Montag, 3. Mai 2021

Landschaft mit und ohne Vogel

Moin Kinners,

heute gibt es nach langer Durststrecke mal wieder etwas Neues.

Freut euch! 

Im Augenblick regnet es. 

Und daran wird sich in den kommenden Tagen wohl auch nichts ändern. 

Wenn ich jetzt auf den April zurückblicke, dann stelle ich fest, dass er insgesamt sehr kühl, fast schon kalt und morgens nicht selten sogar frostig war. Kalte Tage im April sind eigentlich nicht ungewöhnlich, doch dass es den ganzen Monat über kaum wärmer als zehn Grad Celsius wird, hatte ich zuvor trotz meines fortgeschrittenen Alters so noch nie erlebt.

Für jene Zeitgenossen, die die durch uns Menschen ausgelöste Klimaerwärmung hartnäckig leugnen, ist so ein ungewöhnlicher April natürlich ein gefundenes Fressen. Und der Mai setzt jetzt auch noch zu allem Überfluss nahtlos an diese kühle April-Witterung an!

Egal, heute gibt es Landschaften:


beautiful landscapes with or without birds

Das erste Bild dieses Beitrages zeigt frühmorgendlichen Bodennebel, der hier als Mantel des Schweigens fungierte und die tote Krummhörner Agrarsteppe für einige Minuten in etwas Wunderschönes verwandelte.  

Ein weiteres Bild, eine andere Perspektive:
















Dass ich ein echter Fan solch meteorologischer Ereignisse bin, habe ich hier in der Vergangenheit bereits ein ums andere Mal erwähnt.

Doch leider hat der so pittoreske Bodennebel stets einen kurzen Atem. Man muss sich also beeilen, wenn man schöne Bilder machen möchte.

Die Kleientnahmestelle bei Manslagt:


Ich stand an diesem Morgen auf dem Deich, als ich das entdeckte, was ihr jetzt hier auf dem Bild bestaunen könnt.

Ich glaube, ich schoss gedankenverloren eintausend Bilder, weil ich so beeindruckt war von der Schönheit der Landschaft, die ich zu meinen Füßen sah. Raureif und dann auch noch wabernder Bodennebel – eine tolle Kombination und ein echter Traum für jeden Zeitgenossen, der der Natur etwas abgewinnen kann. 

Ein Kiebitz befand sich auf Streife durch sein Revier:


Lapwing on early morning

Er sang viel und präsentierte mir seine atemberaubende Flugshow, für die ich nichts zu bezahlen brauchte!

Bodennebel, Raureif und dann auch noch ein balzender Kiebitz. Konnte es an diesem Morgen noch eine Steigerung geben?

Zwei Austernfischer ruhten auf der Seeseite des Deiches an ihrem Lieblingsplatz in den Salzwiesen:


Oystercatscher

Eine Bekassine wiederum gönnte sich in der Kleientnahmestelle ein kleines Nickerchen:







Common Snipe

Das folgende Foto illustriert sehr schön die Anspruchslosigkeit des Blaukehlchens:


the abundant Bluethroat doesn't need so much; a narrow ditch with reed and weed is already enough

Es benötigt eigentlich nur einen schmalen und verschilften Graben. 

Die angrenzenden Flächen spielen nur eine untergeordnete Rolle. Hier sind es ein Gerstefeld auf der einen und hoffnungslos überdüngtes Grünland auf der anderen Seite. Doch es kann auch ein Rapsfeld sein oder eines, auf dem Mais angebaut wird.

Es folgt eine hübsche männliche Löffelente:



male Shoveler

Nachdem das im letzten Bericht von mir ausführlich vorgestellte Spornammer-Männchen das Gerstestoppelfeld bei Manslagt schließlich doch noch verlassen hatte, tauchte dort über eine Woche später zu meiner großen Überraschung noch ein weiteres auf!

Der Vogel sah nicht nur anders aus, er war auch viel scheuer als der erste. 

Und deshalb gibt es von ihm auch nur Belegfotos wie das folgende:



Lapland Lonspur, a new and quite late male, showed up on 23. April followed next day by a female. Both birds kept staying on the same field as the previous bird until 1. Mai

Ein weiteres Bild:


same

Während der Überaugenstreif des ersten Männchens bis zum Schnabelansatz reichte, endete er bei diesem Vogel genau über dem Auge.

Davor war alles schwarz.

Bei der Nahrungssuche in der Kleipütte:



same

Hier war ich ausnahmsweise mal etwas näher am Vogel dran:


same

Nur einen Tag später entdeckte ich am selben Ort auch noch ein Weibchen:


the female

Beide Vögel suchten mal zusammen, mal jeweils für sich nach Nahrung.

Dabei nutzten sie den ganzen Acker und immer mal wieder auch die Kleientnahmestelle. Trotzdem war es meist recht einfach, sie zu finden, denn Spornammern rufen keineswegs nur im Flug. Am Boden lassen sie dieselben beiden so klassischen Rufe erklingen, nur eben viel leiser, sodass man sie nur aus der Nähe hören kann. 

Noch ein Bild vom Weibchen:



same

Am 1. Mai wurden beide Spornammern zuletzt beobachtet.

Während ich an diesem Tag nur das Männchen fand, konnten Gastbeobachter auch das Weibchen fotografieren. Insgesamt hatte das Männchen also satte neun, das Weibchen immerhin acht Tage im Gebiet verbracht. 

Und das ist doch schon mal eine Aussage, denn über die Dauer des Aufenthaltes einzelner Spornammern während des Zuges in einem bestimmten Gebiet dürfte es kaum verlässliche Angaben geben.  

Es folgen drei Bilder ohne Vogel:




Und noch eines ohne Vogel und fast ohne Nebel:


Wer bist denn du?


Brant meets close relative, the Barnacle Goose

Überraschend selten sieht man diese beiden verwandten Arten zusammen.

Nonnengänse bleiben entweder unter sich oder sie suchen eher die Gesellschaft der Blässgans, während die Ringelgans (links) meist in artreinen Trupps auftritt. 

Im Watt westlich des Leyhörn aber kann man beide Arten auch schon mal zusammen antreffen.




ringed specimen

Einer der Vögel trägt zwei Farbringe, die aus den Niederlanden stammen. Und obwohl ich diesen Vogel (ausnahmsweise) schon am 9. April gemeldet hatte, habe ich bis heute keine Antwort bekommen.

Normalerweise strafe ich beringte Gänse eher mit Missachtung. Und normalerweise mache ich mir auch nicht die Mühe, Gänsetrupps nach Ringen oder selteneren Arten durchzumustern. Das ist der Hauptgrund dafür, dass ich bis heute keine Rothalsgans in Ostfriesland gesehen habe. 

Wenn es um Ringe geht, finde ich Limikolen und Singvögel einfach viel spannender. 

Achtung, Exotisches:


Red-eared Slider

Schon im letzten Jahr hatte ich die beiden Rotwangen-Schmuckschildkröten in einem Gewässer am Ortsrand von Upleward immer mal wieder im Vorbeifahren gesehen.

In diesem Jahr entdeckte ich sie erstmals Ende März beim Sonnenbad auf einem künstlichen Floß. Diese eigentlich in Nordamerika heimische Art war über viele Jahrzehnte ein beliebtes Heimtier, das man im Zoohandel meist für wenig Geld erstehen konnte. 

Angeboten wurden ausschließlich Jungtiere von der Größe eines Heiermanns (für junge Leute: das war die landläufige Bezeichnung für das geile Fünfmarkstück). Doch Schmuckschildkröten können nicht nur 40 Jahre alt werden, sie nehmen sich in ihrer Unverfrorenheit auch noch das Recht auf Wachstum heraus und erreichen schließlich stattliche Größen. Dann werden sie den meisten "Besitzern" schnell zur Last.

Ich gehe davon aus, dass 99,989 Prozent dieser Tiere am Ende in irgendeinem Dorfteich landen, wo sie eigentlich nicht hingehören.

Der Winter macht einem als Schmuckschildkröte entgegen anders lautender Gerüchte absolut nichts aus – man verbringt ihn in der Regel frostsicher am Grunde eines Gewässers –, doch unsere mitteleuropäischen Sommer sind eben (noch) nicht mit jenen zu vergleichen, die im Südosten der USA den Ton angeben. Und deshalb scheint es in Deutschland bis heute nicht zu im Freiland gezeugtem Nachwuchs gekommen zu sein. 

Weil diese Tiere aber eben sehr alt werden können, gibt es Orte (wie etwa die Rieselfelder in Münster), wo man Schmuckschildkröten und inzwischen vielleicht auch andere Schildkröten-Arten über Jahrzehnte durchgehend beobachten kann, ohne dass es jemals zur Eiablage gekommen wäre. 

Auf geht's:



funny Magpie

Diese Elstern auf dem Rysumer Nacken trafen sich am Abend, um die Ereignisse des Tages noch einmal abschließend "Paroli laufen zu lassen".

Hübsche Goldregenpfeifer im Prachtkleid suchten im morgendlichen Gegenlicht auf einem Acker bei Hamswehrum nach Regenwürmern und anderen Wirbellosen:


these Golden Plovers were foraging on a field

Eine Schafstelze im Gegenlicht:


Yellow Wagtail singing on a perch

Auf derselben Warte stand wenig später ein Rotschenkel:

same perch, different bird: Redshank

Welche Sau hat hier in die Landschaft gekotzt?


Green Sandpiper's pellet

Es handelt sich hier um den Speiballen eines Waldwasserläufers

Woher ich das weiß?

Ich habe gesehen, wie er ihn hervorgewürgt hat. Und zuvor hatte ich bereits beobachten können, wie er Tonnen von Mehlwürmern verschlang. Eigentlich waren hier Bilder vom Vogel geplant und nicht vom Speiballen, doch das Wetter schlug mal wieder um und im falschen Moment einen Haken. 

Pech gehabt.

Das Ende naht:




Lesser Black-backed Gull

Frühstück bei ALDI statt Tiffany.

Diese beiden Heringsmöwen sind die heimlichen Könige auf den Supermarktparkplätzen im Pewsumer Industriegebiet.  

Ob sie dort auch brüten, weiß ich nicht. Jedenfalls müssen alle anderen Bewohner der Parkplätze vor diesen beiden Riesen kuschen, ob Dohle oder Austernfischer. Das Bild entstand kurz vor Sonnenaufgang und zeigt die beiden beim Plündern eines der Müllcontainer. An den darauffolgenden Tagen gab es dort für die Möwen allerdings nichts mehr zu holen. 

Jemand hatte die Deckel geschlossen. 

Kinners, bis heute weiß ich nicht, wer oder was Tiffany ist. 

Und ich werde es jetzt auch nicht recherchieren.