Enthält heute ausnahmsweise mal ein büschen Werbung, für die ich aber nichts bekomme :-)
Moin Kinners, da bin ich schon wieder!
Etwas früher als erwartet.
Ich wollte noch schnell einen Beitrag schreiben, bevor der 3. Weltkrieg beginnt.
Am 20. Januar 2025, also morgen, wird in den USA wieder der selbstverliebte Solarium-Soziopath inthronisiert werden, und spätestens ab diesem Zeitpunkt muss man mit wirklich allem rechnen.
Mit nichts Gutem jedenfalls.
Nur noch Verrückte an der Macht, wohin man auch blickt; die Welt gerät immer weiter aus den Fugen.
Und wer weiß schon, was uns hier in Deutschland noch alles blühen wird.
Habt ihr mal auf die wilde Weidel geachtet, so auf dem AfD-Parteitag in Riesa und so weiter? Sie hat geschrien, was das Zeug hält, und ihr Gesicht war vor lauter Wut völlig verzerrt!
Ich verrate euch jetzt ein Geheimnis: Wenn Politiker oder auch andere Menschen ihre Botschaft durch lautes Schreien geradezu mit Gewalt unters Volk bringen wollen und dann auch noch wütend dreinschauen, dann ist immer was faul! Höchste Alarmstufe, wenn man so will, ich meine, wer sollte das besser wissen als wir hier in unserer geilen Republik?
Aber ich will mich heute nicht mehr aufregen über diese ganzen machtgeilen Pissnelken da draußen, meine Baldrianpillen sind nämlich schon wieder restlos aufgebraucht, und die Apotheke macht erst morgen wieder auf.
Um acht.
Heute geht es vorrangig um zwei Turmfalken:
male Kestrel hovering right next to the beach in Norddeich. This bird did not show any fear and ignored all the pedestrians walking close by in large numbers
Am 16. Dezember 2024 rüttelte vormittags ein adulter männlicher Turmfalke direkt neben dem Strand von Norddeich über der an diesen angrenzenden Salzwiese.
Wie zufällig stand ich gerade zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Ich brauchte also nur noch meine Kamera aus dem Rucksack zu kramen und loszulegen. Bis auf etwa sechs Meter ging ich heran und schoss den Vogel ab.
Dauerfeuer.
Der Turmfalke rüttelte ungerührt weiter, sank aber gleichzeitig stufenweise immer tiefer hinab, bis er sich fast auf Augenhöhe befand. Er rüttelte und rüttelte und fiel jetzt sogar einigen der vier Millionen Passanten auf, die an diesem Morgen die Pseudopromenade entlangstiefelten und jetzt ihre Handys aus der Tasche zogen, um das Erlebte in bewegten und unbewegten Bildern festzuhalten.
Und ich steuerte nun ganz bewusst eine relativ lange Verschlusszeit an, eine Sechzigstelsekunde, damit die sich schnell bewegenden Schwingen des Vogels etwas verwischen. Das zumindest war mein erklärtes Ziel. Es war sehr finster an diesem Tag und stürmisch, und weil der Himmel schneeweiß war und der Vogel davor fast schwarz wirkte, musste ich gleich zwei ganze Blendenstufen überbelichten, um halbwegs Zählbares zu erzielen.
Es klingt unglaublich, aber obwohl das ganze Herumgefummel an meiner Kamera ewig zu dauern schien, rüttelte der Greifpapagei einfach weiter. Ich hielt ihn fast schon für einen Drachen und suchte nach der Schnur und dem Kind, das sich am anderen Ende derselben befinden musste.
Wenn man mit dem PKW den Hafenbereich von Norddeich ansteuert, dann sieht man sie sofort.
Die modernen Wegelagerer oder Bettelmönche im Seemövenkostüm. Sie stehen sich unweit des Hafenbeckens die Beine in den Bauch. Jeder Mensch, ob zu Fuß oder im PKW, wird von ihnen genau taxiert und dann, wenn es sich für die Vögel zu lohnen scheint, mit großen Augen und einer noch größeren Erwartungshaltung ungeniert angebettelt.
Und auch sonst achten diese Vögel auf alles. Auf wirklich alles! Zum Beispiel darauf, ob eines der auf dem trüben Wasser dümpelnden Schiffe endlich seinen Diesel anschmeißt. Dann starten die Vögel gemeinsam durch, weil durch die Schiffsschraube kleine Garnelen an die Wasseroberfläche befördert werden. Die klugen Möwen brauchen sie dann nur noch einzusammeln.
Und dann sind da noch die Hafengucker.
Zumeist wohl Norder Bürger, die mit dem Wagen direkt bis an die Kaimauer fahren und dem emsigen Treiben im Hafen zusehen. Gemeint sind jetzt aber nicht etwa die Möwen, sondern die Schiffe, die ankommen und ablegen, und all die Werktätigen, die sich dort aufhalten und ihren Job verrichten wie Ameisen in einem Ameisenhaufen. Die Hafengucker, die sich fast ausschließlich im Rentenalter befinden, schalten den Motor ihres Autos aus, trinken Kaffee aus der mitgebrachten Thermoskanne, kauen ihre ebenfalls mitgebrachte Stulle durch und rauchen dann noch zwei Zigaretten, während sie gleichzeitig aufs Wasser schauen.
Und dann fahren sie wieder nach Hause.
Unter ihnen gibt es aber auch mindestens zwei ältere Herren, die auch ein Herz für die gefiederten Bettelmönche haben. Für sie haben sie dann immer eine Überraschung dabei, meistens in Form von Brot. Und die Wegelagerer erkennen die Wagen dieser beiden Hafengucker, lange bevor die ihren täglichen Standplatz unmittelbar am Beckenrand angesteuert haben, und rütteln über ihnen, bis endlich das Seitenfenster heruntergelassen wird und die ersehnte Menschenhand mit der Beute erscheint.
Bisweilen geht es dort recht turbulent zu. Eigentlich ist es sogar ein einziges Hauen und Stechen.
Mindestens zwei Arten von Bettelmönchen gibt es in Norddeich zu bestaunen. Einerseits ist da die Gemeine Pommesmöve (Larus tuberosus frittenii), andererseits die Speiseeismöve (Larus gelatinus), wobei man sich nicht in die Irre führen lassen sollte wegen der Namen der Vögel, denn die Speiseeismöve (nicht mit der viel größeren Eismöwe zu verwechseln!) mag durchaus auch fettige Fritten, und die Pommesmöve wiederum wirft auch immer ein wachsames Auge auf leckere Eiskugeln samt Waffel in den Händen unachtsamer Touristen.
Geschmacksrichtungen Wattwurm und Strandkrabbe bevorzugt.
Mit ganz viel Glück kann man in so einer Gruppe von Bettlern auch mal eine andere Möwenart entdecken:
on January 8th this adult Little Gull had a brief rest among all these characterless other Gulls begging for food in the harbour of Norddeich
So hielt sich am 8. Januar diese adulte Zwergmöwe zeitweilig im Hafentrupp auf.
Leider bemerkte sie ihren Irrtum nur allzu schnell, sodass ich nur ein paar Bilder von ihr schießen konnte, noch dazu im grellsten Mittagslicht. Als Zwergmöwe hält man nämlich was auf sich und gibt sich normalerweise nicht mit halbseidenen Hafengestalten ab. Ich meine, auch als Zwergmöwe muss man permanent auf seinen Ruf achten.
Dass vor allem die Pommesmöve Pommes liebt, hat übrigens einen Grund. Wenn man im Sommerhalbjahr Norddeich besucht (Gott behüte!), dann umweht den Ort ein ewiger Duft nach ranzigem Frittenfett, der die Vögel schon im Ei geradezu anfixt. Und zusätzlich werden die Küken auf den richtigen Weg gebracht, indem sie von ihren Eltern mit allem, was die Touristen übrig lassen, vollgestopft werden.
Pommes sind da wohl noch das geringste Übel.
Ein Eissturmvogel:
this Northern Fulmar I found dead after a heavy storm
Ich fand ihn am 4. Januar auf dem Deckwerk bei Manslagt nach einem heftigen Sturm, der hier die Nacht zuvor getobt hatte.
Oder ein paar Tage früher, so genau weiß ich das jetzt auch nicht mehr.
Jedenfalls sah der Vogel sehr frisch aus und könnte möglicherweise sogar noch lebend an Land geraten sein, wo man sich als Eissturmvogel aber außerhalb der Brutzeit niemals freiwillig aufhalten würde.
Dieser Hochseevogel brütet in Deutschland nur an einem einzigen Ort: auf Helgoland.
Hohltauben:
wintering flock of Stock Dove
In meiner Kindheit kannte ich die Hohltaube nur als Bewohnerin alter Rotbuchenwälder im Landkreis Osnabrück.
Dort brütete sie in Schwarzspechthöhlen. Diese Höhlen waren natürlich knapp, gleichzeitig aber nicht nur unter den Tauben begehrt. Astronomisch hohe Mietpreise waren die logische Folge. Und so musste um Wohnraum geradezu gerungen werden, vor allem mit der Dohle. Die Dohle wiederum wurde wenig später zum Hausbrüter. In Mettingen, wo ich zur Schule gegangen bin, war das schon Ende der 1970er und bestimmt auch schon viele Jahre davor ganz normal gewesen, doch in Hollage, wo ich aufgewachsen bin, tauchten die ersten Schornsteinbrüter sehr viel später auf, vielleicht Mitte der 90er oder gar erst Anfang der 2000er Jahre, was erstaunlich war, liegen zwischen diesen beiden Orten doch nicht einmal 20 Kilometer. Längst ist die Dohle aber auch in der Gemeinde Wallenhorst eng an menschliche Siedlungen gekoppelt, ohne aber die Baumbruten in Buchenwäldern komplett aufgegeben zu haben.
Und seit einigen Jahren hat die Hohltaube nachgezogen!
In der Krummhörn, wo es weder alte Wälder noch Schwarzspechte gibt, brüten die Vögel vor allem an großen Ställen, aber auch an Wohngebäuden, wenn es dort Nischen und Höhlen gibt, und auf dem Rysumer Nacken (Stadt Emden) auch an Industrieanlagen. Nach der Ringeltaube und der Türkentaube ist sie also die dritte Wildtaubenart, die es in die Dörfer und Städte zieht, während die vierte heimische Taube in Nordwestdeutschland längst das Zeitliche gesegnet hat.
In meiner Kindheit kannte ich die furchtbar anspruchsvolle und gleichzeitig so hübsche Turteltaube (alle Tauben sind hübsch!) noch aus dem Emsland, wo meine Großeltern seinerzeit gelebt haben. Doch schon vor ganz vielen Jahren war sie auch dort verschwunden.
Als Hauptgrund für den Rückgang der Turteltaube in weiten Teilen Mitteleuropas wird zum Beispiel im entsprechenden Wikipedia-Artikel ausschließlich die Vogeljagd im Mittelmeerraum genannt. Kurioserweise ist die Turteltaube aber in weiten Teilen Osteuropas nach wie vor eine absolut gewöhnliche Erscheinung in ländlichen Gegenden, wie zum Beispiel in Belarus, wie ich aus sicherer Quelle weiß. Da muss man sich schon die Frage stellen, wie es die Jäger rund ums Mittelmeer hinbekommen, immer nur die holländischen und deutschen Turteltauben zu schießen.
Die wahre Ursache für den raschen Rückgang der Turteltaube ist die Art der Landnutzung, wie sie bei uns gang und gäbe ist. Man muss sich nur die Mühe machen, die Augen zu öffnen und vor allem ehrlich zu sein. Doch der Durchschnittsdeutsche und, noch schlimmer, viele so genannte Naturschützer neigen leider dazu, den Fehler im System grundsätzlich in anderen Ländern zu suchen. Oft habe ich den Eindruck, der eine plappert einfach nur das nach, was ihm ein anderer zuvor erzählt hat.
Beim Goldregenpfeifer soll es laut eines Mitarbeiters der Staatlichen Vogelschutzwarte ein Pestizideinsatz im Winterquartier gewesen sein, der zum Erlöschen der kleinen niedersächsischen Restpopulation geführt hat, und bei der wohl bald in ganz Deutschland aussterbenden Kornweihe ebenfalls die Jagd im Süden. Tatsächlich ist es möglich, wenn auch sehr, sehr unwahrscheinlich, dass die letzten Individuen beider Arten durch Gift und Schrot ums Leben gekommen sind bzw. noch kommen werden, doch der immense Bestandsrückgang, der zuvor über viele Jahrzehnte stattgefunden hat, geht auch hier zurück auf einen eklatanten, durch eine komplette Transformation der Landschaft in größtmöglichem Stil verursachten Lebensraumverlust.
Der passende Merksatz lautet heute also: Ein einzelner Tropfen kann ein Fass nur dann zum Überlaufen bringen, wenn es bereits randvoll ist.
Ich meine, warum hat die Kornweihe in Deutschland (und auch in NL!) denn in den letzten Jahrzehnten bis auf ganz wenige Ausnahmen nur noch auf den Nordseeinseln gebrütet? Dasselbe gilt übrigens auch für die Sumpfohreule, die bundesweit wohl nur dort alljährlich und somit regelmäßig zur Brut schreitet. Die Antwort ist einfach: Nur auf den Inseln gibt es heute noch weite Landschaften, die weder gedüngt, gemäht, komplett zersiedelt noch anderweitig von uns Menschen zerstört worden sind.
Kinners, geht raus und guckt euch den Zustand der Natur in Deutschland einfach mal an, dann erkennt ihr die Ursache für den Rückgang so vieler interessanter wie anspruchsvoller Arten des Brachlandes oder ursprünglicher Feuchtgebiete, wie wir sie in Deutschland ja auch gar nicht mehr haben. Braunkehlchen, Brachpieper, Seggenrohrsänger, Grauammer und viele andere einst häufige bis megahäufige Arten haben die Republik entweder längst geräumt oder sie werden es in Kürze tun.
Übrigens auch die großartige Haubenlerche, die es immerhin auch heute noch in den neuen Bundesländern und, in viel kleinerer Zahl, auch im Südwesten Deutschlands gibt, wo sie sich aber auch immer weiter zurückgezogen hat in den letzten Jahren, eben wegen jener blühenden Landschaften, wie sie der damalige Kanzler Helmut Kohl einst allen Bürgern der Republik, vor allem aber jenen in den neuen Bundesländern, versprochen hat. Und auch im Falle dieses Vogels hat der Deutsche verzweifelt nach einem Schuldigen gesucht.
Aber wie dumm nur, dass man als Haubenlerche alles andere als ein Zugvogel ist!
Man fliegt nicht nur nicht Richtung Mittelmeer, nein, man überwintert sogar gleich am Brutort oder in dessen unmittelbarer Nähe. Die Vogeljäger Südeuropas und Nordafrikas können den immensen Rückgang der Haubenlerche in unseren Breiten also gar nicht verursacht haben. Und deshalb musste man sich in ihrem Fall was Anderes ausdenken und ist schließlich im baden-württembergischen Walldorf auch fündig geworden. Dort hat man die Hauskatze als Übeltäter ausgemacht und umgehend öffentlich an den Pranger gestellt.
Oh, ganz bestimmt erbeuten Hauskatzen auch Haubenlerchen, vor allem noch flugunfähige Jungvögel, wenn sich ihnen die Gelegenheit bietet, und natürlich ist es aus ökologischer Sicht nicht so prickelnd, dass es in unserem Land Millionen dieser niedlichen Einzelkämpfer auf Samtpfoten gibt, das will ich gar nicht bestreiten, ihr Nichtskönner da draußen, doch wer einmal auf dem Balkan war oder in der Türkei oder in Spanien, der weiß, dass es dort in urbanen Bereichen noch viel mehr streunende Hauskatzen gibt als bei uns. Die Katzendichte ist dort zumindest vom Gefühl her um ein Vielfaches höher als in Deutschland, ganze Trupps marodieren dort durch die engen Gassen der Dörfer und Städte, doch trotzdem sieht und hört man im Süden überall Haubenlerchen.
Es wimmelt geradezu von ihnen!
Und das liegt einfach nur daran, dass es dort noch sehr viel Brachland gibt, das sich der Mensch noch nicht unter den Nagel gerissen hat. Es gibt in den genannten Ländern auch keine Menschen mit dieser typisch deutschen Ordnungsliebe, die dazu führt, das wirklich auf jeder Brachfläche toter Einheitsrasen eingesät wird.
Ja, auch im Falle dieses Vogel, der es dreckig und unaufgeräumt mag wie so viele andere Arten, liegt die Ursache für den starken Rückgang also zu 99, 983 Prozent (habe ich genau ausgerechnet!) in der kompletten Sterilisierung der Landschaft, die in Deutschland geradezu antiseptisch daherkommt. Und das ist auch kein Wunder, weil die meisten Menschen hier absolut keinen Bezug zur Natur haben und in ihrem Leben nichts lieber machen, als alles, was nur ein bisschen wie Natur ausschaut, hemmungslos zu bekämpfen, mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln.
Wenn man sonst nichts zu tun hat.
Ich meine, schaut euch doch mal allein die Gärten in den oben genannten Ländern an! Da gibt es keine bescheuerten Rasenflächen, die alle paar Tage gemäht werden, nicht einmal versiegelte Stellplätze für den Wagen. Stattdessen nackten Boden mit Wildkräutern, die keiner verfolgt. Da wachsen Beifuß, Schöllkraut, der bei uns schon längst wieder sehr selten gewordene Gute Heinrich und viele andere grüne Kollegen; Obstbäume und Weinreben sind geradezu Pflicht wie auch eine eigene Plantage mit allem, was man so in der Küche benötigt. Und obendrein gackern gleich etliche Hühner in den Gärten und auf den noch unbefestigten Dorfstraßen herum, während der eitle Gockel auf dem Misthaufen steht und sie paschamäßig überwacht.
Das gilt auch für die Ukraine, für Russland und all jene Staaten, wo ein Garten noch liefern muss, freilich in den allermeisten Fällen ohne den Einsatz von Chemie und auch ohne den wirklich alles zerstörenden Kunstdünger. Allein in Deutschland sollen Gärten eine Gesamtfläche von 6800 Quadratkilometern einnehmen. Und in der Regel handelt es sich hier um totes Land, in dem nur noch Vögel wie die Amsel, der Zaunkönig, der Buchfink und andere Generalisten überleben können.
Meine Fresse, was allein dadurch für die Natur verloren gegangen ist!
Wie die Turteltaube im Emsland, so ist mir auch die Haubenlerche in Hollage, aber auch in Mettingen, das habe ich hier schon so oft geschrieben, als damalíger Brutvogel auf dem Schulgelände in guter Erinnerung geblieben. Aber Erinnerungen verblassen, und ich würde sie gerne wieder auffrischen, wohl wissend, dass das zumindest in den genannten Regionen niemals wieder möglich sein wird. Leider besaß ich als Schüler noch keine Kamera, mit der man Vögel hätte fotografieren können. Wäre das der Fall gewesen, ich hätte nach Schulschluss ganz bestimmt noch die eine oder andere Überstunde drangehängt auf dem dann menschenleeren Pausenhof. Nicht nur freiwillig, sondern aus vollster Überzeugung und mit viel Begeisterung.
Im Falle von Mathe und vor allem Religion wäre mir so etwas niemals in den Sinn gekommen.
All das, was ich hier jetzt geschrieben habe, gilt zu allem Überfluss natürlich nicht nur für anspruchsvolle Vogelarten, sondern es betrifft alle Taxa, ganz besonders Amphibien und Reptilien, aber natürlich auch Insekten, Spinnen und auch Pflanzen und hier keineswegs nur diverse Orchideen-Arten. Das Sumpf-Glanzkraut, um nur ein einziges Beispiel zu nennen, hat in unserem Land nicht ganz zufällig eines seiner letzten Refugien auf Borkum und anderen Eilanden vor der ostfriesischen Küste gefunden.
So ein übles Hohltauben-Bild, werdet ihr jetzt bestimmt denken, und dann so ein langer Text. Dieser Text, das will ich einräumen, war so zu Beginn des Beitrages gar nicht beabsichtig gewesen. Aber er kam wieder einmal wie von ganz allein aus mir heraus, weil mich die Rücksichtslosigkeit der allermeisten Menschen der Natur gegenüber und der daraus resultierende Artenschwund permanent beschäftigen.
Ich sehe es doch jeden Tag!
Oh, da steht ein hübsches Fernglas auf dem Gartentisch:
since three years my favourite bins, that I have used almost every day – cheap and good at the same time
Ich will ehrlich sein, ich war es, der es dort hingestellt hat.
Mein geiles Minox X-Lite 10x42!
Vor etwa sechs Jahren, nachdem mein langjähriger Begleiter, das für meine Beobachtergeneration so klassische ZEISS 10x40 BGA plötzlich gestorben war – das Fett war komplett herausgequollen, das ganze innere Linsensystem deshalb total verkantet und nicht mehr bewegbar (keine Innenfokussierung!) –, kaufte ich mir das damals noch recht neue LEICA Trinovid 10x42 HD bei Foto Erhardt in Aurich für ungefähr 900 Euro.
Ein wirklich schönes Glas, das optisch auf der Stelle überzeugen konnte, in mancherlei anderer Hinsicht aber leider zu wünschen übrig ließ, zum Beispiel in Sachen Augenmuscheln (aus billigstem und vor allem brüchigem Plastik) und Dieoptrienausgleichsring, der sich immer wie von selbst verstellte.
Doch nur drei Jahre später war es schon wieder vorbei mit dem Glück! Noch etwas schlaftrunken nahm ich das Teil morgens von der Fensterbank und ließ es leider eine Sekunde später fallen. Es fiel aufs Laminat und auf seinen Rücken, aus einer geringen Höhe von nur etwa einem halben Meter. Trotzdem ging nichts mehr, der Mitteltrieb ließ sich keinen Millimeter mehr bewegen. Ich packte es ein und schickte es auf die Reise. Und wenige Tage später bekam ich eine E-Mail von der Werkstatt: irreparabel.
Kinners, ist es nicht genau das, was man lesen will?
Natürlich kann ich nicht einen Tag ohne Fernglas leben, und noch bevor ich das geschrottete Leica auf die Reise schickte, hatte ich im Netz bereits nach einem würdigen Nachfolger gesucht.
Und schnell gefunden, auch diesmal bei Foto Erhardt:
the optical features of the Zeiss Conquest are really phenomenal, but these bins are a bit too heavy for me and already retired. After only few days they had to be replaced by the Minox
Kinners, es ist immer schön, wenn man ein neues Fernglas in Händen hält!
Wie Ostern, Weihnachten und Geburtstag zusammen.
Und das ebenfalls etwa 900 Euro teure ZEISS Conquest 10x42 HD ist wirklich unglaublich gut, meiner Meinung nach sogar keinen Deut schlechter als die Gläser der absoluten Spitzenklasse, für die man mal eben 2000 Euro mehr auf den Tresen knallen muss. Ich habe sie alle in meinen Händen gehalten und kann mit bloßem Auge keinen Unterschied erkennen. Schärfer als scharf geht ohnehin nicht, so wie man ja auch nicht weißer als weiß waschen kann, obwohl uns die Werbung in den 1980er Jahren genau das Gegenteil suggerieren wollte.
Es gibt Leistungsgrenzen, die nicht mehr überschritten werden können. Und ich bin felsenfest davon überzeugt, dass die Ferngläser von heute bzgl. Schärfe und Brillanz längst an diese Leistungsgrenze angedockt haben, auch wenn die Hersteller sicherlich anderes behaupten werden, wenn ein neues Modell auf den Markt kommt. Ich meine, es wird auch nie einen Sprinter geben, der die hundert Meter in drei Sekunden schafft.
Das kann nur der Sprinter von Mercedes.
Das Conquest ist also einfach ein richtig geiles Teil!
Trotzdem sollte es nur zu insgesamt drei oder vier Einsätzen im Outback kommen. Denn in der Hütte der Hauener Pütten traf ich wenige Tage nach Erhalt des Glases einen alten Kollegen, der sich in der Zwischenzeit das oben gezeigte Minox zugelegt hatte. Ich kannte die Firma nur flüchtig, wusste aber immerhin, dass sie aus Deutschland kommt. Und darüber hinaus wusste ich, dass es nicht nur günstige Minox-Gläser gab, sondern durchaus auch welche, für die man mehrere hundert Euro bezahlen musste (z. B. die HD-Reihe).
"Zeig mal bitte her", sagte ich und blickte im Prinzip durch absolutes Neuland, wenn man so will.
Und ich war positiv überrascht!
Knackig scharf war das Bild und durchaus auch brillant, wenn auch nicht vergleichbar mit dem Zeiss. Trotzdem war ich beeindruckt, auch von der Naheinstellgrenze, die wie im Falle des Zeiss oder des verstorbenen Leica bei etwa zwei Metern lag. Zum Rand hin fiel die Schärfe etwas ab, aber das war meiner Meinung nach vernachlässigbar, weil man ja ohnehin nur durch die Mitte blickt. Und die in einem Testbericht erwähnten und bei bestimmtem Lichteinfall auftretenden inneren Spiegelungen waren auch kaum feststellbar.
Kurz: Ich dachte, es handele sich hier um ein Glas mittlerer Preiskategorie und erwartete vielleicht 600 Euro oder so, doch weit gefehlt, wie mir der Kollege schmunzelnd versicherte: "180 Schotten und du kannst es haben – neu!"
Jau, tatsächlich noch am selben Tag bestellte ich mein Minox für die genannte Summe bei Foto Erhardt. Seit dem Tag, an dem ich es aus seinem roten Karton befreite, habe ich es nie wieder aus der Hand gelegt. Das Zeiss befindet sich bereits im Ruhestand und fristet sein trauriges Dasein als Ersatzspieler auf der Bank. Nie hätte ich es für möglich gehalten, dass man für so wenig Kohle ein so gutes Glas bekommen kann!
Doch warum nutze ich nur noch das Minox, wenn das Zeiss doch immer noch besser ist?
Weil das Minox aus meiner Sicht völlig ausreicht.
Nochmal: Das Bild ist superscharf, hell und farbneutral, und vor allem auf diese Komponenten kommt es beim Beobachten an. Darüber hinaus ist es 160 Gramm leicher als der vielleicht edlere Kollege aus Oberkochen (Baden-Württemberg). Das hört sich nach wenig an, ist aber tatsächlich ein Riesenunterschied, wenn man, so wie ich, auch schon mal 20 oder 30 Kilometer am Stück zu Fuß zurücklegt.
Und warum schreibe ich das eigentlich alles?
Weil ich der Meinung bin, dass man sich dem sozialen Druck, der allerorten spürbar ist, nicht leichtfertig und ohne Widerstand unterwerfen sollte. Ferngläser sind längst auch zu Statussymbolen mutiert, für die viele Beobachter sehr viel Geld auszugeben bereit sind, obwohl solche Summen, wie ich finde, gar nicht wirklich notwendig sind. Denn wer weniger Geld ausgeben möchte, aus welchen Gründen auch immer, der muss heutzutage keineswegs mehr auf allzu viel Qualität verzichten (siehe oben).
Ein günstiges Fernglas muss nicht schlecht sein, und ich gehe mit gutem Beispiel voran. Und ich setze sogar noch einen drauf: Wenn ich das Minox, das es bei Foto Erhardt inzwischen sogar schon für nur noch etwa 140 Euro gibt, schon früher gekannt hätte, dann hätte ich mir das Conquest gar nicht erst geholt!
Und dass mein neues Lieblingsglas auch noch absolut zeitlos und stylisch daherkommt, ohne Rallyestreifen (wie auf meinem Laubpuster!), Daumendellen oder sonstigen überflüssigen Schnickschnack, macht das Ganze auch nicht schlechter. Mein jetzt nicht mehr ganz neues Minox hat mir in den vergangenen drei Jahren sehr viel Freude bereitet, und ich habe viele tolle Beobachtungen mit ihm erlebt. Und so werden wir auch weiterhin gemeinsam durchs spannende Birderleben schreiten, wenn nichts Unerwartetes dazwischen kommen sollte. Sollte das aber doch passieren, werde ich mein Minox ohne zu zögern durch einen Artgenossen ersetzen.
Einsetzen würde ich ihn aber erst nach einer angemessenen Zeit der Trauer.
Von etwa zehn Minuten.
Mein Leica habe ich übrigens nie wiedergesehen! Da war nur diese Ein-Wort-Mail gewesen, sonst nichts. Ich wette, man hat das Teil in der Werkstatt sehr wohl repariert und dann einfach verhökert. Man spricht in so einem Fall von einer maximalen Gewinnausschüttung. Nachgehakt habe ich jedenfalls nie wieder.
Eine Frage bleibt: Warum eigentlich habe ich all meine Ferngläser bei Foto Erhardt gekauft? Ganz einfach, Foto Erhardt ist in der Vergangenheit fast immer der günstigste Anbieter gewesen und deshalb auch bundesweit bekannt. Leica-Ferngläser hat man dort allerdings schon vor über einem Jahr aus dem Sortiment genommen, ohne dass mir die Gründe dafür bekannt wären.
Vielleicht lag es ja an den billigen Augenmuscheln des Trinovid.
Bereits am 21. Dezember 2024 hatte ich bei Neuwesteel (Stadt Norden) einen weiblichen Turmfalken entdeckt, der nicht besonders scheu war, dafür aber beringt, wie ich schnell feststellen konnte, als der Vogel völlig frei auf einem Schild stand. Nie zuvor hatte ich einen farbberingten Turmfalken gesehen, und auf der Stelle ging ich von einer Herkunft aus den Niederlanden aus, weil in den Niederlanden, etwas übertrieben formuliert, fast alle Vögel beringt sind.
Doch wenn ich erwartete, dass der Vogel am ehesten aus der nächstgelegenen NL-Provinz Groningen stammte, die ja bekanntlich auf der anderen Seite der Emsmündung beginnt, dann lag ich falsch. Tatsächlich war dieser Turmfalke am 20. Juni 2024 als Küken bei Utrecht markiert worden, und zwischen dem Beringungsort und Neuwesteel liegen immerhin 220 Kilometer!
So sah und sieht er auch jetzt noch aus:
this female Kestrel was banded in June 2024 as a pullus in the Dutch province of Utracht, 220 kilometers away from Neuwesteel, where I spotted it on December 21
Die Region innerhalb der Provinz Utrecht, wo der Vogel beringt worden war, nennt sich Groene Hart (Grünes Herz). Dabei handelt es sich um ein relativ dünn besiedeltes und vor allem landwirtschaftlich genutztes Gebiet, das ein Gegengewicht darstellen soll zu dem nahen Ballungsraum, bestehend aus den Städten Rotterdam, Den Haag, Leiden, Haarlem, Amsterdam und Utrecht (Quelle: Wikipedia).
Und seit 2017 hat man dort knapp über 3000 Turmfalken beringt!
Der hier ist einer davon:
looking for food at the edge of a ditch
Und es handelt sich erst um das vierte Individuum überhaupt, das von diesen etwa 3000 beringten Turmfalken in Deutschland wiedergefunden wurde!
Erstaunlich ist das aber nicht, denn wer schaut sich einen Turmfalken schon genauer an? Ich normalerweise auch nicht. Und wenn so ein Vogel nicht gerade direkt vor einem steht, dann bekommt man von einem Farbring eben auch nichts mit.
So einfach ist das.
same
Die hier gezeigten Bilder entstanden nicht am Entdeckungstag, sondern erst am 7. Januer 2025.
Man kann davon ausgehen, dass diese Falkendame im Gebiet nahe des Störtebekerkanals brüten wird. Ein Männchen hat dort auch schon ein Auge auf diese hübsche Niederländerin geworfen, die Gründung einer Familie ist da wohl die logische Konsequenz.
Diese Bilder habe ich ohne Tarnzelt gemacht; der Vogel ließ mich an diesem Tag bis auf wenige Meter herankommen, ohne den Blick auch nur einmal von der Grabenböschung, wo er nach Beutetieren spähte, abzuwenden. So einen zahmen Turmfalken sieht man wirklich nicht oft.
Seht:
same
Ähnlich wie im Falle der Zwergmöwe war das Licht an diesem Tag aber bereits viel zu grell für meinen Geschmack, doch noch viel schlimmer war der mit grünem Kunststoff ummantelte Draht, den man ganz oben auf den Pfosten angebracht hatte.
Diesen Blödsinn sieht man immer häufiger, ohne dass mir ein plausibler Grund dafür einfiele. Einen Wolf wird das bestimmt nicht davon abhalten, diesen Zaun zu überspringen, wenn auf der anderen Seite leckere Deichschafe auf ihn warten, dafür sieht so ein Draht aber auf einem Foto ziemlich scheiße aus. Ich konnte ihn aufgrund meiner gewählten Perspektive aber fast in Luft auflösen, was mich aber nicht davon abgehalten hat, einen Beschwerdebrief an das Landwirtschaftsministerium zu schicken.
Ich meine, wie soll man denn heutzutage noch authentische Naturbilder schießen?
Vollste Konzentration:
I sware there was a possible prey
Wisst ihr was?
Ich glaube ja, der Vogel, der da unmittelbar vor mir auf dem Pfosten stand, war gar kein Turmfalke, sondern ein Mornell im Faschingskostüm! So zahm sind Turmfalken einfach nicht, auch wenn ich ein solches Verhalten jetzt schon bei zwei verschiedenen Individuen innerhalb weniger Wochen beobachten konnte.
Abflug:
same
Heute, am 16. Januar 2025, sah ich diesen Turmfalken am selben Ort nach Nahrung suchen, doch auf Bilder verzichtete ich wegen des dichten Nebels, der mal wieder über der Agrarsteppe waberte und sich partout nicht auflösen wollte.
Was gab es noch?
Zwei Kampfläufer suchten an einem ebenfalls sehr trüben Tag Ende Dezember in der Nähe des Pilsumer Leuchtturmes auf einem gefluteten Acker nach Nahrung:
Ruff on a day in December with no light at all
Und am 6. Januar peste ein Merlin über einen Acker bei Manslagt:
Merlin
Der Südwest, der ihm an diesem Tag stürmisch ins Gesicht blies, schien ihm überhaupt nichts auszumachen.
Mühelos, beinahe wie ein geölter Blitz, schoss der kleine Vogel übers Land und war nur wenig später nicht mehr zu sehen gewesen. Mittwinterfeststellungen dieses nordischen Falken gelingen mir gar nicht mal so häufig in Ostfriesland! Erst ab März wird die Zahl der Vögel wieder deutlich zunehmen, und bis weit in den Mai hinein kann man hier in der Krummhörn mehr oder weniger regelmäßig Merline beobachten.
Anfang Januar sah ich auf dem Rysumer Nacken eine Raupe des Zimtbären bei nur sechs Grad Celsius und Sprühregen die Straße neben dem Gassco-Gelände überqueren:
this Ruby Tiger caterpillar was crawling over the street at the beginning of the year, when it was cold and wet
Ihr Pulli war komplett durchnässt!
"Was machst du hier?" fragte ich. "Du holst dir den Tod, wenn du so weitermachst!"
Doch meine Mahnung prallte an der Raupe ab. Ich ergriff sie und ließ sie weit entfernt im Strandhafer wieder frei, wo sie sicher nicht von einem PKW geplättet werden konnte.
Auf dem Rysumer Nacken ist der Zimtbär besonders häufig, doch man kann ihn auch vereinzelt auf deichnahen Wegen der gesamten Krummhörn finden, wahrscheinlich auch weit abseits des Deiches, doch da bin ich ja nie unterwegs. Den Falter habe ich noch nie gesehen, weil er lichtscheu ist und nur nachts unterwegs. Die Raupe tritt aber bisweilen in wirklich großer Zahl auf – und das eben vor allem auf dem Rysumer Nacken.
Und da rüttelte er doch tatsächlich immer noch:
still hoveringsame
Durch das Ansteuern einer vergleichsweise langen Verschlusszeit sollten also die Schwingen des Turmfalken etwas verwischen.
Auf diese Weise wollte ich die schnellen Bewegungen der Flügel unterstreichen.
Das ist mir aber leider nur zum Teil gelungen. Die allermeisten Fotos sind komplett unscharf geworden. Aber den Versuch war es wert, wie ich finde.
Und wenn am Ende nur ein Bild bei so einer Aktion herauskommt, das mir ein wenig gefällt, dann bin ich schon voll zufrieden:
maybe the best Kestrel shot, that I have ever done
Und das da oben ist dieses eine Bild!
Da passte bis auf das maue Licht wirklich alles, sowohl die wischenden Flügel als auch die Haltung des Vogels. Für diese anmutige Haltung hat der Turmfalke von mir zehn von zehn Punkten bekommen, was ich ihm auch sagte.
Daraufhin ging er kurz runter, um sich eine Pause zu gönnen:
no success, bird did not catch anything this time
Ein Turmfalke kann bis zu anderthalb Stunden am Stück rütteln, ich habe es mit eigenen Augen gesehen!
Zwar nicht über demselben Quadratmeter, sondern mit kleinen Ortswechseln, aber tatsächlich eineinhalb Stunden. Wahrscheinlich sogar noch länger, man ist ja schließlich nicht immer dabei. Vor allem an windigen bis stürmischen Tagen ist ausgiebiges Rütteln wohl die favorisierte Jagdmethode aus der Sicht eines Turmfalken. Und so etwas findet man so ganz nebenbei heraus, wenn man sich die Mühe macht, einen Turmfalken über einen längeren Zeitraum hinweg zu beobachten. Ich will ehrlich sein, erwartet hatte ich das nicht.
Nicht einmal ansatzweise.
So, ihr pösen Primeln, das war es fast schon wieder für heute.
Aber für eine kleine Randnotiz reicht es noch. Und die bezieht sich auf mein allererstes Fernglas in diesem Leben, das ich von meinen Eltern pünktlich zum zehnten Geburtstag geschenkt bekam. Es war ein "Hochleistungsglas" von Tasco!
Von jenem Tag an machte mir das Beobachten der Vögel im Garten und auch darüber hinaus noch viel mehr Spaß, auch wenn das Gerät natürlich nicht annähernd vergleichbar war mit heutigen Produkten. Von der Qualität und vom Erscheinungsbild her hätte es vielleicht sogar eher ins 19. Jahrhundert gepasst, aber wie ich bereits geschrieben habe, für den Anfang war es damals eine wirklich tolle Sache gewesen!
Und Tasco gibt es sogar heute noch! Bis eben war ich mir immer sicher gewesen, es handele sich um ein japanisches Unternehmen, doch tatsächlich befindet sich der Sitz der Firmenzentrale im US-Bundesstaat Florida.
Man lernt wirklich nie aus.
Wer gleitet da eigentlich so spät durch Tag und Wind:
mystery bird, see next blog post
Es ist die ...
Nein, Kinners, das wird erst im kommenden Bericht verraten.
Und: Auf dem schlechten Bild da oben sind genau 70 Hohltauben zu sehen gewesen, falls ihr mal wieder aus Gewohnheit geschätzt haben solltet.
Es war einmal ...
... ein Merlin.
Ich begegnete ihm am 17. September 2020 in der so genannten Westdeichecke, also unweit des Pilsumer Leuchtturmes:
this Merlin (with Chaffinch) I found in September 2020 close to the Pilsum lighthouse. The bird was unusually confiding, but unfortunately an insensitive cyclist flushed it few minutes later
Der Vogel hatte kurz zuvor einen Buchfinken erbeutet, den er jetzt auf der Deichstraße rupfte.
Ich saß im Auto und schoss die ersten Belegbilder, obwohl da die blöde und vor allem gebeugte Windschutzscheibe im Weg war. Dann ging ich aufs Ganze und öffnete vorsichtig die Fahrertür. Ganz langsam stieg ich aus, um mich hinter der geöffneten Tür ebenso langsam auf den Asphalt zu legen.
Der Merlin rupfte einfach weiter!
Ich schoss ein Bild nach dem anderen, um dann näher an den Vogel heranzurobben.
Auch das klappte!
Doch wenig später erschrak der Falke plötzlich und flog auf, nur um in etwas zehn Meter Entfernung wieder zu landen. Den Bruchteil einer Sekunde später hob er aber erneut ab, und diesmal rauschte der Merlin über den nahen Deich hinweg. Viel Zeit blieb mir nicht, um über die Ursache der Flucht des Merlins nachzudenken, denn jetzt sah ich den Radfahrer, der sich dem Vogel und mir von hinten in hoher Geschwindigkeit angenähert hatte und nichts von dem, was er da angerichtet hatte, mitbekam.
Es war für mich der erste zahme Merlin überhaupt gewesen, und dann kommt dieser Typ da um die Ecke!
Der Mann fährt mit seinem Mofa (andere nennen diese Teile E-Bike) jeden Tag exakt dieselbe Strecke. Und das auch noch exakt um dieselbe Uhrzeit. Okay, eine leichte zeitliche Verschiebung zum Winter hin gibt es wegen der dann später aufgehenden Sonne und so weiter. Der Megadepp sieht absolut nichts und fährt einfach nur wie ein Verrückter durch die Gegend, schaut weder nach links noch nach rechts. Völlig unsensibel für das, was andere so tun. Ich meine, wenn da jemand auf dem Boden liegt mit einer Kamera in der Hand und wenn da wenige Meter entfernt ein Vogel einem anderen etwas ruppig sämtliche Federn auszieht, dann muss man das doch eigentlich sehen.
Wie kann man denn so blind sein?
Zu allem Überfluss verklappt diese Giganull auch noch ihren Biomüll klammheimlich in den Salzwiesen, Kaffeefilter und sonstige Küchenabfälle, obwohl doch jeder Bürger dieses Landes Zugang zu einer Biotonne hat. Das kann man sich wirklich nicht ausdenken. Ich habe ihm aber nie verraten, dass ich seine sinnfreien Aktionen mitbekommen habe.
Ist mir auch völlig egal.
Und als ich im vergangenen Dezember den im letzten Bericht vorgestellten Sandregenpfeifer am selben Ort fotografierte, da tauchte der Teratrottel doch glatt schon wieder exakt zur richtigen Zeit auf. Wieder verscheuchte er einen Vogel, den ich zuvor unter großer Anstrengung davon überzeugt hatte, vor meiner Kamera zu posieren.
Diesmal gelang mir immerhin eine Beweisaufnahme vom Übeltäter:
the guy who flushed the bird (record shot)
Sollte er es noch ein einziges Mal wagen, einen Vogel zu verscheuchen, den ich gerade fotografiere, dann ist endgültig Schicht im Schacht.
Dann ist er tot.
Und er weiß noch nicht, in welcher Gefahr er schwebt.
Nein, Kinners, das war nur ein Scherz, man darf doch keine Menschen töten.
Dass das mal klar ist!
Aber ich habe mir schon ein passendes Ersatzprogramm ausgedacht für den Tag X: Ich werde ihm meine Pumpgun zwischen die Speichen schubsen und dann, wenn er hilflos auf dem Boden zappelt, den Laubpuster anschmeißen und ihn ihm dann direkt an die Ohren halten.
Erst ans rechte.
Und dann ans linke.
Ich schwöre, der macht so etwas nie wieder.