Dienstag, 17. August 2021

Flussregenpfeifer (Teil 2)

Moin Kinners,

welche Gemeinsamkeit haben eine Müllverbrennungsanlage und die Natur?

Die meisten Menschen finden beides sinnvoll, aber nicht direkt vor der eigenen Haustür.

Heute kommt der schon vor einiger Zeit versprochene zweite Teil über den süßen Flussregenpfeifer

Ob die Vögel in der Kleientnahmestelle bei Manslagt überhaupt Nachwuchs großziehen konnten, weiß ich gar nicht. Geschlüpft waren aber vier Küken. Natürlich hatte ich zu diesem Zeitpunkt längst mit dem Geknipse aufgehört. 

Ich meine, so gerne ich auch fotografiere, stören will ich natürlich nicht.

Und so gibt es auch heute wieder nur Bilder vom Kerl:


male Little Ringed Plover; all images show the same specimen

Aufsteigende Nebelschwaden wabern über der Kleipütte bei Manslagt:

 early morning

Was kann es Schöneres geben als eine solche Morgenstimmung?

Bereits im letzten Bericht hatte ich ja angedeutet, dass sich die feine Dame grundsätzlich nicht mit Mehlwürmern ködern ließ.

Der Mann zeigte da weniger bis gar keine Hemmungen:


male Little Ringed Plover; all images show the same specimen

Die ersten Bilder des Tages schoss ich bereits eine Viertelstunde vor Sonnenaufgang:


Dann nahm der Vogel nämlich fast immer ein ausgiebiges Bad im Dunstkreis meines Versteckes.

Meist allerdings daneben, sodass ich wegen der bescheuerten Vegetation keine Bilder von ihm schießen konnte.  

Und es gab natürlich auch wieder Mitesser:


young White Wagtail

Wenn man in den Monaten Juli bis September Mehlwürmer in die Marschlandschaft streut, ist das Auftreten von drei Arten eine sichere Bank: Bachstelze, Schafstelze und Blaukehlchen.  

Einige junge Bachstelzen kamen immer besonders nah heran:



same or second specimen

Nicht selten sogar zu nah:


Trotzdem süß, oder?


Und alle drei Arten stellten sich auch gerne aufs Tarnzelt, wo sie dann die ganze Zeit rumlaberten.

Und ich musste mir das dann alles anhören.

Ein Bluthänfling sang am nach wie vor recht frühen Morgen in einer Esche bei Hamswehrum:


male Common Linnet

Während diese Art im Binnenland mancherorts stark zurückgegangen ist, kommt sie an der Küste auch heute noch nahezu überall in großer Zahl vor.  

Manchmal, das will ich zugeben, ist das nervig, weil man doch auch mal andere Vögel sehen will.

In einem Rapsfeld bei Rysum hatte ich vor einiger Zeit meine Wildkamera postiert und natürlich auch wieder Mehlwürmer feilgeboten:



female Bluethroat with red star on the breast 

Neben wieder einmal vielen Schaf- und Bachstelzen ließen sich dort auch einige verschiedene Blaukehlchen blicken, darunter dieses Weibchen, das einen roten Stern auf seiner Brust präsentierte und offensichtlich Nachwuchs zu versorgen hatte. 

Der Partner dieser Blaukehlchen-Frau trug einen belgischen Ring, den ich anhand der vielen schlechten Bilder aber nicht ablesen konnte. 

Auch der Schilfrohrsänger ist in der ostfriesischen Marsch ein häufiger Vogel:


Sedge Warbler

Und schnell noch eine der vielen Schafstelzen:


male Yellow Wagtail 

Meine Vorfreude auf ein echtes Shooting mit einer echten Kamera war groß, weil ich tolle Bilder von dem vermeintlichen Rotstern und seinem beringten Ehemann machen wollte. Und nach wie vor hoffte ich auch auf eine Wachtel

Doch es kam wieder einmal ganz anders:



this guy destroyed my hide, when I was absent

Als ich endlich wieder die Zeit hatte, am frühen Morgen Bilder zu schießen, fand ich mein Tarnzelt, das ich bereits Tage zuvor aufgebaut hatte, in nicht ganz einwandfreiem Zustand vor.

Jemand hatte alles abgebaut und unsanft auf einen Haufen geworfen. 

Kinners, ein Rapsfeld hatte ich mir gerade deshalb ausgesucht, weil ich mir dort sicher vorkam. Ich meine, es gibt keinen Ort in Ostfriesland, wo man einen Tag im Outback für sich haben kann. Wo auch immer man sich bewegt, man wird beobachtet und meist auch angesprochen. Immer, wirklich immer kommt jemand und fragt einen aus: "Was machen Sie hier?" Oder: "Was haben Sie hier zu suchen?" Oder: "Was bauen Sie da auf?"

Es ist, ich muss das schreiben, zum Kotzen!

Aber zum Thema Überbevölkerung gibt es im kommenden Beitrag einige weitere Zeilen, das kann ich jetzt schon mal versprechen.

Gefiederpflege:


Gefiederpflege beendet:


Mensch, da juckt's doch wieder am Kopf: 



Flussregenpfeifer-Gedanken: Welcher Idiot liegt da eigentlich immer in diesem Teil da?



Ich blieb selten lange, weil die Sonne im Sommer sehr schnell emporsteigt und das Licht entsprechend an Reiz verliert.

An einem dieser Tage, ich hatte mein Tarnzelt gerade verlassen, trieb da eine mir unbekannte Feder auf dem flachen Wasser herum, die natürlich nicht vom Flussregenpfeifer stammen konnte, aber sehr hübsch war:


feather, ID still unsolved

Im Juli entdeckte ich an einem ganz frühen Morgen ein Zelt am Rande der Campener Muschelschillbank und somit aufgebaut auf verbotenem Terrain:


actually wild camping is strictly prohibited in Germany, but nobody really cares

Das blaue Schild und die Pfosten im Sand stellen die Grenze zur Ruhezone des Nationalparkes dar.

Aber selbst dort, wo das Zelt stand, hätte es nicht stehen dürfen, denn ein Jedermannsrecht wie in Schweden gibt es in Deutschland nicht. Und das ist auch gut so, denn im Gegensatz zu Schweden haben wir hier leider eine um ein Vielfaches höhere Bevölkerungsdichte!

Ich habe das hier schon so oft geschrieben: Die Menschen sind in Sachen Natur eher gleichgültig eingestellt und ausschließlich auf den eigenen Vorteil bedacht. Dass man in Deutschland nur auf entsprechend ausgewiesenen Flächen campen darf, interessiert nicht jeden Zeitgenossen. 

Und auch in Campen darf man keineswegs überall campen!

Doch weil ich in diesem Fall eh nichts hätte ausrichten können, habe ich erst gar nicht angeklopft. Und irgendwie war ich auch beeindruckt, hatte dieser Stellplatz direkt an der Wasserkante doch wirklich etwas ganz Exklusives! Ich meine, ich habe hier schon sehr viel gesehen, so etwas aber tatsächlich noch nie. 

Und immerhin hat der Bewohner doch auch gar nicht geschnarcht!

Seit einigen Wochen habe ich jetzt schon keinen adulten Flussregenpfeifer mehr gesehen. Wenn mir diese Art jetzt begegnet, dann nur noch im Jugendkleid.

Nochmal das hübsche Männchen:






Und noch ein Bild:


Common Ringed Plover


same

Oh nein!

Die beiden letzten Bilder zeigen natürlich den etwas größeren Cousin.

An einem Morgen hielten sich da gleich fünf adulte Sandregenpfeifer vor meinem Versteck auf. Und sie aßen fleißig Mehlwürmer. Doch leider zog es noch vor Sonnenaufgang komplett zu, sodass es am Ende so finster war wie in einer Bärenhöhle. Vernünftige Fotos kann man unter solchen Bedingungen natürlich nicht mehr anfertigen.

Weitere Schafstelzen von einem anderen Tag:


Yellow Wagtail

Gleich mehrere Individuen sammelten eifrig Futter für den Nachwuchs:



Den geradezu klassischen Kampf ums Überleben zeigt das folgende Bild, aufgenommen von meiner geilen Trailcamera:


Yellow and White Wagtail were struggeling for life (or rather for mealworms)

Okay, die Bildqualität entspricht eher der einer Lochkamera, aber lustig ist das Foto schon auch noch. Oder etwa nicht?

Egal, nach dem Verlassen des Tarnzeltes schoss ich oft noch weitere Bilder.

Das hing eigentlich nur davon ab, ob das Licht noch okay war oder nicht.

Hier zum Beispiel war es der attraktive Klatschmohn, der am Rande der Kleipütte blühte und mich in seinen Bann gezogen hatte:


Common Poppy

Ich ging näher heran:


same

Ach so, am 14. Juli gab es noch einen besonderen Gast in Manslagt zu bestaunen:


likely my very first male Red Phalarope in breeding plumage 

Es war natürlich nicht mein erstes Odinshühnchen in Deutschland. 

Aber es war sehr wahrscheinlich mein erstes adultes Männchen im Prachtkleid. Ganz sicher bin ich mir jetzt auch wieder nicht, lässt die Erinnerung doch langsam nach, aber ich meine, dieses Kleid zumindest in Deutschland nie zuvor gesehen zu haben. 

Der Vogel zog seine engen Kreise in sehr großer Distanz. Auch hier kann ich also leider nur ein mittelmäßiges Belegfoto zeigen.

Löffler am frühen Morgen vor der Beobachtungshütte bei Hauen:


Spoonbill is common in Ostfriesland

Noch mehr Löffler:


Und noch mehr:


same

Eine junge Uferschwalbe stand zusammen mit einer Rauchschwalbe auf dem Zaun neben dem dortigen Parkplatz:



young Sand Martin (with Barn Swallow) 

Bleibt noch anzukündigen, dass der kommende Bericht besonders spektakulär werden wird!

Vorwegnehmen kann ich immerhin, dass es (wieder einmal) zum Rysumer Nacken gehen wird. Und ihr seid (fast) live dabei.

Zu guter Letzt gibt es jetzt den Beleg dafür, dass sich das schwarze Schaf grundsätzlich absondern muss von seinen andersfarbigen Kollegen:


the black sheep has always to go his own way

Und es kann auch gar nicht anders.

Denn es entspricht seiner Natur.