wilde perspektiven

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Dienstag, 17. Mai 2022

Schafstelzen-Colorado

Im vergangenen Jahr, Kinners, hatte ich euch hier eine ganz besondere Schafstelze vorgestellt.

Begegnet war sie mir in den Salzwiesen bei Manslagt.

Eine Schafstelze, die nicht nur durch ihre besonders ausgeprägte Zutraulichkeit auffiel, sondern auch wegen ihrer Farben.

Mitteleuropäische männliche Schafstelzen haben einen blaugrauen Kopf (Ohrdecken, Scheitel und Nacken) und einen weißen Überaugenstreif. 

Doch dieser Vogel zeigte einen nahezu komplett gelben Überaugenstreif sowie grüne Bereiche im ansonsten blaugrauen Kopfgefieder.

Und so sah der Schönling, von dem hier die Rede ist, aus:


male hybrid Yellow Wagtail, showing characteristics of both Blue-headed Wagtail and Yellow-crowned Wagtail, photographed in the saltmeadows near my castle

Nein, das war falsch, denn richtig muss es heißen: So sieht der Vogel aus!

Er ist nämlich wieder da und hat exakt dieselben Quadratmeter in den Salzwiesen für sich in Anspruch genommen. 

Die Bilder, die ich heute von diesem Kerl zeige, sind auch ausnahmslos ganz frisch und nicht etwa meiner persönlichen Konserve entsprungen. 

Am 27. April 2022 sah ich den Vogel in diesem Frühjahr zum allerersten Mal. Ich stand auf einem Schotterweg, der durch den Heller zur Wasserkante führt, und beobachtete zwei sich kabbelnde Wiesenpieper, als da plötzlich eine Schafstelze auf mich zugeflogen kam. Sie landete nur etwa fünf Meter von mir entfernt auf dem Weg, nur um dann die ohnehin bereits so geringe Distanz zwischen uns zu Fuß noch zu verkleinern. Ein Fernglas benötigte ich jetzt nicht mehr; ich wusste auf der Stelle, wer da vor mir auf dem Weg stand und mich um Futter anbettelte.

Natürlich hatte ich Mehlwürmer in meinem Rucksack, und ich streute sie auf den Boden. Hastig begann der Piepmatz mit seiner Mahlzeit, nur um dann eine nahe Warte anzusteuern und loszuträllern.

Der Gesang einer Schafstelze ist an Vielseitigkeit kaum zu übertreffen:


same specimen - this bird had already bred twice and sucessfully in 2021 at the same spot

"Tzri-tzri."

Und wenn der Vogel mal keinen Bock auf das ewige Tzri-tzri hatte – und er hatte oft keinen Bock –, dann reihte er einfach etwas unmotiviert rufähnliche Elemente aneinander, wie das für die Schafstelze auch sehr typisch ist.

Natürlich ist der Gesang einer Schafstelze eher monton als vielseitig, das da oben war nur ein Scherz, aber er reicht völlig aus für den Zweck, dem er dient: Kontrahenten auf Abstand halten und eine Frau finden. Und wenn dieser Mann bei unserer ersten Begegnung noch unverpaart gewesen war, so hat er inzwischen tatsächlich eine Schafstelzin gefunden, doch ob es die aus dem vergangenen Jahr ist, kann ich (noch nicht) schreiben. 

Ein wahrer Held:




same

All diese Bilder habe ich natürlich ohne Tarnzelt machen können.

Wenn die Schafstelze doch mal aufflog, dann immer nur deshalb, weil da wieder einer der Nachbarn eine unsichtbare Grenze überflogen hatte. In solchen Fällen reicht oft schon der Bogenflug aus, um für klare Verhältnisse zu sorgen. Ich nenne ihn so, weil dieser Abwehrflug einen Bogen zeichnet. Der Vogel startet, fliegt auf den Eindringling zu, dreht ab und kehrt zu seiner Warte zurück.  

Sollte diese Drohgeste nicht ausreichen, gibt es was auf die Mütze. Wie sagte meine Mutter früher immer, wenn ich zum Beispiel trotz ihrer Warnung mit einem Metallmesser im Toaster herumgestochert und dann einen gewischt bekommen habe? 

"Wer nicht hören will, muss fühlen."

Immer sehr aufmerksam:



same

Zusammen mit seiner Frau hat dieser Prachtkerl im letzten Jahr gleich zweimal gebrütet. 

In beiden Fällen sind auch Jungvögel ausgeflogen, doch weil diese zunächst sehr auf Deckung bedacht waren, weiß ich nicht, wie viele es am Ende waren.

Zwei Bruten in einem Jahr sollen bei der Schafstelze zumindest in Norddeutschland nicht selbstverständlich sein, wie ich gelesen habe.

Mal mit Sonne:





same, but with sun inmy back

Im bereits erwähnten Bericht hatte ich es ja schon geschrieben: Dieser Schafstelzerich ist ein Hybrid.

Ein Elternteil dürfte britische Wurzeln gehabt haben, der andere mitteleuropäische, sehr wahrscheinlich sogar ostfriesische. Der Ärmelkanal bildet die Grenze zwischen den beiden Unterarten, und weil es besonders entlang dieser Wasserstraße zu Mischbruten kommt – natürlich auf beiden Seiten –, nennt man solche Vögel "Channel Wagtails".

Oft habe ich mich gefragt, wo dieses spezielle Individuum wohl das Licht der Welt erblickt haben mag. Jetzt glaube ich die Lösung zu kennen. 

Hier in Ostfriesland:




now a true or "complete" male Yellow-crowned Wagtail. This bird currently runs a territory only 2.3 kilometres away from the hybrid's. He is in a relationship with a Blue-headed female, which already built a nest in a Wheat-field  

So sieht eine echte Englische Schafstelze aus! 

Gefunden hat diesen Vogel am 30. April dieses Jahres Jens-Hermann Stuke (Leer), während er sich auf der Suche nach einer anderen besonderen Schafstelze befand (s. u.).

Nur einen Tag später sah auch ich ihn. Und ich sah darüber hinaus, dass er bereits verpaart war. 

Seine Frau sieht so aus:


his pretty Central European wife

Von der Seite:



same

Noch am selben Tag konnte ich beobachten, dass dieses Weibchen am Straßenrand Nistmaterial sammelte und dann damit einige hundert Meter zurücklegte, um mitten in einem an den Deich angrenzenden Weizenfeld runterzugehen, begleitet vom Partner.

Der wiederum ließ seine Angebetete grundsätzlich nicht einen Moment aus den Augen:



same male

Beide Vögel habe ich angefüttert, und vor allem den Kerl kann man mühelos fotografieren, wenn man sich auf den Asphalt legt und geduldig wartet.

Leider haben auch zwei Bachstelzen die Futterquelle entdeckt, die den Schafstelzen-Mann immer auf Abstand halten oder wenigstens im Weg stehen, wenn ich mal die seltene Gelegenheit hätte, auf den Auslöser zu drücken:



male White Wagtail

Doch die beiden Bachstelzen machen sich auch schon mal auf den Weg zu einem Hof in etwa 300 Meter Entfernung, wo sie brüten.

Und sobald sie abfliegen, taucht wie aus dem Nichts der grüngelbe Vogel auf!



same male

"Mist, ich sehe nichts mehr!":


I don't see anything!


happy with prey

Inzwischen habe ich noch einen weiteren "echten" Engländer gefunden, der auch mit einer Ostfriesin verpaart ist. Das Revier dieser beiden Vögel ist wiederum nur etwa 1,2 Kilometer von jenem des anderen "echten" Engänders entfernt und befindet sich ebenfalls auf der Landseite des Deiches.

Bislang habe ich von diesem Vogel, der sich vom anderen sofort wegen der Flecke auf seiner Brust unterscheidet, nur Belegbilder aus größerer Entfernung machen können:



another male Yellow-crowned Wagtail, who is going to breed as well (female is currently building a nest), this couple holds a territory close to the other one 

Dieses weitere Paar baut zurzeit ein Nest in einem Gerstefeld und das ebenfalls  in unmittelbarer Nähe zum Deich.

Vielleicht ist eines dieser Männchen ja sogar der Vater des Hybriden. Tatsächlich scheinen Bruten der Englischen Schafstelze keine Ausnahmen zu sein hier in der Krummhörn, denn bereits im letzten Jahr war ein singendes Männchen in der so genannten Westdeichecke von einem Gastbeobachter aus Nordsachsen beobachtet und auf Ornitho.de gemeldet worden. 

Bei gezielter Nachsuche könnten meiner Meinung nach durchaus weitere Funde gelingen. Man muss halt nur gucken!

Ein singender Feldschwirl wagte sich im Mai auf dem Rysumer Nacken nicht so richtig heraus aus der Deckung:


Common Grashopper Warbler 

Huaah, neulich war wieder einmal Freitag, der 13.!

Und er brachte mir eher Glück als Pech:


my first Wryneck since I don't know when. This species does not breed in Ostfriesland, but is an annual but uncommon migrant in my birding areas 

Ich entdeckte nämlich meinen ersten Wendehals seit ein paar Jahren!

Mit meinem Wagen scheuchte ich ihn versehentlich vom Straßenrand bei Manslagt auf. Der Vogel landete in einem der wenigen Bäumchen und versteckte sich dort geschickt vor meinen neugierigen Blicken. Ich blieb einfach im Auto sitzen und wartete, denn aus Erfahrung wusste ich, dass ein vom Boden aufgescheuchter Wendehals immer zum Tatort zurückkehrt. 

Tatsächlich musste ich nur zwei Minuten warten. Ich beobachete den Vogel eine ganze Weile aus der Distanz bei seiner Suche nach Ameisen. Erst als er satt war und abermals den Baum ansteuerte, machte ich mich auf dem Weg.

Am selben Tag, aber bereits zur Mittagsstunde, hatte ich eine noch größere Rarität in der Nähe von Rysum entdeckt. Ich fuhr einen dieser fürchterlichen Betonplattenwege entlang, als mir auf einem Acker in großer Entfernung etwas dunkles Rundliches auffiel. Der Acker selbst sah wie gebügelt aus, eine weite und ebene Fläche ohne besondere Eigenschaften. Keine Furchen, nicht ein einziger Erdklumpen. 

Ich war schon am "Objekt" vorbei, als mein Hirn plötzlich aufschrie: "Halt, Frank, du musst dir das genauer ansehen!" Schon klar getz', das ist bestimmt mein erster rastender Mornell seit 1995 oder so, antwortete ich spaßeshalber in Gedanken. "Laber nicht rum und guck einfach, du Dummschwätzer", meinte das Hirn trocken. 

Und ich guckte:




my first resting Dotterel since 1995!

Ich konnte es nicht fassen, da stand wirklich ein Mornellregenpfeifer auf dem Acker!

Ich bedenkte mich artig bei meinem Hirn. 

Und dann entdeckte ich weitere sechs Vögel, die jetzt vom "aufgewühlten" Nachbaracker zum ersten Vogel hinüberrollten:


actually there was a flock of seven specimens!

Eine ganze Herde, so dachte ich erfreut.

Leider waren die Vögel sehr weit weg, doch nach einer Weile näherten sie sich mir immer mehr:


same flock




Leider rasteten die Vögel nur für etwa eine halbe Stunde.

Doch noch bevor sie Richtung Nordost davonflogen, konnte ich etwas Interessantes beobachten. Die Mornellregenpfeifer bedienten sich an den aufkeimenden Pflanzen, bei denen es sich sehr wahrscheinlich entweder um Raps oder Gelbsenf gehandelt hat. 

Zunächst ging ich natürlich von irgendwelchen Insekten oder Larven aus, die sie dort auflasen, doch beim Blick durchs Spektiv konnte ich erkennen, dass die Vögel Blattstücke abpickten und hinunterschluckten. Bis auf die Waldschnepfe, die ja auch durchaus mal Pflanzliches essen soll, war mir keine einzige Limikole bekannt, die sich so verhält. Und von einem Regenpfeifer hätte ich das nie erwartet. Wikipedia ist sicher nicht immer die beste und zuverlässigste Quelle, wenn es um Avifaunistisches geht, doch im entsprechenden Artikel steht tatsächlich geschrieben: "In zwar kleinen Mengen, aber regelmäßig, nimmt der Mornell pflanzliche Nahrung wie Blätter und Beeren zu sich."

Ha, wieder was gelernt!

Fünf von sieben:


same

Leider hat es nicht für schöne Bilder gereicht. 

Die Kürze der Anwesenheit der Vögel, Entfernung, Tageszeit und das daraus resultierende bescheuerte Licht ließen einfach nicht mehr zu. Und deshalb muss der Mornell auch weiterhin auf einen eigenen Bericht in diesem Blog warten. Ich hoffe inständig, dass nicht erst wieder so viele Jahre vergehen müssen. 

Von hinten:


same

Mein erster Mornell, ein Jungvogel, war mir am 24. oder 25. August 1995 auf dem Deich bei Dornumersiel während einer Vogelzählung im Dauerregen begegnet, quasi direkt vor die Füße gerollt. Er war so zutraulich, dass ich ihn hätte streicheln können. Seinerzeit besaß ich noch keine Kamera, aber wenn ich eine besessen hätte, wäre auch damals nichts Tolles dabei herausgekommen. Es war wirklich finster an diesem Tag, und nicht eine Minute wollte der verfickte Regen nachlassen. Zu allem Überfluss mag ich grundsätzlich keine Bilder von auf Rasen stehenden Vögeln (s. u.). 

Eiin junger, aber leider nur durchziehender Mornell im vergangenen Herbst bei Manslagt ließ mich buchstäblich mit gemischten Gefühlen zurück. Richtig freuen konnte ich mich über so eine flüchtige Begegnung jedenfalls nicht.  

Im Gegensatz zum Mornell, der nur im Norden brütet, ist der Austernfischer in Ostfriesland ein häufiger Brutvogel. Was wäre die Küste ohne diesen Vogel und seine unverwechselbaren Rufe? 

Der Austernfischer ist deshalb so erfolgreich, weil er bezüglich seines Lebensraumes charakterlos ist. Er kann wirklich überall leben und brüten.

Hier zum Beispiel mitten auf einem Acker am Deich bei Hamswehrum:







Oystercatcher is abundant and really everywhere in Ostfriesland

Und hier im Pewsumer Gewerbegebiet:


fighting against his own reflection for minutes

Dieses Männchen brütet zusammen mit seiner Frau wahrscheinlich schon seit Jahren auf irgendeinem der Flachdächer dort. 

Nahrung sucht das Paar auf Rasenflächen, auch auf Verkehrsinseln. An einem frühen Morgen im April saß ich in meinem Auto, das wiederum auf dem Lidl-Parkplatz stand, und beobachtete den Vogel auf der anderen Straßenseite, wo er vorm Combi herumstand. Plötzlch flog er auf und zielstrebig zum Komm-und-klau-Schuhmarkt, wo er direkt vor der Eingangstür landete. 

Sofort begann der ungrechte Kampf gegen das Spiegelbild! 

Jeder hat so etwas schon mal gesehen, vor allem bei Singvögeln, aber dass auch Limikolen so einen Unfug treiben, war mir neu. Wahrscheinlich liegt das aber nur daran, dass die meisten Arten menschliche Siedlungen komplett meiden. 

"Ey, was guckst du?"


Oder: "Wie bist du vor Öffnung in den Laden gekommen?"


Oder: "Hab Geduld, ich rufe den Schlüsseldienst!"



Irgendwann hatte der Vogel aber den Schnabel voll und flog zurück auf die andere Straßenseite:


same

Weil der Austernfischer die Eingangstür gezielt angeflogen hat, gehe ich davon aus, dass dieses Duell allmorgendlich stattfindet.  

An diesem Morgen war aber außer mir niemand vor Ort, der das Spektakel hätte bezeugen können.


the same male Yellow-crowned Wagtail standing on da roof (50 Cent language)

Ja, da stand der englische Schafstelzen-Mann oben auf dem Dach des einzigen Hauses (in diesem Bereich) direkt am Deich. 

Geduldig wartete er darauf, dass die blöden Bachstelzen verschwinden mochten. Und er wartete nicht allein:


male Northern Wheatear on da roof

Da waren noch ein weibliches Blaukehlchen und eben dieser männliche Steinschmätzer, die lecker essen wollten:


same

Hier waren es aber nicht etwa die Bachstelzen, die die beiden Vögel ängstigten, sondern der fette Mensch, der da wie eine Kegelrobbe regungslos auf der Lauer lag und ab und zu Richtung Dach blinzelte:


same

Beide Vögel müssen die Nahrungsquelle während meiner Abwesenheit entdeckt haben. 

Und tatsächlich stibitzten sie sofort die ersten Mehlwürmer, kaum dass ich aufgestanden war und ihnen den Rücken zugekehrt hatte. 

Egal.

Eine männliche Ringdrossel sah ich am 30. April am Ufer des Störtebekerkanal bei Neuwesteel:


male Ring Ouzel

Am Abend desselben Tages zogen drei Höckerschwäne über dem Watt Richtung Nord:


Mute Swan

Obwohl Höckerschwäne so groß sind, ist es fast immer so, dass man sie erst hört, bevor man sie sieht, wenn sie fliegen.

Das Geräusch, das ihre Schwingen verursachen, trägt meilenweit.

Vom "echten" Engländer werde ich leider nie ein schönes Bild machen können, also eines, auf dem er auf einer fotogenen Warte steht. Der Grund dafür: Entweder hält sich der Vogel weit draußen im Weizenfeld auf, wo man ihn zwischen den Halmen nicht sehen kann, oder aber er singt hoch oben im Baum, einer Esche, die wiederum im Garten des einzigen Hauses direkt am Deich steht. 

Das sieht dann so aus:




English Wagtail in da tree

Manchmal besinnt er sich aber auch seines Namens und sucht zwischen den Schafen auf dem Deich nach Nahrung:



same male

So sieht das aus!

Und jetzt stelle ich euch eine weitere interessante Schafstelze vor:


either an extremly coloured Blue-headed Wagtail or a specimen with Iberian roots

Sie ist ebenfalls verpaart und brütet unweit des Engländers, aber auf der anderen Seite des Deiches, also in den Salzwiesen:


same male

Diesen Vogel entdeckte ich am 24. April.

Er fiel mir wegen seiner kontrastreichen Kopfzeichnung, vor allem aber wegen der leuchtend-reinweißen Kehle auf.  



same

Eine normale Wiesenschafstelze (ich finde den Namen doof, weil dieser Lebensraum kein Alleinstellungsmerkmal für diese Unterart darstellt), wie man sie hier in Ostfriesland und in der ganzen Republik normalerweise sehen kann, hat keine weiße Kehle und einheitlich gefärbte Ohrdecken sowie einen entsprechenden Scheitel und Nacken.

Ein Bild eines ganz normalen Männchens:


a male Blue-headed Wagtail, as one can see here almost everywhere 

Und jetzt der Sonderling:



close up of the putative Spanish bird

Kinn und Kehle sind reinweiß, das Weiß zieht sich über die Halsseiten und entlang der Ohrdecken nach hinten.

Gleichzeitig ist der Zügel schwärzlich, ebenso der vordere Bereich der Ohrdecken. Interessant ist auch der einheitlich sehr schmale Überaugenstreif vor dem Auge. Kurz: Diese Schafstelze sieht wie der Zwillingsbruder eines Vogels aus, der seit dem letzten Frühjahr sein Unwesen am Dümmer treibt. 

Jedenfalls kann ich keinen Unterschied ausmachen. 

Weil die Dümmer-Stelze als Iberienschafstelze bestimmt worden ist, sollte es sich hier ebenfalls um diese Unterart handeln.  

Klasse, eingetütet. 

Dingfest gemacht!



same

Vonne Seite:


same

Von hinten (Weibchen nähert sich):


same


same

Nein, Kinners, so einfach ist es auch wieder nicht!

Denn wenn mir dieser Vogel auf den ersten Blick tatsächlich spanisch vorgekommen war, so keimten doch rasch verfickte Zweifel in mir auf. Und die wurden mit der Zeit immer stärker.

Denn natürlich habe auch ich recherchiert.

Zwar gibt es tatsächlich im Netz Fotos von Vögeln, die exakt so wie dieser aussehen, aufgenommen im Brutgebiet in Spanien oder Südwest-Frankreich.

Doch natürlich habe ich mich auch hier im Outback umgesehen. Und ich bin bei meiner Suche dort sowohl auf Vögel mit dunklem Zügel und dunkleren Ohrdecken gestoßen, als auch auf welche mit weißem Kinn und in einem Fall sogar zusätzlich weißer Kehle! Nie aber reichte das Weiß entlang der Ohrdecken nach hinten und in keinem Fall so weit die Kehle hinab. Und schließlich zeigte kein weiterer Vogel die hier vorgestellte Zeichnung und Färbung in dieser Ausprägung und Kombination. 

Unterm Strich steht für mich also die Frage, ob diese Schafstelze (und die vom Dümmer und eine weitere aus Hüfingen in Baden-Württemberg!) tatsächlich von der Iberischen Halbinsel stammt oder ob es sich hier um ein extremes Beispiel unserer Unterart handelt. Ich bin da wirklich hin und her gerissen, eben weil ich es für möglich halte, dass auch die heimische Variante so ein auffälliges Individuum hervorbringen kann. 

Die Schafstelze ist vor allem in Sachen Färbung so vielfältig wie der Inhalt einer Haribo-Colorado-Tüte. Nicht umsonst gibt es gefühlte 500 Unterarten. Doch auch innerhalb einer Unterart gibt es eine beträchtliche Variation. Vor allem die Weibchen sehen bisweilen sehr verschieden aus – manche sind unterseits fast komplett gelb, andere nahezu reinweiß, die einen haben einen blaugrauen Kopf, die anderen einen braungrauen; die beiden Bilder hier im Beitrag illustrieren das bereits sehr schön –, aber auch die Kerle gleichen einander nicht immer wie ein Ei dem anderen.

Noch zwei weitere Bilder:



same


same

Okay, noch eins:


same

Stimmlich gibt es nichts Aufälliges zu berichten. 

Alles, Rufe und Gesang, hört sich ganz normal an. Zwar ist dieser Vogel der einzige Schafstelzenmann in der unmittelbaren Nachbarschaft, der gebetsmühlenartig "tzri-tzri" singt, aber letztendlich können das alle Schafstelzen, wenn sie nur wollen (s. o.). 

Ich weiß auch nicht, ob sich iberische Vögel allein anhand ihrer Rufe oder des Gesanges sicher als solche bestimmen und von anderen Unterarten trennen lassen, wie das zum Beispiel bei der südosteuropäischen Maskenschafstelze der Fall ist, die deutlich verschieden ruft oder zumindest rufen kann.

Und nu? 

Eigentlich ist es für mich nicht so ganz wichtig, ob der Vogel wirklich spanische Wurzeln hat oder nicht. Ohnehin finde ich von allen Schafstelzen die von den Britischen Inseln am attraktivsten. Und dass die echt sind, also die, die ich hier gezeigt habe, daran habe ich keine Zweifel.

Das Weibchen des mutmaßlichen Spaniers soll der Vollständigkeit halber nicht vorenthalten werden. 

Es sieht so aus:



his wife

Zurück zum hübschen Hybriden:


the hybrid from the beginning of this post

Wenn man sich Schafstelzen genauer ansieht, vielleicht jedes einzelne Individuum, dann kann man durchaus was entdecken.

Schafstelzen-Lotterie sozusagen. 




same

Dieser Vogel, der sich nach einem morgendlichen Bad ausgiebigig putzte, war quasi der Anfang. 

Nein, nicht wirklich, denn ich hatte schon einmal eine singende Englische Schafstelze im Wybelsumer Polder vor einigen Jahren. Damals bin ich der Sache aber nicht weiter nachgegangen. 

Leider, wie ich jetzt finde. 


still the male hybrid



performing

Von innen:


from the inside

Ich musste sofort an die berüchtigte Schwarze Mamba denken. 

Am 27. April sah ich den Hybridvogel zum ersten Mal in diesem Jahr, wie ich schon ganz oben schrieb. Weil ich bereits am Vortag gezielt kontrolliert hatte, diese Schafstelze aber nicht finden konnte, kann ich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeut schreiben, dass der Vogel auch an diesem Tag oder in der Nacht zuvor angekommen sein muss.

Aber das nur ganz am Rande.

Jau, Kinners, das war's schon wieder für heute:



same

Ich mach'n Abflug.