wilde perspektiven

wilde perspektiven

Sonntag, 18. August 2019

Dies und das (Teil 6449,5)

Moin Kinners,

heute gibt es was Neues!

Viel ist es nicht, aber ihr seid doch auch mit wenig glücklich, oder?

Eines vorweg: Es hat endlich geregnet!

Und es hat sogar aus Eimern geschüttet!

Und die Hauener Pütten sind wieder geflutet. Zumindest die geile Fläche, die direkt an die Straße angrenzt, hat jetzt wieder viel zu bieten für all die langschnäbeligen Vögel aus der Arktis, die bei uns eine Pause einlegen wollen.

Anfangen möchte ich aber wieder mal mit der Hornissenraubfliege:








































another male Hornet Robber Fly

Denn in der Zwischenzeit gelang es mir, gleich drei weitere Individuen auf dem Rysumer Nacken zu entdecken.

Darunter zwei Kerle und eine Frau. Letztere konnte ich leider nur in einem schlechten Bild festhalten, weil sie so scheu war:



































female

Und wieder ein Bild vom Männchen:

same male

Am 12. August sah ich am selben Ort einen durchziehenden weiblichen Rotfußfalken, der immerhin so freundlich war, zwei Runden über einer verschilften Fläche zu drehen, sodass ich wenigstens dieses eine Belegfoto von ihm schießen konnte:







female Red-footed Falcon

Nur einen Tag zuvor kreiste ein weiterer junger Schwarzstorch am leicht bewölkten Himmel, diesmal über Visquard:

next Black Stork

Es folgte am 14. August mein erster und bis heute einziger europäischer Kolibri der Saison:


my very first Hummingbird Hawk Moth of the season

Der schräge Vogel saugte direkt neben mir an der Blüte der Mariendistel, um dann wie ein geölter Blitz das Weite zu suchen. 

Und wenn ich nicht schon rein zufällig meine Kamera in der Hand gehalten hätte, wäre mir das Biest unfotografiert davongekommen. Eigentlich hatte ich es in diesem Augenblick auf eine Gallische Feldwespe abgesehen, die ich aber ab dem Moment ignorierte, als der Kolibri plötzlich vor mir auftauchte. Von sieben Bildern, die ich machen konnte, sind nur zwei scharf geworden. Ein einzelnes hätte aber auch gereicht.

Das zweite Bild:

same

Schon klar, Kinners, natürlich handelt es sich hier nicht um einen Vogel, sondern um einen Falter.

Das flinke und niedliche Taubenschwänzchen kommt allsommerlich aus dem Süden zu uns in den hohen Norden geflogen; in manchen Jahren sind es nur Einzeltiere, in anderen gleich ganze Horden. Möglicherweise ist das Individuum, das ich hier zeige, sogar hier in Ostfriesland geschlüpft und aufgewachsen. Denn es könnte sich um den Nachwuchs eines bereits im Juni zugeflogenen Falters handeln. Das Taubenschwänzchen kann trotz seiner Winzigkeit unglaubliche Strecken zurücklegen und dabei auch übers weite Meer düsen. Im manchen Jahren erreicht es sogar das Nordkap und Island!

Die Ähnlichkeit mit einem Kolibri ist tatsächlich frappierend, zumindest dann, wenn man nicht so genau hinsieht oder wenn man keinen blassen Schimmer hat. Tatsächlich gibt es Menschen, die sich bei Zeitungsredaktionen melden oder gar beim Fernsehen, weil sie fest davon überzeugt sind, einen Kolibri in ihrem Garten gesehen zu haben. Im Raum Osnabrück z. B. liefen vor ganz vielen Jahren und anlässlich eines besonders starken Einfluges sogar die Telefondrähte heiß, so viele Bürger wandten sich damals an die Presse.

Wenn man Pflanzen mit tiefkelchigen Blüten im Garten oder auf dem Balkon oder auf der Fensterbank hat, wie zum Beispiel Phlox, Ziertabak, Seifenkraut, Bartnelke oder die (widerlich stinkende) Petunie und sich mal die Zeit nimmt, sie im Auge zu behalten, vielleicht bei einer Tasse Kaffee oder einer Zigarette, dann kann es sein, dass da wie aus dem Nichts ein Taubenschwänzchen auftaucht und Nektar saugt. Mit seinem langen und aufrollbaren Strohhalm kann es auch dann noch die Ernte einfahren, wenn kurzrüsslige Insekten bereits nicht mehr zum Zuge kommen. Wie man auf den Bildern erkennen kann, besucht dieser Schmetterling aber auch eine Vielzahl anderer Blüten. Für mich war und ist jede Begegnung mit dem Taubenschwänzchen etwas Besonderes. Es ist so süß, dass man es am liebsten knuddeln möchte.

Gestern dann sah ich eine junge Trauerseeschwalbe, die vor der Küste bei Manslagt nach Süden zog und so ganz nebenbei nach Nahrung Ausschau hielt:

yesterday this single young Black Tern was migrating South 

Diese Kanadagänse behielten mich am Norder Tief bei Neuwesteel ganz genau im Auge, obwohl ich mich auf der anderen Seite des Gewässers befand:

Canada Goose

Diese eigentlich nordamerikanische Art hat sich gut eingelebt auf dem falschen Kontinent und zahlenmäßig mächtig zugelegt.

Meiner Meinung nach richtet sie bei uns keinen Schaden an – kein wild lebendes Tier auf dieser Welt richtet unter normalen Umständen Schaden an –, doch natürlich kann es schnell kritisch werden, wenn der Mensch seine Finger im Spiel hat, versehentlich oder gar vorsätzlich nachhilft und bestimmte Tierarten auf neue Kontinente oder einfach nur in andere Regionen verfrachtet, wo sie eigentlich nicht vorkommen und dann das Aussterben heimischer Arten bewirken können, indem sie sie direkt verfolgen oder einfach nur verdrängen. Bei der Kanadagans muss man sich diesbezüglich aber keine Sorgen machen. Und ich würde ihre so melancholischen Trompetenrufe wirklich vermissen, wenn es sie eines Tages nicht mehr in Ostfriesland gäbe. 

Vor allem an einem bodennebligen Morgen in einem der Moore auf der Geest.

Zurück zur Raubfliege:


same male

Dieses Männchen war wenig scheu.

Es ließ eine Annäherung bis auf wenige Zentimeter zu, ähnlich wie das Individuum, das ich bereits ausführlich im letzten Bericht vorgestellt hatte:

same

Vielleicht war es ja sogar dasselbe Tier.