht zufrieden mit dem Schutz, den ihr das kurze Gras des Deichs bot, und so lief sie schnell auf die Kuppe, wo es zwar um ihre Tanung auch nicht wirklich besser bestellt war, es aber immerhin nicht an dem aus der Sicht einer Waldschnepfe so wichtigen Rundumblick mangelte. 

Da blieb sie dann einfach stehen.

Ein Silberreiher:


Long John Silver in da winter wonderland

Diese Aufnahme entstand am 4. Dezember am Zwischenahner Meer.

So hübsch der Vogel auch ist, das wahre Kunstwerk sind in diesem Fall die wie mit Puderzucker bestreuten Äste und Zweige der Weidenbüsche über ihm. Ein Kontrast aus Schwarz und Weiß, und der gefiel mir schon aus großer Entfernung so gut, dass ich meine Kamera auspackte, obwohl es an diesem Tag gar nicht wirklich hell werden sollte, dafür aber so unglaublich kalt, dass mir schon meine Finger schmerzten. 

Und das, liebe Mitmenschen da draußen, war es auch schon wieder; ich habe mein Pulver verschossen.  

Alle Rätsel sind gelöst, und ihr habt wahrscheinlich (wieder einmal) absolut keine Ahung gehabt, ihr Blindflieger. 

Das hier ist übrigens der 399. Beitrag in diesem Blog gewesen.

Was für eine herausragenmde Leistung!

Preisverdächtig.  

Den Abschluss darf die "Amsel" von ganz oben machen:




actually it is a Ring Ouzel, not a Blackbird

Eine Amsel, die natürlich gar keine ist:


this late male Ring Ouzel popped up close to my castle on 16th November 2023 and had a nine day rest in this area

Kaum war der Trödel-Regenbrachvogel weg, da fand ich am 16. November diesen wunderbaren Gast am Nordostrand der Leybucht. 

Eigentlich hatte ich nur am Straßenrand gehalten, um die vielen Vögel auf einem angrenzenden Acker genauer unter die Lupe zu nehmen. Kiebitze, Goldregenpfeifer, aber auch Steinwälzer, Langzehenstrandläufer und Feldlerchen tummelten sich dort.  

Richtige Knaller waren leider nicht darunter (die Langzehenstrandläufer waren natürlich nur ein Scherz), doch kaum hatte ich den Zündschlüssel umgedreht, als ich eine vermeintliche Amsel auf der anderen Seite der Straße und in großer Entfernung am Fuße eines alten Deiches nach Nahrung suchen sah. Könnte auch eine Ringdrossel sein, so dachte ich scherzhaft, doch dann drehte sich der Vogel, der mir bislang nur seinen Rücken präsentiert hatte, plötzlich um.

Und es war wirklich eine Ringdrossel:



far, far away

Diese beiden Bilder entstanden an zwei verschiedenen Tagen unter unterschiedlichen Lichtbedingungen, weshalb das Grün des Rasens mal so, mal ganz anders rüberkommt. 

Zu diesem Zeitpunkt war ich noch der festen Überzeugung gewesen, es sei die späteste Ringdrossel meines Lebens, doch da lag ich falsch, denn bei meiner Recherche zu Hause fand ich schnell heraus, dass ich schon mal einen späteren Vogel beobachtet und auch fotografiert hatte, und zwar am 22. November 2020 auf dem Rysumer Nacken. 

Schnell fand ich darüber hinaus heraus, dass der Ringdrossel-Mann immer wieder dieselbe Strecke entlang eines verschilften Grabens ablief – und dann wieder zurück. Also kippte ich dort eine LKW-Ladung Mehlwürmer in die Landschaft, und nur wenige Minuten später stellte der Vogel sein Laufen ein. 

Ich baute mein Tarnzelt auf und legte mich hinein, nachdem ich die Ringdrossel zuvor etws unsensibel von ihrem gedeckten Tisch hatte vertreiben müssen. Sie war aber mutig und kehrte nach nur zehn Minuten wieder zurück:


Ring Ouzel eating lecker mealworms in front of my hide 

Einmal hatte der Vogel früher als von mir erwartet alles aufgegessen – ich saß im Auto und beoobachtete ihn aus großer Entfernung –, und dann umkreiste er das Tarnzelt und schaute es sich von allen Seiten an. 

Das sah wirklich lustig aus: 



same

Aus der Nähe:


Ring Ouzel on early morning

Das war an einem Sonntagmorgen, kurz vor Sonnenaufgang. 

Es war zunächst noch heiter an diesem Tag, und in meinem Rücken hatte sich der Himmel bereits hübsch rot eingefärbt. Diese Aufnahme entstand mit einer Dreizehntelsekunde, aber natürlich mit Stativ. Wenn ein Vogel sich nicht bewegt, ist so eine lange Verschlusszeit ken Problem.  

Wie man hier sieht:




same

Nur wenige Minuten später wäre das Licht wirklich perfekt gewesen, doch es kam (wieder einmal) ganz anders. 

Wie aus dem Nichts tauchten dichteste Wolken auf und verschlangen binnen Sekunden auch noch das allerletzte Licht. 

Immerhin konnte ich noch schnell dieses bereits oben gezeigte Bild schießen:


as a true artist Ring Ouzel is able to transform Mealworms into white dots

Natürlich, hier hatte die geile Ringdrossel auf den Deich gekackt.

Und das gleich nicht nur einmal.

Ey Sudendey, bist du da wirklich drin?


is anything okay, who is actually hiding in that fucking cube? 

"Ja, bin ich! Und jetzt fang bitte mal an zu posieren, damit ich hier nicht ewig im Matsch rumliegen muss!"

Es war eine einzige Sauerei da am Deichfuß!

Nach den tagelangen ergiebigen Regenfällen hatte sich der Kleiboden in eine Schlammwüste verwandelt, und die bis zum Rand mit Wasser gefüllten unzähligen Kuhtritte machten die ganze Angelegenheit auch nicht erträglicher. Auf den Bildern ist von diesem ganzen Elend aber nichts zu sehen, wie ihr seht.

Moin:





same

Fast schon zu nah:



this spcimen did not check anything ;-)

Am Ende sollte es doch die für mich späteste Ringdrossel meines Lebens werden, denn der Vogel blieb gleich ganze neun Tage im Gebiet:


same

Fotografieren konnte ich ihn aber nur an zwei Tagen.

Entweder war in dieser guten Woche das Wetter grässlich – es gab in dieser Zeit viel Wind und noch viel mehr Regen –, oder mir fehlte einfach die Zeit. Immerhin gelang es mir, an jedem Tag ausreichend Mehlwürmer vorbeizubringen, um den Vogel bei Laune zu halten für den Fall der Fälle. Dass am Ende nicht noch mehr für mich dabei herausgesprungen ist, stimmt mich noch heute traurig.

Für mich ist jede Begegnung mit der Ringdrossel etwas ganz Besonderes, eben weil man sie nie zu oft zu Gesicht bekommt. 

Anders ausgedrückt: Die geile Ringdrossel ist ausreichend selten, um niemals langweilig zu werden.

Trotzdem kann ich mich an kein Jahr erinnern, in dem ich keine einzige Ringdrossel gesehen habe. Auch im Landkreis Osnabrück und dort vor  allem auf dem Flugplatz Achmer ist sie mir alljährlich vors Fernglas geflogen, meist im April und manchmal sogar gleich truppweise. 

Doch für gute Fotos reicht es eigentlich nie, ist die Ringdrossel doch immer megascheu. Und mit dem Anfüttern klappt es in der Regel auch nicht, weil dieser Vogel unstet ist bezüglich seines Auftretens. Das bedeutet, wenn man an einem Tag gleich mehrere Individuen sieht an einem bestimmten Ort, dann kann man sich einigermaßen sicher sein, dass sie am kommenden bereits wieder verschwunden sind. 

Ein echter Arschkrampenvogel!

Wenn die hier vorgestellte Ringdrossel genug Mehlwürmer aufgegessen hatte, dann suchte sie ihren Ruheplatz in einem Bäumchen am Grabenrand auf, um sich dort zu putzen:



resting after a heavy meal 

Wenn der Vogel am Tag seiner Enttarnung noch einwandfrei ausgesehen hatte, dann war davon nur einen Tag später nichts mehr zu sehen.

Als ich ihn am Nachmittag in Augenschein nahm, musste ich staunen, denn über Nacht waren ihm fast sämtliche Steuerfedern abhanden gekommen. Vielleicht war die Ringdrossel nur ganz knapp einem hungrigen Sperber entkommen, eine andere plausible Möglichkeit will mir jedenfalls nicht einfallen. 

Hier kann man den Verlust zumindest erahnen:



this bird lost almost all tail feathers over night, but why?

Bis zum 26. November hielt sich diese Ringdrossel am Rande der Leybucht auf. 

Am Abend dieses Tages beruhigte sich das Wetter endlich; der Wind flaute ab, der Regen ließ nach, und selbst die bescheuerten Wolken machten sich aus dem Staub.  

Ich weiß natürlich, wie Vögel ticken, und entsprechend war ich nicht wirklich überrascht darüber, dass ich den Vogel am Folgetag nicht mehr finden konnte. Eher enttäuscht, wo doch jetzt endlich passables Fotowetter vorherrschte. Die Ringdrossel hatte tatsächlich das optimale Zugwetter genutzt und war sehr wahrscheinlich schon in der Abenddämmerung abgereist. 

Mit einem vollen Bauch, aber ganz bestimmt nicht übergewichtig.

Interessanterweise wurde am Folgetag eine Ringdrossel bei Wetter (Ruhr) festgestellt, also 242 Kilometer südlich der Leybucht. Rein theoretisch könnte es sich also um dasselbe Individuum gehandelt haben. Doch leider gibt es keine Bilder von diesem Vogel, nur Tonbandaufnahmen, sodass ein Vergleich anhand des Gefieders und vor allem des Steuers nicht möglich war.

Die im Westfälischen beobachtete Ringdrossel war dann auch die letzte für ganz Deutschland auf Ornitho gemeldete des Jahres 2023!

So, Kinners, das war's jetzt wirklich.

Das letzte Wort darf das bereits weiter oben vorgestellte Rotkehlchen haben, das ich übrigens im Kurpark von Norddeich geknipst habe: 



Robin

Zu guter Letzt möchte ich noch einmal auf das Thema Gefräßigkeit etwas näher eingehen. 

Kein Wildtier ist gefräßig, kein Wildtier ist übergewichtig, höchstens diverse Winterschläfer im Herbst, wie etwa Murmeltier oder Braunbär. Würden sie sich kein Fettpolster anessen, wäre das ihr sicherer Tod. Echte und dauerhafte Fettleibigkeit ist aber ein Alleinstellungsmerkmal des Menschen und seiner Haustiere, wobei die Haustiere nun wirklich überhaupt nichts für ihr schweres Los können. 

Auch ich wiege ganz bestimmt mehr, als mir gut tut, vor allem seit ich mit dem Quarzen aufgehört habe vor einigen Jahren (vielleicht sollte ich wieder anfangen ...). Und trotzdem werde ich jetzt nach einer halben Packung Pfeffernüsse auch noch eine Tüte Erdnussflips reißen und mit vitaminfreier H-Milch runterspülen. 

Wie es sich gehört.

Denn nach süß kommt salzig, nach salzig wieder süß. 

Der Sinn des Lebens und so weiter, ihr versteht!

Ich wünsche allen Besuchern dieses großartigen Blogs und auch allen anderen, die gut drauf sind, neben einer Tüte Erdnussflips und einer Packung H-Milch auch noch einen völlig entspannten Restdezember. 

Streitet euch nicht wegen einer Socke.

Prost!