Sonntag, 9. Februar 2025

Eine junge Steppenweihe überwintert in Ostfriesland

Heute verrate ich euch ein ganz geheimes Geheimnis.

Dieses Geheimnis ist so unglaublich geheim, dass selbst ich es eigentlich gar nicht wissen dürfte. 

Nicht einmal der Chef des BND.

Ihr werdet es nicht glauben, aber auf dem Rysumer Nacken treibt seit längerer Zeit ein militanter Jagdgegner sein Unwesen!

Klar, werdet ihr jetzt denken, wenn ihr hier des Öfteren reinschaut: du.

Falsch, ihr Hohlbunken!

Erstens duzen wir einander nicht, und zweitens meine ich natürlich nicht mich selbst. Denn nur Wichtigtuer neigen dazu, den ganzen Tag über sich selbst und ihre Heldentaten zu referieren.

Aber dazu später mehr. 

Kinners, wenn ich in einem der letzten drei Beiträge noch geschrieben haben sollte, die Vogelgrippe verlaufe in diesem Winter eher unspektakulär, dann muss ich das jetzt leider revidieren. Wo auch immer ich mich zurzeit aufhalte, wenn ich im Outback unterwegs bin, also entweder auf der See- oder der Landseite des Deiches, sterbende oder bereits tote Nonnengänse gehören aktuell zum Bild der Landschaft. 

Die Krankheit scheint, von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen, fast ausschließlich diese Art heimzusuchen. 

Eigentlich sollte man sie deshalb besser in Nonnengansgrippe umbenennen. 

Und so sieht ein unfreiwillig vorzeitig beendetes Gänseleben aus:


bird flu did this. Barnacle Goose is, apart from few exceptions, almost exclusively suffering under the current epidemic

Eben nicht schön. 

Allein zwischen Westerhörn und Utlandshörn (Nordostufer der Leybucht) sah ich am 1. Februar 2025 120 tote Individuen auf kurzer Strecke. 

Sie mögen dort größtenteils angespült worden sein und waren auch nicht alle in einem identischen Zustand und somit unterschiedlich lange tot, aber wenn alle paar Meter ein verstorbener Vogel liegt oder gleich ein ganzer Haufen aus Verblichenen, dann ist das wirklich erschreckend. 

An Vogelgrippe zu sterben, muss darüber hinaus sehr qualvoll und grausam sein; man sieht das hier ja zurzeit überall. Zuerst sondert man sich als Nonnengans von der Gruppe ab, was natürlich auch sinnvoll ist, weil eine ungezügelte Ausbreitung der Krankheit so wenigstens etwas eingeschränkt wird, dann fliegt man anscheinend ziellos und nicht selten auch immer mal wieder im Kreis durch die Gegend. Die Haltung eines erkrankten Vogel im Flug ist gekennzeichnet durch einen auffallend angehobenen Kopf, der auch gerne mal hin und her schwenkt, oder, im Kontrast dazu, durch einen schlaff herabhängenden. 

Am Campener Leuchtturm sah ich vor ein paar Tagen eine Nonnengans zunächst steil aufsteigen und wenig später aus größerer Höhe senkrecht herunterfallen. Sie war nicht etwa im Flug gestorben, sondern hatte lediglich als eine Folge der Krankheit die Kontrolle über ihren Körper verloren. Ein echtes neurologisches Desaster! Nach dem Aufprall schwamm sie ewig lange im Kreis. 

Und das ist tatsächlich auch eines der typischen Symptome der Vogelgrippe. 

Erkrankte Indivduen fliegen im Kreis, schwimmen im Kreis und laufen oder drehen sich auch auf der Stelle im Kreis, wenn das Virus es so will. Fast wirken die armen Nonnengänse wie ferngesteuert. Und wenn sie am Ende gar nicht mehr fliegen können, leiden sie noch eine Ewigkeit am Boden weiter. Nicht selten geht das dann noch über mehrere Tage, falls so eine hilflose Nonnengans nicht von einem hungrigen Beutegreifer abgeholt und erlöst wird.

Denn des einen Leid ist des anderen Freud.

Rabenkrähe, Seeadler, Mäusebussard, aber auch der geile Rotfuchs leben jetzt wie im Schlaraffenland. Wo auch immer man als Fuchs seinen Bau hat, weit muss man nicht bis zur nächsten Gans laufen. Und so wurde ich neulich am frühen Morgen Zeuge einer Szene, wie man sie wirklich nicht oft erlebt. 

"Ich hole mal eben was zu essen!" rief der Kerl seiner Verlobten zu. 

"Aber dass du mir nicht wieder im Wirtshaus versumpfst und stundenlang weggbleibst!" gab die mahnend zurück. Ich hoffe, er geht nicht etwa Zigaretten holen, dachte sie, und sie wusste aus Erfahrung, die sie in der Vergangenheit gesammelt hatte, dass diese Angst nicht unbegründet war. 

Erklärung: Die Paarungszeit währt beim Rotfuchs nur wenige Wochen. Eine Dauerehe gibt es natürlich nicht.

 

Oh, eine junge Steppenweihe:


this 2nd year Pallid Harrier currently spends the winter close to my castle

Fotografiert am 13. Januar 2025 in der Leybucht.

Doch bevor ich mich dem Hauptdarsteller dieses wieder einmal unglaublich wichtigen Beitrages widme, habe ich noch eine Frage.

Wer ist auf dem folgenden Foto zu sehen:






which species do you see

Am 14. Dezember 2024 sah ich eine mutmaßliche junge Steppenweihe in der Leybucht. 

Im Profil und mit brauchbarem Licht im Rücken, aber eben auch sehr weit entfernt und nur für einen kurzen Augenblick, denn der Vogel änderte nach seiner Enttarnung sofort seine Richtung und war jetzt nur noch von hinten zu sehen, bis er schließlich ganz verschwand. Bilder konnte ich leider keine anfertigen, dafür ging alles viel zu schnell.

Ich war mir also zunächst sicher gewesen, eine Steppenweihe gesehen zu haben, doch mit der Zeit keimten Zweifel in mir auf, weil die Jahreszeit nicht wirklich zu passen schien. Ich selbst hatte zuvor schon etliche Steppenweihen in Ostfriesland gefunden, aber noch nie im Winter. Ich recherchierte im Netz und fand heraus, dass die letzte Steppenweihe des vergangenen Wegzuges in Deutschland am 5. November 2024 im Kreis Lüchow-Dannenberg (Niedersachsen) gesehen worden war und davor eine am 25. Oktober auf Sylt. 

Hatte es überhaupt schon einmal mittwinterige Steppenweihen in Deusctland gegeben? Wahrscheinlich schon, doch bekannt ist mir kein einziger Fall. 

Hatte ich mich also verguckt?

Am 2. Januar befand ich mich wieder in der Leybucht, die Begegnung mit der Weihe zwei Wochen zuvor hatte ich längst verdrängt. Ich beobachtete gerade einen Trupp Ohrenlerchen, der auf dem angespülten Teekteppich nach Nahrung suchte, als plötzlich eine junge Steppenweihe nur etwa 30 Meter von mir entfernt über dem Deich erschien und rasch in die Salzwiesen hinausflog. Diesmal gab es keine Zweifel, und diesmal gelangen mir auch schlechte Belegbilder. Doch die Freude währte nur kurz, denn auch bei dieser zweiten Sichtung war der Vogel offenbar darauf bedacht, so schnell wie nur möglich das Weite zu suchen. 

In der Folge sah ich die Steppenweihe immer mal wieder, aber keineswegs an jedem Tag, den ich in der Leybucht verbrachte. 

Und ich steigerte mich in Bezug auf die Qualität der geschossenen Bilder:



same bird on a different day

Zwar blieb die Distanz zum Vogel nach wie vor riesig, aber immerhin gelangen mir die ersten scharfen Aufnahmen:


same

Am 13. Januar sollte es zur vorerst letzten Begegnung mit dem seltenen Gast aus dem Osten kommen – es war jener Tag, an dem ich das zweite Bild dieses Beitrages schoss, das mir bis heute am besten gefällt –, doch dann verschwand ganz Ostfriesland plötzlich unter einer dichten Nebeldecke. Die Sicht betrug nur wenige dutzend Meter, weit entfernt fliegende Vögel blieben also unsichtbar. 

Der Nebel zeigte sich hartnäckig und blieb gleich über eine ganze Woche, und am Ende wurde es auch noch bitterkalt:


Short-eared Owl on a cold day in January

Mehrere Sumpfohreulen sah ich in der Leybucht jagen, auch tagsüber. Maximal waren es fünf gleichzeitig. 

Dieser Vogel spähte nahe der so genannten weißen Brücke bei Greetsiel nach Mäusen


same

Wenig später landete er auf einem Zaunpfosten:



same specimen

Und irgendwann war der Spaß auch schon wieder vorbei, die Sumpfohreulen abgereist. 

Und? Wer versteckt sich auf dem folgenden Bild?


mystery bird

Zwei Waldwasserläufer hielten sich zu diesem Zeitpunkt bereits mindestens seit Anfang Dezember in der Leybucht auf:


Green Sandpiper foraging in a saltmeadow ditch

Sie sorgten permanent für Panik unter all jenen Wirbellosen, die sonst ein geruhsames Leben in den künstlichen Prielen der Salzwiesen genießen. 

Funfact: Das Bild stammt aus dem Januar, aber heute (9. Februar) sah ich diesen Waldwasserläufer wieder exakt auf demselben Quadratmeter nach Nahrung suchen. Ich hätte ihn auch fotografiert, aber das Licht war gegen Mittag leider schon viel zu grell. 

 

Zum Rysumer Nacken: An einem Tag im letzten oder vorletzten Winter befand ich mich mal wieder auf dem Nacken. 

Ich stiefelte gerade einen unbefestigten und dicht mit Gras bewachsenen Weg entlang, der eigentlich kaum von anderen Seelen begangen, sehr wohl aber von Jägern auf dem Weg zu zwei verschiedenen Hochsitzen mit dem Auto befahren wird, als ich plötzlich in etwas hineintrat. Der Boden ist dort oft uneben, man schaut also wegen so einer Sache nicht gleich nach unten, doch als ich meinen rechten Fuß abermals aufsetzen wollte, war der Widerstand nicht verschwunden. 

Da musste also was sein.

Jetzt blickte ich doch hinab und sah ein Holzstück an meinem Stiefelabsatz baumeln. Ihr werdet mir bestimmt nicht glauben, aber auf der Stelle wusste ich, worum es sich handelte und was der Zweck des Ganzen war, noch bevor ich das Teil von meinem Stiefel entfernte. 

Oder besser: aus ihm herauszog. 

Denn es war nicht einfach nur ein Stück Holz, es handelte sich um das etwa 25 Zentimeter lange Ende einer Latte. Und genau aus dessen Mitte lugte lustig ein langer Nagel hervor. Ich bin bestimmt nicht der Hellste, aber eben auch nicht dumm. Mir war sofort klar, das Lattenstück hatte sich nicht etwa verirrt, nein, jemand musste es vorsätzlich an diesem Ort und mitten in der Fahrspur abgelegt haben! 

Zu Hause kontaktierte ich per E-Mail und Telefon die vier mir bekannten Personen, die für so ein Attentat auf die Lodengreise infrage kamen, doch alle stritten eine Beteiligung daran vehement ab. Freilich mit einem Lächeln auf den Lippen. Es handelt sich hier um Menschen, denen ich vertraue, und natürlich wissen sie ebenso, dass sie mir vertrauen können. Und wenn sie mir gegenüberr alles abstreiten, dann sind sie eben auch tatsächlich unschuldig.

Sofern man in diesem Kontext überhaupt von Schuld schreiben kann.

Kurz: Bis heute weiß ich nicht, wer das Teil da in die Spur gelegt hat. 

Und es war nicht das einzige auf diese Weise präparierte Lattenstück, das bis heute auf dem Rysumer Nacken gefunden worden ist. Ein Jäger, der fest davon überzeugt ist, dass die Erde erst 6000 Jahre alt ist, berichtete mir im vergangenen Herbst bei einer zufälligen Begegnung vor Ort von insgesamt sechs platten Reifen, die sein Tiguan bis zu diesem Zeitpunkt auf dem Nacken erlitten hatte. Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen, war das doch die Bestätigung für mich, dass da ein Jagdgegner im Gebiet unterwegs war. 

Und natürlich verlor ich kein einziges Wort über mein eigenes Erlebnis. 

Im Dezember begegnete ich diesem Jäger erneut, diesmal aber mitten in Rysum, wo ich mir doch eigentlich nur mal schnell zwei Croissants kaufen wollte. Ich weiß nicht, ob er mich verdächtigte, ich kann es nur vermuten, aber jetzt stieg er aus seinem Wagen aus, ging wortlos zum Heck und öffnete den Kofferraum. Ich staunte nicht schlecht, lagen da doch glatt etliche weitere Lattenenden mit Nagel oder Schraube in ihrer Mitte. 

"Wie haben Sie die denn alle gefunden?" wollte ich wissen.

Dieser Jäger, der es für sehr viel wahrscheinlicher hält, dass irgendein erfundener Gott alle Lebewesen dieses Planeten mal so eben in ein paar Minuten zusammengeknetet hat, als dass sie im Laufe von Jahrmillionen durch Evolution entstanden sind, war immerhin nach sechs platten Reifen auf die Idee gekommen, die Wege auf dem Rysumer Nacken mit einem Metalldetektor abzusuchen. Das hatte ich ihm wirklich nicht zugetraut.

Und wie ich jetzt sehen konnte, mit Erfolg. 

"Sie müssen ja nicht mit dem Auto da rumgurken", meinte ich lapidar. 

"Ich habe da aber mein Revier!"

"Oh, die Natur kommt ohne Sie aus, da machen Sie sich mal keine Sorgen", antwortete ich schmunzelnd, um dann schnell anzufügen, was ich immer anfüge, wenn ich unversehens in so eine verzwickte Situation hineingeraten bin: "Ich muss jetzt auch weiter, der Tag ist kurz."

Ich meine, wenn ich länger als fünf Minuten mit einem Jäger rede, der gleichzeitig auch noch ein Kreationist ist, dann habe ich immer Angst, dass dieses seltsame Gedankengut auf mich abfärbt. Man kann sich schließlich nie wirklich sicher sein. Dann doch lieber ganz fix die Distanz zu so einer Person vergrößern, so wie es die verfickte Steppenweihe immer mit mir macht. 

Hier zum Beispiel, als sie über der so genannten Mittelplate flog:





same bird as above. This specimen costitutes my first encounter with a Pallid Harrier in winter

Exakt drei ganze Wochen hatte ich den Vogel nicht gesehen, bis er mir plötzlich wieder begegnete.

Diesmal im NSG Leyhörn, das nur durch einen Deich von der Leybucht getrennt ist. Hier zeigte der Vogel wieder sein ganz typisches Verhalten, durch das er mir übehaupt erst wieder aufgefallen war. Ihm juckt anscheinend permanent das Fell, und so attackiert er alles, was fliegen kann. 

Vor allem zwei Rabenkrähen haben es ihm angetan. Minutenlang kabbelt sich die Steppenweihe mit den schwatten Gesellen, richtig ernst ist das aber alles nicht gemeint, weder von der Weihe noch von den Krähen. 

Beide Parteien wollen nur spielen. 

Junge Steppenweihen sind sehr bunt und, wie ich finde, sehr hübsch, auch wegen ihrer sehr sauberen Zeichnung an Hals und Kopf. Von allen Weihen in allen erdenklichen Kleidern stehen sie bei mir auf Rang zwei. Nur die adulte männliche Kornweihe finde ich noch etwas geiler, und die ist für mich sogar einer der hübschesten Greifvögel überhaupt, auch wenn ich sie eigentlich verachten sollte, weil sie sich nie von mir fotografieren lässt, dieser blöde Scheißvogel. 

Mit etwas Humor könnte man die bunte Färbung der jungen Steppenweihe auch als Warntracht bezeichnen, vielleicht sogar als so eine Art Kriegsbemalung. Andere Vögel wissen sofort, wie sie zu reagieren haben, wenn plötzlich so ein draufgängerischer Teenager auftaucht. Mit Flucht. Im Alter wird man als Steppenweihe aber deutlich ruhiger, bei uns Menschen ist das ja auch nicht anders.

So sah sie am frühen Morgen des 3. Februar über dem Leyhörn aus:


young Pallid Harrier hunting in a winter wonderland

Die Distanz zum Vogel war wieder riesig, der Anblick aber natürlich trotzdem wunderschön.

Eine pittoresk rauhreifige Landschaft, wie man sie hier in Ostfriesland leider nur sehr selten sieht, trug ihr Scherflein dazu bei. 

Ein zweites Bild von diesem Morgen:


same

Doch wie eigentlich fast immer, wenn es Rauhreif gibt, handelte es sich auch hier nur um ein temporäres Ding.

Nur wenige Stunden später war die Decke aus Puderzucker schon wieder verschwunden. Jetzt saß ich nämlich auf einer Bank am Greetsieler Badesee, vor mir das Leyhörner Sieltief und dahinter der Deich, der Leybucht und Leyhörn voneinander trennt. 

Auf dem Wasser dümpelte ein Ententrupp. 

Neben Reiher- und Tafelenten war da auch eine männliche Bergente zu sehen, die ihren Schnabel tief ins Rückengefieder geschoben hatte und von leckeren Mollusken träumte:






male Scaup among other birds – the mystery is solved

Auf der Ostsee überwintert diese Art in riesigen Trupps, doch hier an der Ostfriesenküste sieht es anders aus, zumindest auf dem Festland. 

Fast alle Bergenten, die ich hier beobachtet habe in der Vergangenheit, waren allein unterwegs gewesen. Ich erinnere mich aber auch an einen kopfstarken Trupp, der vor ganz vielen Jahren auf der Emsmündung schwamm. Vielleich über hundert Individuen, aber so genau weiß ich es nicht mehr. 

Und auf der Bank blieb mir auch gar keine Zeit, darüber nachzudenken, denn wie aus dem Nichts tauchte die Steppenweihe auf der anderen Seite des Sieltiefs auf! Und wieder tat sie das, was sie am besten zu beherrschen scheint.

Andere Vögel erschrecken: 




young Pallid Harriers love to chase other birds just for fun. And Carrion Crows are the best companions, because they love it, too. On the right: female Hen Harrier

Auch diesmal ging die Geschichte wieder über viele Minuten, alle Beteiligten hatten ganz offensichtlich ihren Spaß!

Nur die weibliche Kornweihe rechts im Bild sah zu, dass sie schnell wegkam. 

 

Was gab es in den letzten Wochen noch zu sehen?

Am 22. Januar 2025 flog ein wahrscheinlich junges Thorshühnchen in der Nähe des Campener Leuchtturmes direkt an mir vorüber! Doch bis ich meine Kamera endlich startklar hatte, war der Vogel schon wieder 40 Meilen entfernt. Und obwohl es mir trotzdem noch gelang, Belegbilder zu schießen, möchte ich sie euch hier ersparen.

Als Ersatz gibt es jetzt ein Thorshühnchen aus der Konserve: 



on January 22th I briefly spotted a Grey Phalarope, of which I only managed to get some really bad record shots. So this picture shows a specimen, that I had already seen in October 2014 (taken from the archives) 

Fotografiert im Oktober 2014 im Watt vor Pilsum. 

Gleich an verschiedenen Orten gab es für mich auch wieder Spornammern zu bestaunen, doch auch sie ließen prächtige Bilder erst gar nicht zu, weshalb ich auch hier ein Archivfoto zeige.

Diesmal aus dem vergangenen Herbst: 




past four weeks I had few encounters with Lapland Longspurs at different localities, but this beautiful male I had photographed last fall at so called Rysumer Nacken (city of Emden)

Ein niedlicher Sanderling döste Anfang Februar auf dem Emsstrand:


Sanderling

Und das hier sah ich am Campener Leuchtturm: 



funny sticker

Weitere Sticker, diesmal entdeckt neben dem Parkplatz des Pilsumer Leuchtturms: 


more funny stickers

Sollte euch einer gefallen, ich schenke ihn euch!

Am frühen Morgen des 2. Februar und nach einer sehr kalten Nacht entdeckte ich am Diekskiel das:



somebody from Hannover spent a cold night right behind the dike

Zelten im Gefrierschrank.  

Wer kennt es nicht?

Habe ich auch mal gemacht, aber nur, weil man mich zuvor dazu gezwungen hatte.

Als Wehrpflichtiger Ende der 1980er Jahre durfte ich während einer winterlichen Kältephase gleich zwei ganze Wochen im Outback verbringen. Minus 15 Grad, die ganze Zeit! Im Zelt und in der Garlstedter Heide bei Bremen. 

Auf Kosten des Staates. 

Was für ein Abenteuer!

Hübsche Silberweiden:


now you know why the White Willow is called White Willow

Gesehen und von mir für die Ewigkeit festgehalten unweit des Bauhofes am Ortsrand von Greetsiel. 

Fieser Ostwind, indirekt festgehalten in Bildern: 







curious Robin on a day in February 2025 with very strong and cold Easterlies

Am 7. Februar in der Nähe des Greetsieler Badesees: 


same

Ihr müsst jetzt raten, wo Osten ist.

Packt ihr das? 

Wahrscheinlich nicht.

Jedenfalls immer wieder erstaunlich, was ein so furchtbar zart wirkendes Rotkehlchen doch aushalten kann! 

Noch ein Bild:





same

Und jetzt noch einmal die Preisfrage: Kam der Wind von links oder von rechts?

Egal, ein zahmes Rotkehlchen findet man immer, wenn es sonst gerade nichts zu knipsen gibt. 

Natürlich sind keineswegs alle Individuen so vertrauensvoll, doch einzelne betteln geradezu darum, abgelichtet zu werden. Und wenn man viel zu Fuß unterwegs ist, so wie ich, dann weiß man auch immer, wo sich solche Vögel befinden. Dann braucht man nur noch auf einen Tag mit den passenden Bedingungen zu warten, um loslegen zu können.

Noch drei Fotos:









same bird

Ein vorjähriger Seidenreiher beehrte am 31. Januar eine Außendeich-Nassfläche zu Füßen des Campener Leuchtturmes: 


Little Egret has become more and more common in Ostfriesland over the last 15 years, but still does not breed

Einen zweiten sah ich in den Pilsumer Salzwiesen nur etwa eine Stunde später. 

Der Seidenreiher hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Freilich bislang nur als Gastvogel hier im Norden. Blickt man auf die Karte, dann stellt man fest, dass diese elegante Art in Deutschland einerseits im tiefen Süden und Südwesten festgestellt wird und eben entlang der Nordseeküste mit ihren geilen Inseln. 

Wegen der räumlichen Trennung der Nachweise habe ich immer zwei Herkunftsgebiete von in Deutschland auftretenden Seidenreihern vermutet. Die im Süden stammen wohl tatsächlich auch aus dem Süden, also aus dem erweiterten Mittelmeerraum und so weiter, und die im Norden wohl vor allem aus den Niederlanden. Dort brütet der Seidenreiher nämlich schon seit vielen Jahren, und aktuell dürfte es in NL etwa 80 bis 100 Brutpaare geben. 

Und vor ein paar Tagen kam dann auch die Bestätigung! 

Okay, nur fast.

Ein Seidenreiher mit Farbringen wurde zunächst auf Norderney und nur zwei Tage später auf Baltrum gesichtet. Wie sich später herausstellte, war er zuvor in England beringt worden! Und somit hatte ich mit meiner Annahme zur Herkunft der "Küstenreiher" nur knapp danebengelegen, denn die Richtung stimmt ja halbwegs. 

Kleiner Scherz. 

Der Seidenreiher expandiert zurzeit mächtig. 

Im Königreich und in Irland z. B. hat er innerhalb weniger Jahre jeweils die Südhälfte der beiden Inseln erobert und ist dort zu einem gewöhnlichen Brutvogel geworden. Doch auch in der neuen Welt geht beim Seidenreiher so richtig die Post ab!  

Der Erstnachweis für die Karibik gelang wohl am 16. April 1954 auf Barbados. Am 13. Januar 1957 wurde ein Individuum auf Trinidad geschossen, das erst am 24. Juli 1956 in der Coto de Doñana (Spanien) beringt worden war.

Seit 1994 brütet der Seidenreiher regelmäßig auf Barbados. Witzigerweise ist er auf dieser Insel auf sein amerikanisches Gegenstück getroffen, den Schmuckreiher, der Barbados ebenfalls erst jüngst erreicht hatte. Beide Arten, die man locker als nahe Verwandte bezeichnen kann, brüten dort heute in gemischten Kolonien (Quellen: Dutch Birding und Wikipedia). Und das dürfte längst auch für andere Karibikinseln gelten.

Der ursprünglich ebenfalls ausschließlich in der Alten Welt vorkommende Kuhreiher hatte den Schritt über den Atlantik bereits Jahrzehnte zuvor geschafft und ist in den USA nach wie vor in Ausbreitung Richtung Norden begriffen.

Ob sich auch mal ein echter Yankee freiwillig in Europa niederlässt und dauerhaft etabliert? 

 

Am 5. Februar suchte die Steppenweihe wieder weit draußen im Leyhörn nach Nahrung und geeigneten Spielkameraden: 


Pallid Harrier one more time

Lange blieb ich aber nicht auf dem alten Deich stehen, denn ich rechnete mir auch an diesem Morgen keine Chance auf bessere Bilder aus. 

Stattdessen zog es mich zur Westdeichecke, wo ich mal nach Piepern schauen wollte. Dort angekommen, sah ich auch gleich drei verschiedene Arten: Wiesenpieper, Strandpieper und auch einen Bergpieper.

Von der letztgenannten Art gibt es jetzt auch ein Konservenfoto, das ich am 5. März 2023 bei Manslagt in der Abendsonne geschossen habe:




Water Pipit is a fairly common winter bird in Ostfriesland (taken from the archives)

Kurz vor Sonnenuntergang. 

Kaum hatte ich die Westdeichecke, die übrigens keine wirkliche Ecke ist, sondern eher eine Rundung, erreicht, da tauchte plötzlich eine weibliche Kornweihe über dem Schilf auf!

Gar nicht mal so weit weg von mir. 

Blitzschnell kramte ich meine Kamera aus dem Rucksack hervor, doch bis ich endlich die verfickte Schutzkappe vom Objektiv entfernt hatte, war der Vogel schon längst wieder abgetaucht.  Immer dann, wenn es richtig schnell gehen sollte, geht irgendwie gar nichts mehr.

Doch so ganz umsonst war mein Bemühen nicht, denn der Kornweihe folgte nur einen Augenblick später die Steppenweihe: 


Pallid Harrier came quite close one day

Ich konnte es nicht fassen!



same

Es war das erste Mal, dass ich diesen Vogel an diesem Ort zu Gesicht bekam.  

Die Steppenweihe folgte der Kornweihe in geringem Abstand und flog die Pilsumer Salzwiesen entlang Richtung Süden – doch sie zog nicht ab!

Nach wie vor treibt sie sich in den drei genannten und aneinander angrenzenden Gebieten herum, und ich habe sie heute (Sonntag, 9. Februar 2025) noch im Leyhörn gesehen. Doch weil die Weihe eine Fläche beackert, die mindestens so groß wie das Saarland ist, kann man nicht an jedem Tag auf sie zählen. Es gehört eben auch etwas Glück dazu, ihr zu begegnen. 

Das Verbreitungsgebiet der Steppenweihe reicht von der Ukraine im Westen quer durch den Steppengürtel Zentralasiens bis zur Mongolei im Osten. Die Winterquartiere befinden sich in Südasien (vor allem Indien) und in Afrika (dort nahezu ausschließlich südlich der Sahara). Deutschland liegt also grundsätzlich völlig abseits der regulären Verbreitung und auch der Zugkorridore dieser eleganten Art, und trotzdem werden Steppenweihen bei uns alljährlich im Frühjahr und vor allem im Herbst beobachtet.  Aus unterschiedlichen Gründen, auf die ich hier nicht näher eingehen möchte.

Das in diesem Bericht vorgestellte Individuum, davon gehe ich jetzt mal aus, wird Ostfriesland wohl erst im März oder gar im April verlassen. Ohnehin lohnt es sich jetzt nicht mehr, nach Afrika zu fliegen, und eine Rückkehr ins Brutgebiet eilt zu diesem frühen Zeitpunkt des Jahres auch nicht wirklich. Und ganz vielleicht bleibt der Vogel auch im Sommer in Mitteleuropa. Immerhin hat es in den Niederlanden bereits mindestens eine erfolgreiche und vor allem artreine Steppenweihen-Brut gegeben. 

Mal schauen, was da so kommt. 

Eine letzte Randinformation zur Steppenweihe: Bei dem Vogel dürfte es sich um ein Mädel handeln, denn die Augen sind komplett dunkel. Männliche Steppenweihen haben schon im Jugendkleid helle Iriden, wie ich sie selbst schon bei zwei von mir hier in der Krummhörn gefundenen Individuen anhand meiner angefertigten Bilder erkennen konnte. Im Feld sieht man so etwas aber nicht, dafür ist die Distanz zu solchen Vögeln einfach immer zu groß.

Noch einmal junge Silberweiden, diesmal aber im Leyhörn:

winter

Und ein hübscher Sonnenuntergang in der Schweinebucht:


sunset at so called Schweinebucht (picture taken by Norbert Arends)

Das war's auch fast schon wieder. 


 

Es war einmal ...

... eine adulte Aztekenmöwe im Schlichtkleid.

Aber was für eine!

Kinners, seht doch selbst:


adult Laughing Gull with aberrant orange bill, photographed in September 2011 at North Myrtle Beach (South Carolina)

Gesehen habe ich diesen einzigartigen Vogel im September 2011 auf dem abendlichen Strand von North Myrtle Beach in South Carolina (USA).  

Doch kaum hatte ich ihn entdeckt, da flogen auch schon alle Strandvögel auf, ohne dass ich einen Grund dafür erkennen konnte. Die allermeisten von ihnen gingen auch umgehend wieder runter, doch ausgerechnet die geile Aztekenmöwe nicht. Dieses Sonderexemplar war futsch – und blieb es leider auch, obwohl ich mich auch an den folgenden Tagen allabendlich an diesem Strand aufhielt. 

Sehr, sehr schade, denn ich hätte den Vogel gerne unter besseren Bedingungen und vor allem mit weicherem Licht fotografiert, so wie es dort an vielen Tagen vorgeherrscht hat. Aber eben nur am Abend. Einziger echter Wermutstropfen waren damals eigentlich nur die geschätzten sechs Millionen Wadenstecher gewesen, die über mich hergefallen sind, wenn ich auf dem Boden lag und mich nicht wehren konnte. 

Wenn man bäuchlings im Sand liegt und sich auf den Ellbogen abstützt, dann halten diese verfickten Blutsauger die Ellbogen für Fußknöchel, die sie für den Saugakt eindeutig bevorzugen. Ganze Trupps standen da auf meinen Armen herum und tankten voll. Und das auch noch für lau! Wegscheuchen konnte ich sie nicht, denn dann wären auch alle Vögel aufgeflogen. Und die Wadenstecher wären ohnehin auf der Stelle zurückgekehrt. Wahrscheinlich hätte nicht einmal so eine kleine Camping-Paral-Sprühdose geholfen gegen diese renitenten Biester. 

Kinners, ich habe es damals positiv gesehen. 

Ich meine, ich habe es den armen Fliegenweibchen ganz uneigennützig ermöglicht, neue Wadenstecher zur Welt zu bringen. Ich meine, wenn wir alle Arschkrampen wären und leichtfertig bei jeder sich uns bietenen Gelegenheit Gift einsetzten, dann gäbe es vielleicht schon gar keine Wadenstecher mehr. 

Und das wäre doch auch ziemlich schade.

Als adulte Aztekenmöwe im Schlichtkleid trägt man übrigens normalerweise einen einheitlich schwarzen Schnabel

So wie der folgende Vogel:



normally coloured bill of another specimen for comparison

Und jetzt verrate ich, warum ich euch diese Bilder hier zeige.

Merksatz: Wenn man zu viel Zeit mit den falschen Leuten verbringt, dann kann alles auf einen abfärben, wie ich es ja bereits weiter oben im Zusammenhang mit dem Kreationisten-Jäger, der übrigens keine Kreationisten jagt, angedeutet hatte. Das Orange eines Schnabels ebenso wie die abartige Attitüde eines Menschen, der sich der Natur überlegen fühlt. 

Und diese Aztekenmöwe musste zuvor offensichtlich viel zu viel Zeit unter Königsseeschwalben abgehangen haben: 


if you are a Laughing Gull and spend too much time among Royal Terns, than you are going to become a Royal Tern yourself one day 

In diesem Fall sind die Auswirkungen aber nicht wirklich tragisch, eher skurril.

Ihr versteht, was ich meine. 

Schicht im Schacht.

Aber nur für heute.