Samstag, 14. September 2024

Im Vollrausch auf dem Flugplatz Achmer (Teil 3)

Kinners, es ist zurzeit sehr herbstlich hier. 

Heute ist der 13. September 2024.

Es ist kalt und es regnet wieder viel.

Aber nur draußen. 

Und zu allem Überfluss habe ich gerade feststellen müssen, dass ich keine Erdnussflips mehr mag. 

Das ist das Allerschlimmste überhaupt!

Weit über vierzig Jahre habe ich jede Tüte wirklich genossen, doch die letzten drei wollten mir einfach nicht mehr schmecken. 

Ob ich noch mal einen Versuch starten soll?

Ich meine, was zum verfickten Teufel soll ich denn jetzt essen, wenn ich mal keinen Bock auf Pizza, Käsebrötchen, Haribo Colorado oder weiße Schokolade (nur Fin Carré von LIDL) habe? 

Ich meine, Erdnussflips sind für mich immer eine leckere und sehr gesunde Alternative zu all diesem schädlichen Scheiß gewesen. 

Ich meine, was kann eigentlich wichtiger sein als eine ausgewogene Ernährung?

 

Egal, heute gibt es wieder Bilder aus dem warmen Süden für euch. Aus der Umgebung der niedersächsischen Metropole Osnabrück. 

Und zwar vor allem vom Flugplatz Achmer. 

Und gleich das erste Foto zeigt ein Rätseltierchen


mystery animal

Na, wer lugt da im Tautropfen-Glitzerkostüm interessiert über den Blütenstandrand der Gemeinen Schafgarbe hinweg in die Kamera?

Lösung folgt irgendwann.  

Und ganz schnell noch ein zweites Rätsel:



mystery animal (part two)

Wer hatte sich hier noch nicht die Hörner abgestoßen?

Auch hier gilt: Lösung folgt später. 

Das dritte Bild dieses neuen und wieder sehr geistreichen Beitrages zeigt einen Landschaftsgärtner


this Goat is a gardener and fighting all the upcoming Birches and Black Cherry at so called Flugplatz Achmer where I have taken all the images shown in this blog post

Mit zwei Hörnern.

Und es ist nicht der Herr der Finsternis, wie ihr vielleicht vermutet, weil ihr notorische Blindflieger seid. 

Nein, Teile des Flugplatzes werden jetzt nämlich beweidet. 

Von Schafen und Ziegen, aber auch von Galloways und – die sollen jedenfalls noch kommen, so hat es der Förster mir jedenfalls erneut verklickert – von Koniks.  Und wegen der Galloways und Koniks hat man die aus meiner Sicht wertvollste und interessanteste Fläche des Gebietes eingezäunt. Man hat aber nicht etwa einen ganz langen Zaun um die ganze Fläche herum gezogen, sondern diese gleich in vier kleinere Parzellen aufgeteilt, sodass man jetzt, wenn man die gesamte Fläche nach Interessantem absuchen möchte, gleich viermal einen Scheißzaun überklettern muss. Man kann natürlich auch einen auf Soldat machen und die niedrigste Gangart einsetzen, aber auch das ist nicht nach meinem Geschmack, wenn ich ehrlich sein soll. 

Da ist nämlich volle Kanne Saft drauf!

Es folgt ein noch taubehangener und männlicher Großer Blaupfeil, den ich am frühen Morgen in der Ufervegetation des "Steppensees" ausfindig machen konnte:


male Black-tailed Skimmer

Dort fand ich auch diese geile Gammaeule:


Silver Y hiding in da grass

Und etliche Südliche Binsenjungfern:


Southern Emerald Damselfly

Hübschen Blutweiderich gab es auch:


Purple Loosestrife

Der ist zwar keine Seltenheit in Norddeutschland, kann es aber in Sachen Pracht ganz locker mit jeder heimischen Orchidee aufnehmen, wie ich finde. 

Mit der folgenden jedenfalls allemal:


likely Broad-leaved Helleborine is by far the most common orchid in this area

Ein weiteres Bild von der oder dem Breitblättrigen Stendelwurz:



same

Bereits fruchtend:

same species

Auffallend war Anfang August das nahezu komplette Fehlen von Tagfaltern auf dem Flugplatz!

Das war fast schon gespenstisch!

Nicht einen einzigen Kleinen Perlmutterfalter habe ich gesehen. Ein Jahr zuvor war der noch ein Massenartikel gewesen. Und auch der Kaisermantel flog dieses Mal nur in sehr geringer Zahl, ohne dass ich Gründe dafür nennen könnte. Maximal sah ich vier Individuen gleichzeitig.

Immerhin war der drollige Kommafalter megahäufig: 


Silver-spotted Skipper was abundant, while other butterflies were almost missing completely

Allein auf einer nur etwa zwei Hektar großen Lichtung in einem Kiefernwald waren es bestimmt über 150 Individuen gewesen!

Ich fotografierte diese Art also sehr oft, morgens und auch abends:



same

another specimen

An Gemeiner Schafgarbe:


another

Und hier waren es sogar gleich zwei dieser Falter zusammen:


two together

Bemerkt habe ich das aber nicht etwa im Feld, sondern erst beim Betrachten der Bilder am Rechner zu Hause.

Ich muss dringend zum Augenarzt!

In Ostfriesland kommt dieser anspruchsvolle Schmetterling (sehr wahrscheinlich) nicht vor, jedenfalls nicht auf dem Festland, benötigt er doch Sandtrockenrasen, um richtig glücklich werden zu können. Vielleicht kann man ihn auf dem Standortübungsplatz in Brockzetel finden, wenn man zur richtigen Jahreszeit sucht. Wetten würde ich darauf aber nicht.

Ein letztes Individuum: 


last but not leat one

(Sehr wahrscheinlich) Luzerne:


Alfalfa

Diese Art wird immer mal wieder angebaut und verwildert dann gelegentlich. 

Ich will aber auch ehrlich sein, bis heute habe ich noch nie bewusst ein Luzernefeld gesehen hier im Nordwesten. Darauf geachtet habe ich aber auch wieder nicht. 

Es gab auch wieder Gemeine Sichelschrecken ohne Ende: 

Sickle-bearing Bush-cricket

Noch pennend im Fruchtstand einer Wilden Möhre




second – this species from the South has become abundant in the meantime at Flugplatz Achmer as a result of the climate change

Ein weiteres Individuuem, ebenfalls auf Wilder Möhre: 

third

Mit etwas mehr Sonne ein paar Minuten später: 


with more sun

Kinners, habt ihr das auch gerade gehört?

Dieses klassische Geräusch?

Meine Vermieterin ist wieder einmal umgefallen. 

Hinter der Wand in meinem Rücken befindet sich nämlich ihre Küche. Und die Wand ist nicht so stark, wie man meinen könnte, obwohl es sich hier um ein altes und wirklich stabiles Haus handelt. Meine Vermieterin fällt oft um, weil sie immer besoffen ist, und ich weiß nicht, wie sie es hinbekommt, aber sie stürzt wirklich immer präzise mit dem Hinterkopf gegen die Tischkante, und dieser Tisch schrubbert dann über die Fliesen, weil er mit dem Hinterkopf meiner Vermieterin gar nichts zu tun haben will. 

Und das ist das Geräusch, das ich soeben gehört habe. 

Schrrrrmmm!

Schlimm ist das alles aber nicht. Die Frau hat ein dickes Fell, und eigentlich verbringt sie mindestens die Hälfte eines jeden Tages ohnehin unterm Tisch, um ihren Rausch auszuschlafen. Und wenn sie schläft, kann sie mir nicht auf den Sack gehen mit ihrem Gelaber.

Der Sohn meiner Vermieterin wohnt in derselben Straße. Blicken lässt er sich hier aber nur an Weihnachten und, äh, und – sonst eigentlich nie. Doch neulich war er plötzlich hier, als seine Mutter mal nicht besoffen und abwesend war, und hat hier eine Katze abgeliefert. Er hat sie einfach in die Küche gestellt, samt Klo und Futter, und ist dann wieder abgehauen. Ich meine, er hat seine Mutter nicht einmal gefragt, ob sie überhaupt eine Katze haben will. 

Zu mir meinte er nur: "Wie hältst du das hier eigentlich aus?"

Meine Antwort: "Es ist lustig, zumindest dann, wenn man Humor hat."

Die Katze sieht so aus:



my Vermieterin's living room tiger

Hübsch, oder?

Es kam, wie es kommen musste, die Katze hat kein dickes Fell und ist dem Gelaber meiner Vermieterin nicht einmal ansatzweise gewachsen, fühlt sich ihm eher ausgeliefert. Als Katze hat man auch sehr empfindliche Ohren. Und weil es drüben so schrecklich ist, lungert das Biest jetzt immer häufiger vor meiner Wohnungstür herum. Und seit sie das tut, liegen hier auch immer wieder Wald-, Feld- und Spitzmäuse reglos auf den Waschbetonplatten. 

Wenn ich also am frühen Morgen noch völlig schlaftrunken aus meiner Wohnung stolpere, dann muss ich jetzt immer auf die auf dem Boden liegenden Tierkadaver achten. Davor waren es lediglich Spanische Wegschneggen gewesen, in die ich hineingetreten bin. 

Guckt doch mal, wie niedlich:



same

Wenn meine Vermieterin mal nicht sturzbetrunken ist, dann redet sie mit ihrer neuen Katze.

Ohne Punkt und Komma. Und sie hebt ihre Stimme um sechs Oktaven an, weil sie einen an der Klatsche hat. Fast alle Katzenbesitzer machen das so. Und fast alle Hundebesitzer machen das so. Und auch die Eltern ganz kleiner Kinder machen das so. Vor allem Frauen, also die Mütter, weil sie natürlich stimmlagenmäßig ganz andere Sphären erreichen können als z. B. ein Mann. 

Aber das nur so am Rande. 

Gleich ganz viele elegante und wohlriechende Moschusböcke sind mir in diesen Tagen Anfang August auf dem Flugplatz begegnet, auch fliegend!

Und einen von ihnen habe ich auch geknipst:


pretty Musk Beetle 

Tau lag noch schwer auf seinem schillernden Chitinpanzer.

Und unter dem Prachtkerl lauerte die achtbeinige Gefahr, hier nur unscharf im Hintergrund zu erkennen.

Andere Perspektive:


same

Wieder eine andere Perspektive:



same, but note the Four-spot Orb-weaver 

Das zweite Rätsel von ganz oben ist hiermit gelöst, die langen Antennen sind die des Moschusbocks.

Und die Gefahr unter dem Käfer ist eine Vierfleck-Kreuzspinne

Eine richtige Gefahr für den Bockkäfer war sie natürlich nicht, denn sie attackiert nur Tiere, die sich in ihrem Netz verfangen. Der Käfer stand also sicher auf der Wilden Möhre und bekam von der Spinne sehr wahrscheinlich gar nichts mit.

Eine andere Vierfleck-Kreuzspinne für euch:



another female

Ihr seht sehr gut, dass sie zwei ihrer Ärmchen auf einen Verbindungsfaden zum Netz gelegt hat.

Bei der kleinsten Erschütterung, die sie auf diese Weise immer auf der Stelle spürt, poltert sie los ins Netz, um ein mögliches Beutetier mit Spinnseide zu umwickeln und mit einem Biss zu betäuben. Szenen wie in einem Horrorfilm, aber aus der Sicht eines Menschen natürlich völlig harmlos und so weiter.

Noch eine weitere Dame:



setting up her web on early morning

Die war am ganz frühen Morgen damit beschäftigt, ein brandneues Netz zu errichten zwischen all den Halmen und Stängeln von Gräsern und Kräutern. 

Seht: 



same

Viel zahlreicher als die hübsche Vierfleck-Kreuzspinne war auf dieser Lichtung im Kiefernwald wieder einmal die megageile Wespenspinne


Wasp Spider's web

Ja, wo ist sie denn?

Die Wespenspinne wartet immer kopfüber stehend in der Mitte ihres Netzes auf Beute. Mit einem Faden ist sie stets an der so genannten Nabe befestigt. Sicherheit geht vor, nicht nur bei Mitgliedern des Deutschen Alpenvereins

Bei Annäherung eines aufrecht gehenden Großsäugers lässt sie sich einfach zu Boden fallen, versäumt es aber nie, gleichzeitig einen Faden aus den Spinndrüsen in die Freiheit zu entlassen, also Seil zu geben. Sie muss also nicht wieder mühselig die Pflanzen hochklettern, wenn die Luft wieder rein ist, sondern nur den Faden empor, so wie mein ehemaliger Französischlehrer Jean-Paul François seinerzeit bei einem spontanen Besuch unseres Sportunterrichts in der KvG.-Halle ohne jeglichen Grund das dicke Tau, das direkt neben der hölzernen Kletterwand herunterhing, in nur drei Sekunden und bis zum Anschlag hochkletterte!

Ich erinnere mich noch, wie seine Adern am Hals anschwollen. 

Jean-Paul Francois war damals einer meiner absoluten Lieblingslehrer gewesen. Und neben Französisch beherrschte er auch die deutsche Sprache besser als 98,73 Prozent aller Ureinwohner dieses Landes, war er doch auch Deutschlehrer, aber eben aufgewachsen in "Fronkreisch" und erst 1970 nach Deutschland gekommen. 

"Seine fronzösische Accent" hat er übrigens nie abgelegt.

Was er wohl heute so macht? Ich hoffe, es geht ihm gut.

Meine Fresse, ich schweife ab.

Hier eine weibliche Wespenspinne, die aber im Zentrum eines anderen Netzes frühstückte:


female Wasp Spider

Und eine weitere Dame mit Morgensonne und fast ohne Tau:



another

Wenn man wie ein Weißstorch eine Wiese durchschreitet, dann sorgt man automatisch dafür, dass all die dort lebenden Wespenspinnen nicht verhungern. 

Man arbeitet ihnen quasi zu.

Ich kann nicht einmal ansatzweise schätzen, wie viele Heuschrecken verschiedenster Couleur ich mit jedem Schritt, den ich machte, versehentlich in die vielen Spinnennetze gescheucht habe. Das tat mir leid für die Hüpfer, und ihr könnt mir glauben, ich habe mich bei jedem einzelnen von ihnen entschuldigt.  

Es wird ihnen aber nichts mehr gebracht haben.

Zwei Steinkauz-Bilder:


female Little Owl

Das erste Foto zeigt das Weibchen, aufgenommen deutlich vor Sonnenaufgang mit einer Dreizehntelsekunde.

Das dazugehörige Männchen mit dem Ring schaute skeptisch zu mir herunter:


male

Leider weiß ich bis heute nichts über die Herkunft des Vogels, doch die Recherche läuft. 

Hinter dem Einflugloch, in dem der Vogel da steht, befindet sich übrigens ein Schleiereulenkasten. 

Genutzt für die Brut haben die Steinkäuze ihn aber sehr wahrscheinlich nicht. Der Jungvogel – ich hatte ihn hier in einem der früheren Berichte vorgestellt – ließ sich immer und ausnahmslos in einem Mauerloch schräg unterhalb des Eulenkastens blicken. Und auch nach den Mahlzeiten steuerte er immer dieses Mauerloch an, um dahinter abzutauchen. Ich gehe also davon aus, dass die Steinkäuze irgendwo im Innern der Feldscheune gebrütet haben und eben nicht in dem Kasten.

Eine andere Feldscheune, etwa einen Kilometer entfernt von der obigen: 


few years ago this barn harboured a couple of Little Owl, too

Auch hier befindet sich ein Schleiereulenkasten hinter dem Giebel. 

Und dieser Kasten ist tatsächlich mal von Steinkäuzen für die Brut genutzt worden, wie mir mal jemand glaubhaft versichert hat. Vielleicht hat es sich sogar um jenes Paar gehandelt, das in diesem Jahr die andere Scheune bewohnt, also um die Vögel, die ihr da oben sehen könnt.

Oh, ein Ampferpurpurspanner


Lythria cruentaria

Der ist auf den weiten und trockenen Flächen sehr häufig. 

In jedem Jahr. 

Ein Gemeiner Bläuling:



Common Blue

Dieser Falter ist nicht etwa gemein im Sinne von böse, sondern gemein im Sinne von häufig. 

Zumindest war er das mal, doch heute findet man ihn keineswegs mehr überall, denn auch der Gemeine Bläuling ist kein Freund überdüngter Landschaften. In Ostfriesland kann man ihn zum Beispiel alljährlich in großer Zahl auf dem Rysumer Nacken begucken, wo sich die Raupen sehr wahrscheinlich vom Gewöhnlichen Hornklee ernähren. 

Von der anderen Seite gesehen:


same

Fruchtender Faulbaum am frühen Morgen:

Alder Buckthorn

Dieser in trocken gelegten Mooren und auf Kahlschlägen meist sehr häufige, aus der Sicht des Naturschutzes vielleicht sogar lästige Strauch stellt die Nahrungsgrundlage von mindestens zwei verschiedenen Tagfaltern dar.  

Er ist wichtig für den Faulbaumbläuling und den Zitronenfalter, der übrigens nicht so heißt, weil er etwa Zitronen faltet. 

Das tut er natürlich nicht. 

Oben hatte ich das Fehlen der ganzen Tagfalter bemängelt, doch von einem auf den anderen Tag wimmelte es plötzlich von Zitronenfaltern. Die mussten alle nahezu synchron geschlüpft sein. Noch nie in meinem Leben hatte ich so viele Zitronenfalter an nur einem Tag gesehen. Es müssen mehrere hundert gewesen sein!

Und es war ein heißer Tag, ein sehr schwüler noch dazu. Ich wähnte mich in Kamerun oder Ghana, und so wunderte ich mich auch zunächst gar nicht über das fette Biest, das ich jetzt entdeckte.

Dieses Biest lag mitten auf dem Weg.

Und es war meine erste Europäische Puffotter:



Elephant Hawk Moth's caterpillar

Glaubt nicht jeden Scheiß, den ich verzapfe.

Natürlich war das nur die Raupe des Mittleren Weinschwärmers, die da von links nach rechts über den Asphalt krabbelte. Und das war interessant, denn weit und breit konnte ich keine der für diese Art bekannten Futterpflanzen ausmachen. 

Das Einzige, was dort wuchs, war ein mächtiger Bestand der Kanadischen Goldrute:



Canadian Goldenrod (non-native)

Und dieser Neophyt aus dem fernen Nordamerika gehört nicht in die Liste der Futterpflanzen der Weinschwärmer-Raupe.

Die vermeintliche Puffotter musste sich also zuvor von Luft und Liebe ernährt haben, um am Ende ihre stattliche Größe zu erreichen, oder sie hatte eine Megastrecke zurückgelegt. 

Und jetzt befand sie sich auf dem Weg zu einem geeigneten Verpuppungsplatz:



same

Im kommenden Bericht, das kann ich jetzt schon mal verraten, werde ich euch ganz stolz die Raupe eines anderen Schwärmers präsentieren können!

Dabei handelt es sich um eine Art, die ich mir zwar immer gewünscht, aber nie zu Gesicht bekommen hatte. Jetzt hat es endlich geklappt, auf einem Weg bei Hamswehrum ist sie mir vor die Füße gekrabbelt. Ob ich den dazu passenden Falter jemals finden werde, bleibt aber abzuwarten. Der Herbst 2024 hat aber nachweislich sehr viele Individuen nach Deutschland gebracht, mindestens zwei auch nach Ostfriesland.

Aber dazu später mehr. 

Um diesen Schwärmer wird es aber nicht gehen:




Bedstraw Hawk-moth

Das ist natürlich wieder der großartige Labkrautschwärmer!  

Auch im August 2024 flog er wieder auf den Trockenrasenflächen des Flugplatzes herum und naschte vor allem an Natternkopf. Doch der lag bereits in den letzten Zügen, sodass ein Nahrungsengpass zu befürchten war für die hübschen "Kolibris". Und das war auch wohl der Grund dafür, dass ich diese Falter auch mal an anderen Pflanzen habe saugen sehen.

Z. B. an den Blüten der Vielblättrigen Lupine:



another

Und genau wie in den Jahren zuvor suchten die Labkrautschwärmer auch diesmal zu allen erdenklichen Tageszeiten nach Nahrung. 

Auch wieder unter der sengenden Mittagssonne!

Diese Mittagssonne hat mich übrigens wieder in den Mittellandkanal getrieben, wo ich dann stundenlang ausharren musste. Es war wirklich kaum mehr zu ertragen gewesen. Vor allem nachmittags und am Abend wollten die Temperaturen einfach nicht fallen, da war es schon schön, dass der Kanal schnell zu erreichen war. 

Plumps und platsch!

Morgendliche Kunst auf der Magerwiese im Kiefernwald:



artwork

Ein zweites Beispiel von ganz vielen:


more

Da hatte eine mir unbekannte Spinne zwei Fruchtstände des Odermennigs miteinander verbunden.

Und das sah wirklich gut aus.

Sumpfschafgarbe:



Sneezewort

Echtes Tausendgüldenkraut: 

pretty Common Centaury

Eine mir unbekannte Nachtkerze:


Evening-primrose of unknown ID

Und zu guter Letzt ein Foto vom Drüsigen Springkraut:


Himalayan Balsam (non-native)

Diese Art hält an den Ufern der unweit des Flugplatzes Richtung Norden fließenden Hase das Zepter fest in der Hand!

An dieser fortgeschrittenen Stelle dieses Beitrages verrate ich euch jetzt, dass ich all diese Bilder nicht etwa mit dem Makro-Objektiv geschossen habe, sondern ausschließlich mit meiner Telelinse! Wenn man mit dem Makro fotografiert, dann muss man auch ein Stativ mit durch die Gegend schleppen, zumal mein Makro ohnehin keinen Bildstabilisator besitzt, und auf so einen Blödsinn habe ich grundsätzlich keinen Bock mehr. Ich meine, aus demselben Grund nutze ich auch schon seit ganz vielen Jahren mein Spektiv nicht mehr. 

Es liegt und versauert hinterm Beifahrersitz.

Wegschneggen:



Arion spec.

Mitten im Wald und unweit des Osnabrücker Stichkanals stieß ich auf regelrechte Schneggentrupps. 

Das ist nicht ungewöhnlich, werdet ihr jetzt denken, wo doch die Straßen überall in der ganzen Republik mit diesen Biestern gepflastert sind. Ist es aber doch, muss ich euch verbessern, denn die auch in Ostfriesland omnipräsente Spanische Wegschnegge meidet normalerweise das Innere von ausgedehnten Waldgebieten. 

Und deshalb könnte es sich bei den gezeigten Tieren um Individuen der Roten Wegschnegge handeln. Leider lassen sich diese nahe miteinander verwandten Arten nicht einfach so unterscheiden, da müsste man schon mit einem Mikroskop einen Blick auf ihre Geschlechtsorgane werfen. Auffallend war hier auch, dass alle Tiere im Forst mehr oder weniger leuchtend orange gefärbt waren, bei der Spanischen Wegschnegge sind es eher wenige Individuern von ganz vielen. Bei ihr herrscht eher die dunkelbraune Variante vor. 

Die Bestimmung muss aber natürlich trotzdem offen bleiben. 

Auf dem Flugplatz sah ich überhaupt keine Wegschneggen, dafür aber sehr viele Weinbergschneggen:


Roman Snail

Sie hielten sich ausnahmslos an schattigen Orten auf.  

Diese hier hatte sich hoch hinaus gewagt und bekam plötzlich einen Anfall: "Meine Fresse, was mach' ich hier? Ich habe doch Höhenangst! Ich muss wieder runter!"


same

"Und zwar so schnell, wie es geht!"

Schnell. 

Eine Schnegge. 

Ich war schon kurz davor, die Feuerwehr zu rufen, um der Weinbergschnegge den Abstieg zu erleichtern, aber sie schaffte es am Ende auch ohne fremden Support.

Ihr lieben Arschkrampen da draußen, bis vor Kurzem war ich der Meinung gewesen, kein Gewissen zu besitzen. 

Doch jetzt plagt es mich, und es ist ein schlechtes. Denn am heutigen Zustand meiner Vermieterin trage ich eine Mitschuld. Bestimmt erinnert ihr euch an den letzten Bericht, in dem ich euch von der kläglich gescheiterten Scheißnachtfalter-Anlockaktion erzählt hatte. Nur für diesen Unsinn hatte ich mir zuvor jeweils eine Pulle Wein und Rum gekauft. Doch weil ich weder das eine noch das andere jemals freiwillig trinken würde, habe ich die Flaschen meiner Vermieterin geschenkt. Nur zehn Minuten vor ihrem Sturz.  

Die hat einen Zug am Leib!

Seht doch, ein hübscher Schwalbenschwanz:




Swallowtail 

Drei Individuen sah ich maximal gleichzeitig. 

Und einer dieser Falter, den ich aber nicht in Bildern festhalten konnte, war fast reinweiß. Als ich ihn fliegen sah aus großer Distanz, blieb mir zunächst beinahe das Herz stehen. Segelfalter, so dachte ich für einen Augenblick, doch da war wieder einmal nur der Wunsch Vater des Gedanken, es war also einfach nur ein sehr heller und reichlich abgeflogener Schwalbenschwanz gewesen, der mich nur verarscht hatte. 

Das kann passieren. 

Ein zweites, sehr frisches Tier mit noch völlig unversehrten Schwingen: 



another specimen

Dasselbe Individuum beim Saugen an Natternkopf: 

same

Der Schwalbenschwanz scheint sich wirklich auf dem Flugplatz etabliert zu haben. 

Trotzdem bin ich gespannt darauf, wie es in den kommenden Jahren mit ihm weitergehen wird. 

Jedenfalls war das mein letzter Auftritt auf dem Flugplatz während dieses Aufenthaltes in Osnabrück. 

Ich eilte zurück zu meinem Wagen, den ich an diesem Morgen am Bahndamm abgestellt hatte. Ich schloss die Tür auf und sah gleichzeitig ein anderes Auto langsam auf mich zukommen. Es hielt direkt neben mir. Der Fahrer öffnete das Seitenfenster und begann auf der Stelle, unangenehm neugierig zu sein. 

"Sie kommen aus Ostfriesland?"

"Moin heißt das erst einmal."

"Und was machen Sie hier?"

"Vögel gucken", log ich, denn tatsächlich hatte ich ja nach Faltern gesucht. 

"Da auf dem Übungsplatz?"

"Ja, da auf dem Übungsplatz, der aber keiner mehr ist."

Was will der von mir, dachte ich. 

"Was wollen Sie von mir?" sagte ich. 

"Da dürfen Sie nicht drauf, das ist verboten."

"Ich laufe hier seit meiner Kindheit herum!" sagte ich. 

Du Vollpfosten, fügte ich in Gedanken noch schnell hinzu, weil gerade die Zeit für einen solch schnellen Gedanken da war. 

Das muss er sein, so dachte ich dann. Ich war mir sicher, das musste der Typ sein, vor dem mich andere Leute bereits im Mai gewarnt hatten. Und zwar unabhängig voneinander. Man hatte mir von einem Idioten erzählt, der alle harmlosen Bürger, die den Flugplatz betraten, anzeigte, ihnen aber mindestens mit Anzeige drohte. Das war umso unverschämter, weil diese unsägliche Person, so hatte man es mir erzählt, den einstigen Übungsplatz selbst immer wieder aufsuchte, um dort Vögel zu fotografieren.

Ich befand mich auf dem besten Weg, den Siedepunkt zu erreichen, doch meine Gedanken wurden abrupt unterbrochen: 

"Das werde ich dem Förster sagen, dass Sie hier herumgelaufen sind.

Er nannte sogar dessen Namen, wohl um mir zu beweisen, dass er ihn persönlich kannte. Und wie wichtig er selbst doch war. Aber das beeindruckte mich nicht. Trotzdem hätte nicht viel gefehlt und ich wäre geplatzt. Ihr wisst, meine sehr wahrscheinlich siziliansiche Urgroßmutter. Stattdessen bewahrte ich aber wider Erwarten die Ruhe. Ich wunderte mich über mich selbst und stellte mit einem Lächeln auf den Lippen nur drei Fragen: "Ist Ihr Leben so langweilig, dass Sie sich mit dem anderer Menschen beschäftigen müssen? Sind Sie etwa ein Denunziant? Wünschen Sie sich vielleicht das Dritte Reich zurück? Ich meine, damals bekam man für so ein schäbiges Verhalten auch noch eine Belohnung!

Jetzt war er es, der wütend wurde, wie ich mit Genugtuung feststellen konnte. Er startete den Motor seines Wagens und brauste davon. Und während er Gas gab, warf er noch schnell einen Blick auf das hintere Kennzeichen meines Autos und rief:  "Ich zeige Sie an, ich habe ihr Kennzeichen! Ich lass' mich doch nicht von Ihnen beleidigen!"

Ich hatte ihn gar nicht beleidigt, lediglich zwei berechtigte Fragen gestellt. Und Post habe ich auch nie bekommen. Der Anwalt dieser armen Seele wird ihr wohl erklärt haben, dass es sich nicht um eine Beleidigung handeln kann, wenn jemand zwei Fragen stellt. Falls diese Kreatur überhaupt einen Advokaten konsultiert haben sollte ...

Herrliche Abendsonne ließ diese Rosette einer Nachtkerze bunt aufleuchten: 




Evening-primrose in late evening light

Und wenn man ein Auge für die Schönheit der Natur hat, so wie ich, dann sieht man so etwas auch. 

Auf dem Flugplatz Achmer.  

Was meinst du dazu?



gardening Goat

Keine Antwort ist auch eine Antwort. 

Und jetzt fällt mir beim Betrachten des Bildes gerade ein: Es gibt ein Album der Rollings Stones, das heißt Goats Head Soup

Das wohl bekannteste Stück daraus: Angie.

Lösung des ersten Rätsels:


mystery animal is a Silver-spotted Skipper

Genau, es ist ein Kommafalter. 

 

Wisst ihr, ihr kleinen Armleuchteralgen da draußen, ich erinnere mich noch ganz genau. 

Ich war knappe drei Tage alt, als ich da im weich ausstaffierten Kinderwagen lag und an meinem Dunkelbier nuckelte. Der künstliche Singsang meiner Mutter klingt mir heute noch in den Ohren nach. Auch sie war damals, im fernen August 1967, felsenfest davon überzeugt gewesen, mich mit ganz hoher Stimme und seltsamen, wahrscheinlich sogar frei erfundenen Vokabeln unterhalten zu müssen – und gleichzeitig für blöd zu verkaufen! Was sie damals auch nicht begreifen konnte oder wollte, ist, dass Reden grundsätzlich etwas Anderes als Zuhören ist.

All das war nicht zu ertragen unmittelbar nach dem anstrengenden Schlupf. Also schob ich diesem bescheuerten Treiben lieber früher als später einen Riegel vor und sagte nur einen Satz.

Den aber mit fester Stimme: "Mama, entweder du redest auf der Stelle normal mit mir, oder ich ziehe die Pumpgun unter der Bettdecke hervor!"